Wie schlechte Führungskräfte ihren Unternehmen schaden

| | ,

Gehen oder bleiben? Führungskräfte spielen bei dieser Entscheidung der Teammitglieder die entscheidende Rolle, sagt Maren Hallin, Monster Deutschland.

Kündigung in der Krise: Die Wechselbereitschaft der deutschen Arbeitnehmenden hat zugenommen, die Unsicherheit der Corona-Pandemie hält viele aktuell noch vom Jobwechsel ab. Führungskräfte und ihr Einfluss auf die Bindung der Mitarbeitenden zum Unternehmen spielen jetzt eine entscheidende Rolle.

Mitarbeitende verlassen nicht das Unternehmen, sie verlassen die Führungskraft.

Eine landläufige Aussage, die sich durchaus mit Zahlen belegen lässt: Laut einer aktuellen Personio-Studie sind mangelnde Wertschätzung für ein Viertel der Befragten und das schlechte Management für beinahe jeden Fünften (18 Prozent) unter den Top-5-Kündigungsgründen. Fast jede/jeder zweite Befragte (45 Prozent) möchte in den nächsten sechs bis zwölf Monaten kündigen – oder spätestens dann, wenn sich der Arbeitsmarkt wieder erholt hat.

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

Führungskräfte können maßgeblich dazu beitragen, dass Mitarbeitende bleiben. Und das sollten sie auf jeden Fall tun, denn eine hohe Fluktuation kostet das Unternehmen richtig viel. Zunächst einmal richtig viel Geld: Eine Kündigung und deren Folgen bedeutet einen finanziellen Schaden von bis zu 150 Prozent des Jahresgehalts des oder der verlorenen Mitarbeiters / Mitarbeiterin, das hat das National Business Reseach Institute in Texas berechnet. Denn bis die Stelle nachbesetzt ist kommt einiges zusammen: Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräche, Anreisekosten und schließlich die Einarbeitung.

5,7 Millionen Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer haben innerlich schon gekündigt

Gerade wenn gute Mitarbeitende gehen, kann zudem das ganze Team ins Schleudern geraten. Arbeit bleibt liegen, die Produktivität leidet. Die Ausmaße können enorm sein: Der Gallup Engagement Index 2021 hat aufgedeckt, dass 5,7 Millionen Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer bereits innerlich gekündigt haben. Gallup schätzt, dass die volkswirtschaftlichen Kosten durch diese Fluktuation sich in Deutschland auf bis zu 118,4 Milliarden Euro im Jahr belaufen.

Neben finanziellen Schäden durch Kündigung kann die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden auch Imageschäden bedeuten: Die Meinung zum Unternehmen, zu Führungskompetenzen, zum Umgang mit der Corona-Krise und zur Unternehmenskultur ist über Online-Bewertungsportale und Social Media leicht abzugeben und für alle einsehbar. Nutzen Unternehmen solche Bewertungen als Chance, zu hinterfragen, was schiefläuft und Lösungsansätze dafür zu finden, zahlt das aufs Image ein. So können langfristig weitere Kündigungen vermieden und dafür gesorgt werden, dass die Bewertungen positiver und vielversprechende Talente nicht abgeschreckt werden. Auch Exit-Gespräche mit Mitarbeitenden, die sich bereits gegen das Unternehmen entschieden haben, bringen wertvolle Informationen, durch die ein Unternehmen sich verbessern kann.

Hohe emotionale Bindung an das Unternehmen senkt die Wechselbereitschaft

Sie können aber auch schon ansetzen, bevor Mitarbeitende ihre Kündigung unterschreiben. Der Gallup Engagement Index zeigt auch, dass die emotionale Bindung zum Unternehmen eine maßgebliche Rolle für Wechselmotivation spielt. Wissen Sie, wie es um die Meinung Ihrer Mitarbeitenden zum Unternehmen steht? Nein? Dann sollten sie es herausfinden!

Führungskräfte, gerade in großen Unternehmen mit vielen Mitarbeitenden, können natürlich nicht bei jeder oder jedem Einzelnen immer genau wissen, wie gerade die Gefühlslage gegenüber dem Unternehmen ist. Deshalb ist es umso wichtiger, in der Personalstrategie Gesprächsangebote zu verankern. Regelmäßige Personalgespräche, aber auch die Möglichkeit, dass Mitarbeitende sich jederzeit an Chefin oder Chef wenden können, wenn ihnen etwas auf der Seele brennt, sind im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.

