Viele Industriebranchen so agil wie Öffentliche Verwaltung

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Angestellte in IT, Internet und Beratung schätzen ihre Arbeitskultur besonders kollegial und teamorientiert ein, so eine Analyse von kununu.

Der Wettbewerb um die Talente wird auch über die Kultur entschieden. Hier schneiden drei Branchen im Vergleich zu den anderen im Spiegel der Mitarbeiter auffallend positiv ab: IT, Internet und Beratung. Zudem zeigen sich in der Wahrnehmung der Mitarbeiter in Traditionsindustrien wie dem Maschinenbau deutliche Agilitätsdefizite. Darauf weist eine aktuelle Analyse von 30.000 auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu abgegebenen Kulturassessments für Unternehmen aus zehn Branchen aus dem DACH-Raum hin.

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Die glücklichen Drei: Branchen nach Kollegialität und Motivation

Ordnet man die von den Arbeitnehmern gewählten Begriffe übergeordneten Kategorien zu, so werden in den Branchen Beratung, IT und Internet überdurchschnittlich häufig Begriffe genannt, die sich dem Thema „Kollegialität“ zuordnen lassen (Begriffe wie „Sich kollegial verhalten“ oder „Für sein Team arbeiten“). Begriffe aus diesem Cluster werden in der Beratung von 54,5 Prozent gewählt, in der IT von 52,5 Prozent, in der Internetbranche von 49,3 Prozent. Zum Vergleich sind es in der Öffentlichen Verwaltung 38,8 Prozent.

Beim Thema „Motivation“ (zum Beispiel „Mit Begeisterung bei der Sache sein“ oder „Die eigene Arbeit sinnvoll finden“) liegen wiederum Internet (42,6 Prozent), IT (42,0 Prozent) und Beratung vorn (41,8 Prozent). Auch im Branchencluster „Gesundheit/Soziales/Pflege“ werden diese Begriffe mit 33,8 Prozent noch überdurchschnittlich oft gewählt. Schlusslicht beim Thema Motivation ist wiederum die Öffentliche Verwaltung mit 27,8 Prozent. Aber auch Handel (28,6 Prozent) und Automobilwirtschaft (28,8 Prozent) weichen beim Thema Motivation deutlich nach unten ab.

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Druck bei Branchen mit „Corona-Helden“ als besonders stark empfunden

Begriffe, die auf einen starken Leistungsdruck für die Arbeitnehmer hinweisen wie „Mitarbeiter überfordern“ oder „dauernd Überstunden machen“ werden in Beratung (13,8 Prozent), IT (12,4 Prozent) und Internet (12,8 Prozent) vergleichsweise selten gewählt, obwohl sich die Branchen zum Teil durch sportliche Arbeitszeiten auszeichnen. Vorn liegen hier Handel (23,7 Prozent), Gesundheit/Soziales/Pflege (21,1 Prozent) und Automobil (19,7 Prozent). Gerade in den im Zusammenhang mit Corona als systemrelevant charakterisierten Branchen Handel und Gesundheit/Soziales/Pflege ist das Empfinden von Druck besonders stark ausgeprägt.

Auf eine starke Ausübung von Macht auf Arbeitnehmer deuten Begriffe wie „Mitarbeiter klein halten“ oder „Mitarbeiter eng kontrollieren“. Hier assoziieren Mitarbeiter aus Handel und Maschinenbau (jeweils 18,6 Prozent), Industrie (18,4 Prozent), Automobil (17,7 Prozent), Banken (17,5 Prozent) und Gesundheit/Soziales/Pflege (16,9 Prozent) ihre Arbeitgeber überdurchschnittlich oft mit den entsprechenden Begriffen. Unterdurchschnittlich ausgeprägt sind diese als Schwäche der Arbeitgeber empfundenen Begriffen in den Branchen Internet (13,1 Prozent), IT (12,5 Prozent) und Beratung (12,1 Prozent).

Maschinenbau und Banken kaum agiler als Öffentliche Verwaltung

Folgt man der Einschätzung der Arbeitnehmer, so bewegen sich traditionelle Kernbranchen der Wirtschaft wie Automobil, Maschinenbau oder Industrie im deutschsprachigen Raum weit vom Agilitäts-Benchmark entfernt. Im Maschinenbau wählen nur 18,7 Prozent der Arbeitnehmer Begriffe aus dem semantischen Agilitäts-Cluster wie „Neue Dinge ausprobieren“ oder „Sich was trauen“. Auch weitere traditionelle Kernindustrien wie etwa die Automobilwirtschaft (19,9 Prozent) weisen hier unterdurchschnittliche Werte auf.

Ebenso empfinden die unter einem vergleichbaren Veränderungsdruck stehenden Banken lediglich 19,0 Prozent der eigenen Mitarbeiter als agil. Diese Branchen liegen damit beim Thema Agilität allesamt näher an der Öffentlichen Verwaltung (13,5 Prozent) als an den schnelleren Branchen: Über dem Durchschnitt liegen wiederum Internet (37,1 Prozent), Beratung (33,2 Prozent) und IT (31,4 Prozent).

Über die Kulturanalyse und den Kulturkompass

Für die aktuelle Untersuchung hat das Beratungsunternehmen NEO Culture Datensätze ausgewertet, die zwischen September 2019 und Mai 2020 im Rahmen des Kulturkompasses auf kununu.com erhoben wurden. Die Arbeitgeberbewertungsplattform hat inzwischen über 200.000 solcher mitarbeiterbasierten Kulturdaten erfasst. Für einzelne Unternehmen sind zum Teil mehrere hundert Datensätze vorhanden. Mit Hilfe des Kulturkompasses sollen Arbeitnehmer auf einen Blick Unterschiede in der Arbeitskultur von Unternehmen erkennen können und auf dieser Basis genau den Arbeitgeber finden, der am besten zu ihnen passt. Grundlage des Verfahrens sind 160 Wertbegriffe, aus denen die Bewertenden jeweils bis zu 40 Begriffe auswählen können, die am besten mit ihren Erfahrungen übereinstimmen.

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