Der Deutsche Rekrutierungs Index DRI® 2020 der Hager Unternehmensberatung stimmt (verhalten) optimistisch. Erfahren Sie mehr von Martin Krill.
Starkes Wachstum der Digitalbranche und fehlende Fachkräfte über alle Bereiche hinweg – das waren die Kerntrends am Arbeitsmarkt im vergangenen Jahr, die sich auch im Deutschen Rekrutierungs Index DRI® 2019 widerspiegelten. In diesem Jahr wird die Weltwirtschaft vor allem von der anhaltenden Corona-Krise beeinflusst. Während die einen von der Krise profitieren, haben die anderen seit der Lockdown-Phase mit massiven Umsatzeinbrüchen zu kämpfen und oder fürchten um ihre Existenz.
Welchen Einfluss die weltweite Pandemie bislang auf das Rekrutierungsverhalten der Unternehmen in Deutschland genommen hat und wie sich dies im laufenden Geschäftsjahr weiterentwickeln wird, zeigt der Deutsche Rekrutierungs Index DRI® 2020.
Hierfür hat die auf Executive Search spezialisierte Hager Unternehmensberatung im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang August dieses Jahres rund 3.000 Personen – Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Personalverantwortliche – in deutschen Unternehmen befragt. Ein Großteil der partizipierten Firmen ist im Bereich Digital & Technology (71,4 Prozent) tätig, knapp ein Viertel im Sektor Professional Services (23,8 Prozent), gefolgt von Industrial (14,3 Prozent) und Financial Services (14,3 Prozent) sowie Consumer Industries (4,8 Prozent).
Rund jedes vierte Unternehmen, das am DRI® 2020 teilgenommen hat, beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über alle Standorte hinweg. Auch waren die Unternehmen mit 3.000 bis 10.000 Beschäftigten,in der Umfrage stark repräsentiert.
Mehr erfolgreiche Besetzungen als im Vorjahr
In diesem Jahr waren Unternehmen erfolgreicher bei der Besetzung ihrer vakanten Positionen als noch 2019. Während im vorigen Jahr 40,9 Prozent der Unternehmensvertreter angaben, fast alle Vakanzen besetzt zu haben, waren es 2020 sogar 47,6 Prozent. Von diesen konnten etwas mehr als ein Drittel (40 Prozent) die vakanten Stellen eigenständig besetzen, wohingegen knapp zwei Drittel (60 Prozent) externe Unterstützung, zum Beispiel durch Personalberatungen oder ähnliches, hinzugezogen haben.
Die Gründe, warum Vakanzen nicht erfolgreich besetzt werden konnten, lassen sich im Wesentlichen auf den Fachkräftemangel zurückführen. Beispielweise kreideten die Unternehmen den Mangel an Spezialisten mit ausreichend Erfahrung oder den fehlenden Abiturjahrgang an. Auch stimme die Qualität oder Qualifikation der Bewerber oft nicht mit den Anforderungen an die zu besetzende Position überein.
Personalbedarf trotz Krise vielfach gleichgeblieben
Viele Unternehmen haben ihre Beschäftigten in den vergangenen Wochen und Monaten in Kurzarbeit geschickt. Tatsächlich gab im Rahmen des DRI® 2020 jedoch nur gut jeder zehnte Partizipierende (9,5 Prozent) an, in Kurzarbeit zu sein. Bei fast der Hälfte (47,6 Prozent) der teilnehmenden Firmen hat Corona keinen Einfluss auf den Personalbedarf genommen. Gesunken ist der Bedarf bei knapp einem Viertel (23,8 Prozent) der Befragten und bei einem Teil sogar gestiegen (14,3 Prozent). Zu Entlassungen kam es während der Pandemie nur bei wenigen Firmen (4,8 Prozent). Aus den Ergebnissen sticht zudem hervor, dass Kurzarbeit und Entlassungen vorwiegend bei großen Unternehmen und Konzernen erfolgten.
