Was tun, um Kündigungswellen abzuwenden?

| | ,

Was Unternehmen tun können, um Talente zu binden und Kündigungswellen vorzubeugen, schildert Maren Hallin von Monster Deutschland.

Der Kampf um die Talente nimmt weiter an Fahrt auf. Der Konkurrenzdruck steigt. Kündigungswellen im angelsächsischen Raum lassen Arbeitgeber auch hierzulande zittern.

Besonders in den USA kündigen immer mehr Menschen ihren Job. Im vergangenen Jahr waren es satte 45 Millionen und damit so viele Menschen wie nie zuvor. Dieses Phänomen wird als „The Great Resignation“ bezeichnet. Auch in Großbritannien haben freiwillige Kündigungen den höchsten Stand seit über zwanzig Jahren erreicht. Angesichts der dynamischen Entwicklung im angelsächsischen Raum sind auch Arbeitgeber in Deutschland besorgt, dass dieser Trend zu uns überschwappen könnte.

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

Jobsuchende am längeren Hebel

Aktuellen Studien zufolge ist der Jobmarkt in Deutschland nach über zwei Jahren Pandemie wieder auf Wachstum ausgelegt: Laut dem diesjährigen HR Report „Monster Insights“ wollen 93 Prozent der Unternehmen 2022 Personal einstellen. Das ist ein Zuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber steht die Tatsache, dass sich nur zehn Prozent der aktiven Jobsuchenden in Deutschland sorgen, nicht auf Anhieb die perfekte Stelle zu finden.

Nicht zu vergessen, dass viele Unternehmen ihre Stellen inzwischen gleich deutschlandweit ausschreiben und den Kandidatinnen / Kandidaten damit die Möglichkeit bieten, ortsunabhängig zu arbeiten. Der lokale Sitz des Arbeitgebers muss damit kein ausschlaggebender Faktor mehr sein, was die Auswahlmöglichkeit vergrößert und den Konkurrenzdruck für Unternehmen zusätzlich erhöht.

Für Bewerbende stehen Themen wie ein sicheres Gehalt, flexibles Arbeiten und eine faire Bezahlung ganz oben auf der Wunschliste – und sie sitzen wegen des Fachkräftemangels am längeren Hebel. Unternehmen müssen also reagieren, wenn sie ihre Talente halten und neue dazugewinnen wollen. Dabei sollten sie insbesondere auf Transparenz setzen, denn ein Fünftel der Kandidatinnen / Kandidaten ist skeptisch gegenüber den Versprechen, die Arbeitgeber machen.

Talente binden und Kündigungswellen vorbeugen

Mitarbeitende auch längerfristig ans eigene Unternehmen zu binden, stellt viele Arbeitgeber vor enorme Herausforderungen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und gar nicht erst Gefahr zu laufen, von einer Kündigungswelle überrollt zu werden, können die richtigen Vorkehrungen helfen:

  • Flexible Remote- & Hybridmodelle

Die meisten Mitarbeitenden in Büros haben sich an Homeoffice gewöhnt, präferieren jedoch einen gelungenen Mix zwischen Büro und Heimarbeit. Laut den Monster Insights würden knapp die Hälfte der Deutschen am liebsten im Büro und remote arbeiten, wünschen sich in jedem Fall aber mehr Flexibilität. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen sich eine passende Strategie überlegen und dabei beachten, dass nicht der Ort der Arbeit entscheidend ist, sondern die Effektivität, mit der diese erledigt wird.

  • Führungsstil und Unternehmenskultur

Flache Hierarchien und eine transparente Kommunikation sollten die Unternehmenskultur bestimmen und die Basis für die Beziehung zwischen den Angestellten und dem Unternehmen sein. Arbeitgeber können ein positives Betriebsklima aktiv mitgestalten, indem sie mit Ihren Teams auf Augenhöhe kommunizieren und Ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Außerdem sorgen unterstützende Benefit-Programme, etwa Eltern- und Familienprogramme oder Employee-Assistance-Förderungen dafür, Mitarbeitende zu entlasten, sodass diese den Kopf für ihre eigentlichen Tätigkeiten frei haben.

