Werteorientiertes Onboarding: Kernwerte konsequent leben

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Bei Dr. Ausbüttel & Co. stehen die „Core Values“ auf dem Onboarding-Plan, sagt Janne Klar, Leiterin Sozialunternehmerisches Engagement. Sie erläutert, wie werteorientiertes Onboarding in ihrem Unternehmen gelebt wird.

Der „War for Talents“ geht in eine neue Phase. Laut statistischem Bundesamt wird die Zahl der Erwerbstätigen bis 2050 auf bis zu 52 Prozent sinken. Der Wirtschaft werden – mit dem Ruhestand der Babyboomer – rund 15 Millionen Arbeitskräfte verlorengehen. Die Umwerbung junger Talente erfordert innovative Konzepte.

Schon heute zeichnet sich auf dem Arbeitsmarkt ein neues Mindset ab. Während vor nicht langer Zeit ein ordentliches Gehalt und eine gute Work-Life-Balance im Vordergrund der Arbeitnehmerwünsche standen, spielt heute die Unternehmenskultur die entscheidende Rolle bei der Wahl des Arbeitsplatzes.

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Eine Frage der Ethik

Laut einer Umfrage der Recruiting-Plattform Glassdoor erwarten 89 Prozent der Befragten, dass sich Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen mit einer klaren Unternehmensethik positionieren. Mehr als drei Viertel der Jobsuchenden beschäftigen sich bereits vor einer Bewerbung intensiv mit der Unternehmenskultur. Denn, so die Begründung: Die Kultur habe einen höheren Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit als das eigene Gehalt.

Unternehmen scheinen sich dieser Verantwortung bewusster zu werden. Inhabergeführte Familienunternehmen haben jedoch, laut der Publikation „Werteorientierte Personalführung“ der Fachhochschule des Mittelstands, bei dieser Frage die Nase vorn. Denn Werte bestimmen oft schon seit Generationen das unternehmerische Handeln.

Die Aufgabe des Employer Branding

Um Mitarbeitende mit dem passenden „Cultural Fit“ zu finden und langfristig ans Unternehmen zu binden, müssen die „Core Values“, also die Kernwerte des Unternehmens, klar definiert und kommuniziert werden. Dabei tragen Führungskräfte, insbesondere die Unternehmensleitung, eine besondere Verantwortung: Denn Werte werden nur lebendig, wenn Sie gelebt werden.

Onboarding neu gedacht

Damit das Leitbild kein abstrakter Begriff im Corporate Handbuch bleibt, sind innovative HR-Konzepte gefragt. Das Medizinprodukteunternehmen Dr. Ausbüttel ist ein gutes Beispiel. Hier wird das Onboarding als Schlüsselprozess verstanden, um Mitarbeitende nicht nur fachlich und sozial zu integrieren, sondern auch, um sie mit den Werten vertraut zu machen. Der Onboarding-Prozess beginnt mit der Vertragsunterzeichnung und endet frühestens mit dem Ablauf der Probezeit.

Die Vorbereitungsphase: Der erste Eindruck zählt

Da zwischen Vertragsschluss und Arbeitsbeginn mehrere Monate liegen können, beginnt die Employer Journey mit einer Pre-Boarding-Box. Diese wird vor dem ersten Arbeitstag versendet. Neben einem persönlichen Welcome-Brief des Mentors enthält das Paket Infomaterial zum Unternehmen, den Benefits und Werten, verschiedene Eigen-Produkte sowie Merchandising-Artikel.

Doch es gibt noch mehr, damit sich neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon jetzt als Teil von Dr. Ausbüttel fühlen. Neben dem regelmäßigen Austausch zu organisatorischen Fragen, wird „Frischlingen“ die Möglichkeit gegeben, in lockerer Runde vorab Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und sich in sozialen Projekten in der Gesellschaft zu engagieren. Denn das Unternehmen verbindet seit vielen Jahren eine hohe Leistungsorientierung mit gelebtem sozialem Engagement und bindet dabei alle Mitarbeitenden von Anfang an aktiv ein.

