Mitarbeiterempfehlungsprogramme legen in der Gunst der Recruiter zu, Direktvermittlung (Headhunter) verliert an Relevanz. Jobbörsen sind nach wie vor die Nummer 1 bei der Suche nach neuen Kräften. Hier die Ergebnisse der Studie „Recruiting-Strukturen – ein Benchmark 2023“.
Ein erfolgreiches Recruiting ist ein Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Vor diesem Hintergrund führen die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK), die Wollmilchsau GmbH und die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) regelmäßig eine Benchmark-Studie durch.
Im Jahr 2023 wurden im Rahmen der Studie „Recruiting-Strukturen – ein Benchmark 2023“ 1.121 Personen in HR-Funktionen zu ihren Rekrutierungspraktiken befragt. Im Vergleich zu den Daten aus 2022 zeigen die Ergebnisse, wie sich das Recruiting verändert hat. Die Ergebnisse:
- Rekrutierung als Kernfunktion: Über 62 Prozent betrachten Rekrutierung nach wie vor als Kernfunktion in ihren Unternehmen. Im Vergleich zum Jahr 2022 (61 Prozent) hat sich dieser Prozentsatz kaum verändert.
- Nutzung und Erfolg der einschlägigen Jobbörsen bei der Stellenbesetzung bleiben mit Abstand auf einem sehr hohen Niveau.
- Im Vergleich von 2022 zu 2023 werden Mitarbeiterempfehlungsprogramme jedoch deutlich intensiver genutzt. Ihre Nutzung stieg um fast 14 Prozent und die Einschätzung ihres Erfolgs liegt über 8 Prozent über der Bewertung des Vorjahrs. Dies lässt auf die gewachsene Bedeutung der Arbeitgeberattraktivität der Unternehmen schließen. Nur wenn die Mitarbeitenden ihren Arbeitgeber positiv erleben, werden sie auch Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld für eine Mitarbeit in ihren Unternehmen empfehlen.
- Erst danach folgt das Active Sourcing hinsichtlich Nutzung und Erfolg. Die Bewertung des Erfolgs der Direktvermittlung durch Personalberater/Dienstleister fällt im Vergleich zum Vorjahr mit knapp 16 Prozent deutlich.
- Auslastung: Bei mehr als der Hälfte der Befragten sind zwischen 0,5 und 3,0 FTE (Full Time Equivalent / Vollzeitäquivalent) als Recruiter tätig. Bei knapp 30 Prozent sind dies zwischen 3,5 und 10 FTE. Im Durchschnitt betreut ein Recruiter 19 Positionen gleichzeitig (Median 15). Im Jahr sind es 40 Stellen, wobei der Median bei 35 Stellen pro Recruiter liegt.
- Strategische Personalplanung: Fast 55 Prozent der Befragten führen eine strategische Personalplanung durch, davon priorisieren knapp 26 Prozent vakante Stellen.
- Bewerbermanagementsysteme: Der Markt für Bewerbermanagementsysteme ist fragmentiert, und es gibt nur wenige Anbieter, die einen Anteil von mehr als 10 Prozent haben.
- Nutzung von Kennzahlen: Die Studie zeigt, dass die Nutzung von KPIs im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist; Time-to-Hire, Cost-per-Hire und Channel Effectiveness (Anzahl Bewerbungen) gehören weiterhin zu den beliebtesten KPIs im Recruiting.
- Skills im Recrutiting: Diskretion, Zuverlässigkeit und eigenständiges Arbeiten sind nach wie vor die wichtigsten Skills für Recruiter. Perspektivisch werden der Umgang mit Analytics-Systemen, sozialen Medien sowie aktuelle Kenntnisse im Personalmarketing und Employer Branding immer wichtiger.
Für Professor Peter M. Wald (HTWK) setzt die Studie „Recruiting-Strukturen – ein Benchmark 2023“ ein Signal: „Die Studie zeigt die herausragende Bedeutung des Recruitings auch unter sich ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Notwendig bleibt jedoch eine anhaltende Professionalisierung. Dass hier der Anteil der Unternehmen, die beim Recruiting auf HR-Generalisten statt Recruiting-Spezialisten setzen von 47 Prozent im Vorjahr auf 38 Prozent gesunken ist, lässt hoffen. Schwerpunkte der Weiterentwicklung sollten künftig vor allem beim Marktscreening und der Auswahl der Recruiting-Methode liegen, weil hier bislang nur knapp 60 Prozent der Recruiter aktiv sind.“
Die Studie „Recruiting-Strukturen – ein Benchmark 2023“ mit allen Details und Auswertungen steht kostenfrei zum Download unter https://www.dgfp.de/mediathek/publikationen zur Verfügung.
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