Umfrage: Deutlicher Rückgang bei Azubi-Bewerbungen

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Die Corona-Krise hat zu einem dramatischen Rückgang der Azubi-Bewerbungen geführt – und zugleich ein Digitalisierungsdefizit bei den Berufsschulen offenbart. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage von u-form Testsysteme zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die duale Ausbildung. An der im April und Mai 2020 durchgeführten Online-Umfrage haben 1.180 Ausbildungsverantwortliche und Azubis teilgenommen. Wissenschaftlich begleitet wurde die Untersuchung von Professor Christoph Beck.

Die Corona-Krise hat sich tiefgreifend auf das Azubi-Recruiting ausgewirkt: 16,8 Prozent der von u-form Testsysteme 472 befragten Ausbildungsbetriebe plant, die Zahl der Ausbildungsplätze zu reduzieren. 49,4 Prozent von ihnen erhalten weniger Bewerbungen. Ihre Bewerbungsprozesse vor dem Hintergrund der Lockdown-Maßnahmen umgestellt haben erst 30,3 Prozent der Ausbildungsbetriebe. Gerade bei den gewerblichen Ausbildungsberufen gibt es erhebliche Probleme bei der Umstellung, da sich die Verfahren hier schlechter virtuell abbilden lassen, zeigen die Kommentare der Umfrageteilnehmer.

Ausbildung im Home-Office

Bei 51,6 Prozent der Betriebe findet die Ausbildung aktuell vollständig oder zum Teil im Home-Office statt. Das ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden – besonders außerhalb der kaufmännischen Ausbildungsberufe: „Genügend qualifizierte Inhalte zur Verfügung zu stellen für IT-Berufe ist schwierig“ schreibt ein Teilnehmer, Home-Office sei „in den technischen Berufen im praktischen Teil nicht möglich“, resümiert ein anderer.

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Kritik an Berufsschulen durch die Ausbilder

Eher unzufrieden sind die Ausbilder mit der Betreuung durch die Berufsschulen. Nur rund 45,3 Prozent der Befragten sieht die Betreuung als gut oder sehr gut an. In den Kommentaren scheint immer wieder Kritik an dem Krisenmanagement der Schulen durch: „Ich vermisse die Unterstützung der Berufsschule sehr. Zum Teil gibt es nicht einmal Lernaufträge“, berichtet ein Ausbilder. „Momentan rächen sich die Versäumnisse der Vergangenheit, indem zu wenig für den digitalen Ausbau der Schulen unternommen wurde“, meint ein anderer.

Unzufriedenheit der Azubis

Der Blick der Azubis auf die Rolle der Berufsschule in der Corona-Krise ist ähnlich kritisch. Nur 42,5 Prozent der Azubis sieht die Betreuung durch die Berufsschule als gut oder sehr gut an. Bei den dual Studierenden betrachten dagegen eine deutliche Mehrheit (62,4 Prozent) die Betreuung durch die (privatwirtschaftlich organisierten) Hochschulen während der Coronakrise als gut oder sehr gut. Unterricht durch die Berufsschullehrer erhält die große Mehrheit der Azubis aktuell in Form von Selbstlernaufgaben (84,9 Prozent). Deutlich seltener ist virtueller Unterricht (21,2 Prozent). „Man kann sich das eigentlich gar nicht vorstellen. Man muss sich die Unterrichtsstoffe selbst beibringen“, berichtet ein Azubi. „Ich finde es sehr schwach, dass die Schulen in dieser Zeit kein richtiges Konzept entwickeln,“ schreibt ein anderer.

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