Ist die Führungskraft selbst das Problem, funktioniert dieser Ansatz natürlich nicht mehr. Lösungen können hier andere Anlaufstellen abseits der eigenen Führungskraft, sowie Schulungen der Führungsetage oder eine anonyme Mitarbeiterbefragung sein. Sie fürchten das Umfrageergebnis? Deutlich unangenehmer ist es, wenn der Frust der Mitarbeitenden für alle lesbar im Internet steht oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Scharen das Unternehmen verlassen.

Wer Wertschätzung spürt, bleibt dem Unternehmen eher treu

Die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmenden hat laut Gallup Engagement Index 2021 im vergangenen Jahr zugenommen: Nur noch sechs von zehn Mitarbeitenden (61 Prozent) beabsichtigen in einem Jahr ohne Wenn und Aber noch bei ihrer derzeitigen Firma zu sein. 2019 waren es noch 73 und im Jahr zuvor 78 Prozent.

Woran kann das liegen? Ein offensichtlicher Grund sind die veränderten Arbeitsbedingungen durch Corona. Auf der Hand liegt natürlich, dass Kurzarbeit nicht gerade für Freudensprünge gesorgt hat: Fast die Hälfte der Beschäftigten, die davon betroffen waren, halten die Augen nach einem neuen Job offen.

Und bei denen, die davon nicht betroffen waren oder sind? Da spielen Unternehmenskultur und Führungskräfte wieder eine wichtige Rolle: Der Monster Insights HR-Report 2021 zeigt, dass Unternehmen sich unter anderem um Themen wie Gehaltsschutz, transparente Kommunikation und Karriereentwicklung kümmern sollten, um den Sorgen der Mitarbeitenden entgegenzuwirken. Auch ein gutes Corona-Gesundheitsmanagement sorgt bis heute für das nötige Sicherheitsgefühl.

Die Pandemie war und ist für Unternehmen also nach wie vor eine Chance zu zeigen, wie gut sie ihre Mitarbeitenden durch die Krise bringen. Und das haben die deutschen Unternehmen laut Gallup gut hinbekommen, drei Viertel der Befragten sind mit der Geschäftsführung zufrieden. Doch auch hier lohnt es sich, die Führungsetage auf den Prüfstand zu stellen.

Haben Mitarbeitende das Gefühl, dass die Führungskraft Interesse an der eigenen Person zeigt und die Stärken wahrnimmt, übertragen sie diesen positiven Eindruck auch stärker auf das ganze Unternehmen. Das wiederum stärkt die emotionale Bindung. In dem Fall haben Unternehmen viel gewonnen: Mitarbeitende mit hoher Bindung suchen deutlich weniger aktiv nach einem neuen Arbeitsplatz, nämlich nur zwei Prozent der Befragten – im Vergleich zu 19 Prozent der Personen, die keine Bindung zum Unternehmen haben und wechseln wollen.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag „Kündigungswelle nach Corona? Was HR tun kann“, der sich auf die oben erwähnte Personio-Studie bezieht. 

Foto Maren Hallin

Maren Hallin kam 2016 zur Jobbörse und Karriereplattform Monster und verantwortet aktuell als Leiterin des Marketingteams die Themenbereiche Marketing- und Markenstrategie sowie Public Relations in der DACH-Region. Als Expertin für Karrierethemen liegt ihr die Unterstützung der Kandidat:innen bei der Suche nach dem Job, der zu ihnen passt, besonders am Herzen. Und sie ist überzeugt davon, dass ein einfaches „Danke“ am Arbeitsplatz Wunder bewirken kann.

Seit über 25 Jahren unterstützt das Online-Karriereportal Monster weltweit Arbeitnehmer bei der Suche nach dem richtigen Job und Arbeitgeber bei der Suche nach den besten Talenten. Heute agiert das Unternehmen in über 40 Ländern und bietet Lösungen rund um Jobsuche, Karriereplanung, Rekrutierung und Talentmanagement.

Vorheriger Beitrag

Remote Work: Von Kreuzberg nach Faro

Advertorials im HR JOURNAL

Folgender Beitrag