Die Orientierungsphase: Die drei ersten Monate

Die ersten Arbeitstage sind entscheidend für ein positives Onboarding-Erlebnis. Dass Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz, den Aufgabenbereich und ihr Team kennenlernen und damit eine gute Basis für ein kollegiales Verhältnis legen, ist mittlerweile in vielen Unternehmen selbstverständlich. Dass „Core Values“ auf dem Onboarding-Plan stehen, dagegen selten.

Janne Klar hat dazu mit dem HR-Team von Dr. Ausbüttel auf Grundlage eines Design-Thinking Prozesses den Onboarding-Prozess neu entwickelt. Laut ihr liegt die Herausforderung darin, abstrakte Werte mit Leben zu füllen. Eine der Maßnahmen ist das Storytelling. Dieses zielt darauf ab, durch Erzählungen eine Verbindung zwischen Mitarbeitenden und Unternehmenswerten herzustellen.

“Wir nutzen diese Methode etwa, um im Rahmen eines Unternehmensrundgangs über die Geschichte, unsere Ziele und die soziale Verantwortung zu informieren. Auch die Leitungskräfte bedienen sich dieses Ansatzes in Onboarding-Gesprächen“, beschreibt Klar das Vorgehen. “Das Storytelling erlaubt es uns, die fünf Kernwerte – Leistungsorientierung, Lösungsorientierung, Freiheit, Vertrauen und Soziales Engagement – in einen lebendigen Kontext zu setzen.” Daneben führen die Leitungskräfte und Mitarbeitende der HR-Abteilung regelmäßige Fokus- und Feedback-Gespräche mit den Neuen durch.

Die Integrationsphase: Bis zum Ende der Probezeit

Spätestens in dieser Phase nehmen neue Mitarbeitende das erste Mal an sozialen Einsätzen teil. Als Hersteller von bezahlbaren Wundauflagen für jedermann ist gesellschaftliches Engagement seit jeher Teil der Firmengeschichte. Die sozialen Projekte verknüpfen Unternehmenswerte mit der Praxis. Die Mitarbeitenden kommen in Ihren Einsätzen unter anderem in Kontakt mit benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Senioren oder Menschen mit Behinderung. Das führt nicht nur zu einem Perspektivwechsel, sondern gibt auch neue Impulse für den Berufsalltag.

In diesem Zusammenhang ist auch der regelmäßige Austausch mit der Geschäftsleitung wichtig. Schon im Rahmen des Onboardings stellt sich der Inhaber Stephan Kohorst den Fragen der neuen Mitarbeitenden. Dies nimmt nicht nur Berührungsängste, sondern illustriert die Werte aus seinem persönlichen Blickwinkel und ordnet ihren Stellenwert für die Erreichung der Unternehmensziele ein.

Werteorientiertes Onboarding – eine Aufgabe für das gesamte Unternehmen

Werteorientiertes Onboarding ist ein langwieriger Prozess: Und einer, der sämtliche Kräfte des Unternehmens, nicht nur der HR-Abteilung, bindet. Auch von den Führungskräften wird erwartet, sich ständig weiterzubilden, um Werte zu vermitteln und in die Prozesse zu integrieren. An der Durchführung der Onboarding-Maßnahmen – die sich über sechs Monate erstrecken – sind unzählige Menschen beteiligt. Doch Janne Klar ist überzeugt: “Ein Prozess, der sich dennoch lohnt. Denn die Onboarding Experience und die Auseinandersetzung mit den Werten entscheidet maßgeblich über die spätere Motivation, die Bindung und die Identifikation mit unserem Unternehmen.”

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Foto Janne Klar

Janne Klar hat über zwölf Jahre den Bereich HR bei der Dr. Ausbüttel & Co. GmbH aufgebaut und ist unter anderem für die Entwicklung des Werte-Onboarding-Konzeptes verantwortlich. Seit März 2022 verantwortet sie als Leiterin Sozialunternehmerisches Engagement den Aufbau eines neuen, innovativen gesellschaftlichen Engagements für das Unternehmen.

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