Trotz Krise planen viele Unternehmen Neueinstellungen
Während 2019 etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmenden (43,2 Prozent) anführte, die Zahl der Neueinstellungen erhöhen zu wollen, zeigt die Auswertung des DRI® 2020, dass aktuell knapp über die Hälfte (52,4 Prozent) planen, neue Mitarbeiter einzustellen. Die Zahl der geplanten Neueinstellungen schwankt dabei in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße.
Ein interessanter Aspekt dabei: Von den Firmen, deren Personalbedarf zuletzt Corona-bedingt gesunken war, plant dennoch über ein Drittel (40 Prozent) für die kommenden Quartale die Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein gestiegener Personalbedarf während der Hochphase der Krise geht bei allen Partizipierenden mit geplanten Neueinstellungen einher. Ist der Bedarf gleichgeblieben, sind es immerhin über die Hälfte der Unternehmen (60 Prozent), die planen, die Zahl ihrer Beschäftigten zu erhöhen.
Streichung von Positionen nur bei wenigen der Fall
Von den Befragten gab etwas weniger als die Hälfte (47,6 Prozent) an, dass sie in den nächsten Monaten weniger Personal einstellen werden. Als Gründe hierfür nannten die Unternehmen das schwierige wirtschaftliche Umfeld sowie die stark gesunkene Nachfrage, weshalb der aktuelle und prognostizierte Bedarf aus eigenen Ressourcen abgedeckt werde. Insbesondere Akteure im internationalen Umfeld sehen die Krise als noch nicht überwunden und sind daher zurückhaltend bei Neueinstellungen.
Nur jeder zehnte Befragte plant für das kommende Quartal die Streichung von Positionen – bei der großen Mehrheit (90 Prozent) der partizipierenden Unternehmen ist dies hingegen kein Thema. Wenn Stellen gestrichen werden, bewegt sich dies bei keinem der Antwortenden über die Marke von zehn Prozent.
Fazit:
Zwar ist die Corona-Krise nach wie vor am Arbeitsmarkt zu spüren, doch das Ergebnis des Deutschen Rekrutierungs Indexes DRI® 2020 lässt uns positiv auf die weitere Entwicklung blicken, denn über die Hälfte der partizipierten Unternehmen plant für die nächste Zeit Neueinstellungen. Zu diesem Ergebnis ist auch eine Umfrage des Jobportals StepStone in Österreich gekommen. Von den hier befragten Rekrutierungs- und Personalverantwortlichen im Nachbarland rechnen zwei Drittel für 2021 mit einer eher oder sogar sehr hohen Nachfrage nach Fachkräften, insbesondere im IT- und Vertriebs-Umfeld. Dabei werden laut Stepstone vor allem Fachkräfte mit Berufserfahrung gesucht.
Fach- und Führungskräfte mit genügend Erfahrung sind in Zeiten der Krise unverzichtbar für Unternehmen. Doch der Fachkräftemangel erschwert nach wie vor die Suche nach den besten Köpfen. Dass bei der Suche und Auswahl der Top-Kandidaten immer mehr Firmen auf externe Unterstützung setzen, zeigen die Ergebnisse des DRI® 2020: Fast zwei Drittel der partizipierten Unternehmen, die ihre Vakanzen erfolgreich besetzen konnten, wurden durch eine Personalberatung oder andere externe Partner unterstützt.
Martin Krill ist seit 2004 geschäftsführender Gesellschafter der HAGER Executive Consulting und Ansprechpartner und Experte für die Bereiche „Digital & Technology“. Als erfahrener Executive-Search-Berater hat er in den letzten 20 Jahren Unternehmen erfolgreich bei der Besetzung anspruchsvoller Führungspositionen unterstützt. Martin Krill ist seit den 1990er Jahren fest in der IT-Branche verwurzelt. Er hat die Entwicklung von HAGER Executive Consulting und die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dieser Branche maßgeblich geprägt.