  • Weiterentwicklungsmöglichkeiten

Es ist wichtig, Arbeitnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Unternehmen weiterzuentwickeln. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, in denen Karriereziele und gegenseitige Vorstellungen thematisiert werden, bilden dabei die Grundlage für individuelle Karrierepläne. Außerdem ist es für zukunftsorientierte Unternehmen unumgänglich, in Weiterbildungsmaßnahmen der eigenen Mitarbeitenden zu investieren. Dadurch können Unternehmen nicht nur dem Fachkräftemangel und der Mitarbeiterfluktuation entgegenwirken, sondern auch die Expertise und damit die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens steigern.

  • Gesundheitsförderung

Steigende Komplexität und ständige Erreichbarkeit verlangen den Mitarbeitenden eine hohe Leistungsfähigkeit ab. Gerade bei Bürojobs kommt die Bewegung im Alltag und sportliche Betätigung da oft zu kurz. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden mit entsprechenden Maßnahmen wie betrieblichem Gesundheitsmanagement und Zuschüssen für Sportprogramme unterstützen und somit zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen. Das spiegelt sich auch in der Unternehmensproduktivität und der Wettbewerbsfähigkeit wider.

  • Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI)

Ein erfolgreiches DEI-Management fördert die Kultur der Zugehörigkeit innerhalb einer Organisation und gewinnt auch in Zukunft, insbesondere für die jüngeren Generationen, noch mehr an Bedeutung. Dabei geht es insbesondere darum, die Chancengleichheit und die besondere Kreativität zu fördern, die typisch für eine bunt gemischte Belegschaft ist.

Aus einem erfolgreichen DEI-Management ergeben sich nicht nur soziale Vorteile und ein positives Employer Branding, auch wirtschaftliche Vorteile sind deutlich erkennbar. Denn es fließen unterschiedliche Blickwinkel, Erfahrungen und Expertisen in die Unternehmensentwicklung ein, die schließlich auch Innovationen fördern.

Wir halten fest: Die Arbeitskultur befindet sich im Wandel und die Prioritäten von Arbeitnehmenden verschieben sich sehr deutlich in Richtung mehr Flexibilität. Im Kampf um Talente sind es vor allem die nachhaltigen Strategien, die Mitarbeitende langfristig an das Unternehmen binden und sich somit positiv auf das Image des Arbeitgebers auswirken. Unternehmen, die ihre HR-Prozesse entsprechend gestalten, sind im Falle einer Kündigungswelle nach dem angelsächsischen Vorbild klar im Vorteil.

Lesen Sie auch die folgenden Beiträge:

Foto Maren Hallin

Maren Hallin kam 2016 zur Jobbörse und Karriereplattform Monster und verantwortet aktuell als Leiterin des Marketingteams die Themenbereiche Marketing- und Markenstrategie sowie Public Relations in der DACH-Region. Als Expertin für Karrierethemen liegt ihr die Unterstützung der Kandidat:innen bei der Suche nach dem Job, der zu ihnen passt, besonders am Herzen. Und sie ist überzeugt davon, dass ein einfaches „Danke“ am Arbeitsplatz Wunder bewirken kann.

Seit über 25 Jahren unterstützt das Online-Karriereportal Monster weltweit Arbeitnehmer bei der Suche nach dem richtigen Job und Arbeitgeber bei der Suche nach den besten Talenten. Heute agiert das Unternehmen in über 40 Ländern und bietet Lösungen rund um Jobsuche, Karriereplanung, Rekrutierung und Talentmanagement.

Vorheriger Beitrag

Personalentwicklung: Anstachler statt Streichler

Best Practices für eine erfolgreiche Personalarbeit

Folgender Beitrag