Wie kann HR Lernprozesse konkret in den Arbeitsalltag integrieren und damit das Wachstum des Unternehmens unterstützen? Martijn Wagenaar, HR-Spezialist für Leadership und Learning bei Cornerstone, gibt Antworten.
Der Arbeitnehmermarkt ist hart umkämpft. Es gilt, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und wenn man die passenden Talente für das Unternehmen gewinnen konnte, sie auch nachhaltig zu halten. Was viele Arbeitgeber aber außer Acht lassen, ist, dass Weiterentwicklung und -bildung für viele auf dem Arbeitsmarkt und im Arbeitsalltag eine hohe Priorität hat. Laut einer Studie von Deloitte geben 43 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden an, dass sie ihre Fähigkeit zum Lernen verbessern möchten.
Zu den aktuellen Herausforderungen und Aufgaben von HR-Managern gehört es nun auch, die individuellen Karrierewege ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen und mit den neuesten HR-Trends Schritt zu halten. Dabei gilt: Wissen ist Macht – um Innovationen und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und den sich wandelnden Bedürfnissen moderner Arbeitnehmer einen Schritt voraus zu sein.
Unternehmen setzen Lernprozesse bereits weitgehend um, allerdings gestalten sich diese teilweise noch eher starr und sind nicht individuell anpassbar. Laut der Talent-Mobility-Studie 2023 von Cornerstone sind 51 Prozent der Mitarbeitenden in EMEA der Meinung, dass ihr Unternehmen sie bei der Kompetenzentwicklung am besten mit Möglichkeiten zur selbstständigen Weiterentwicklung unterstützen kann. Doch wie können HR-Verantwortliche Lernprozesse konkret in den Arbeitsalltag integrieren und damit das Wachstum des Unternehmens unterstützen?
1. Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, die Learning und Weiterentwicklung fördert
Es gilt, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Ihre Mitarbeitenden unterstützt fühlen, zu lernen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Es ist wichtig, dass die Bedeutung für kontinuierliches Lernen auch auf Führungsebene hervorgehoben wird. Zusätzlich dazu sollten Sie Ihren Teams Möglichkeiten und Ressourcen zur Verfügung stellen, ihre Fähigkeiten und Stärken auszubauen und Erfahrungen und Impulse auszutauschen.
Möglicherweise sind nicht sofort alle Mitarbeitenden offen für Veränderung. Ihre Mitarbeitenden könnten Bedenken oder Unsicherheiten gegenüber neuen Lernprozessen haben oder sich überfordert davon fühlen, mehr Zeit in ihre Weiterbildung zu investieren und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist eine offene und ehrliche Kommunikation hilfreich, die den Mitarbeitenden den Nutzen und die Prozesse erklärt. Wichtig ist auch, frühzeitig Möglichkeiten der Beteiligung zu schaffen, da diese das Misstrauen gegenüber den anstehenden Veränderungen abbauen kann.
2. Unterstützen Sie Ihre Teams mit Technologie und transparentem Skills Management
Technologie kann eine wirksame Ressource zur Unterstützung der Lernprozesse in Ihrem Unternehmen sein. Lernmanagementsysteme (LMS) oder insbesondere Learning Experience Plattformen (LXP) geben Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, Lernmaterialien einfach und schnell zu finden, effektiv zusammenzuarbeiten und sogar ihr eigenes Wissen, Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Ein weiterer Vorteil dieser Plattformen ist, dass Sie sich mit Opportunity Marketplaces einen Überblick über die Kompetenzen Ihrer Mitarbeitenden und ihre unternehmensinterne Weiterentwicklung verschaffen können.
Eine selbstlernende Unternehmensstruktur setzt voraus, dass die Mitarbeitenden mit den technologischen und digitalen Möglichkeiten vertraut sind. Daher ist es besonders wichtig, dass die Software eine natürliche Lernerfahrung bietet und sich an die verschiedenen Zielgruppen in Ihrem Unternehmen anpassen kann, um die Eingewöhnung zu erleichtern. Der Schlüssel bei der Einführung neuer Software ist wiederum eine offene Kommunikation mit den Mitarbeitenden, die den Mehrwert der Nutzung verständlich vermittelt.
3. Bieten Sie individuelle und relevante Lerninhalte
Um ein wachstumsorientiertes Denken zu fördern, ist es wichtig, den Mitarbeitenden relevante Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen, die auf ihre Bedürfnisse und Ziele zugeschnitten sind. So entfaltet die Learning Technologie ihre volle Wirkung und überzeugt die Mitarbeitenden davon, dass Entwicklung und kontinuierliches Lernen für ihren beruflichen Erfolg unerlässlich sind. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Führungskräfte Ihre Mitarbeitenden ermutigen, ihr Wissen auf der Lernplattform mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu teilen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen, die Lernangebote zu nutzen und dies auch transparent zeigen.
Der Aufbau einer selbstlernenden Organisation erfordert Ressourcen und neben Technologie und relevanten Lerninhalten vor allem Zeit. Es kann schwierig sein, die notwendigen Ressourcen zur Unterstützung von Lern- und Entwicklungsinitiativen bereitzustellen, aber die Investition wird sich langfristig für das Unternehmen auszahlen.
4. Überzeugen und motivieren Sie mit Fakten
Um die Mitarbeitenden zu motivieren und sie vom Mehrwert eines selbstlernenden Unternehmens zu überzeugen, ist es wichtig, den Fortschritt der Lerninitiativen in Ihrem Unternehmen zu messen und transparent zu machen. So können Sie auch überprüfen, ob die Lernprozesse die gewünschte Wirkung entfalten.
Die Bewertung des Fortschritts in einer selbstlernenden Struktur erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Dieser sollte verschiedene Facetten der Lernfähigkeit des Unternehmens berücksichtigen. Dazu gehören unter anderem das Engagement der Mitarbeitenden, das Wissensmanagement, die Experimentierfreudigkeit, die Innovationsfähigkeit, die Kundenzufriedenheit und die Anpassungsfähigkeit.
Die Zukunft gehört den Lernenden
Natürlich lassen sich eine Lernkultur und die damit verbundenen Prozesse nicht über Nacht etablieren, aber der Nutzen relativiert auf lange Sicht den Aufwand. Indem Sie in die persönliche Entwicklung Ihrer Mitarbeitenden investieren und eine selbstlernende Organisation schaffen, können Sie Ihr Unternehmen zukunftsfähig aufstellen und den Herausforderungen der Arbeitswelt resilient begegnen. Wissen ist Macht und gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihr Unternehmen kreativ und vorausschauend aufzubauen.
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Martijn Wagenaar ist HR-Spezialist für Leadership und Learning bei Cornerstone. Martijn Wagenaar ist seit mehr als 14 Jahren in Führungspositionen tätig und hat für zahlreiche Unternehmen in West-, Nord- und Mitteleuropa gearbeitet. In Irland war er für Tech-Firmen wie EMC und McAfee tätig. Seit 12 Jahren lebt er in Deutschland und verantwortete bei Jive Software den europäischen Vertrieb. Seit über 5 Jahren unterstützt er beim HR-Softwareanbieter Cornerstone OnDemand Kunden dabei, das Potenzial moderner Belegschaft auszuschöpfen.