Slow Work stellt Qualität über Quantität und fordert ein Umdenken in der Arbeitswelt. Leistung sollte nicht an der geleisteten Arbeitszeit gemessen werden, sondern am Ergebnis, meint Lydia Kothmeier, SVP of Operations bei Storyblok. Mit gezielten Maßnahmen wie Entschleunigung, Automatisierung und klaren Zielvorgaben können Unternehmen nicht nur Produktivität und Effizienz steigern, sondern auch die Zufriedenheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden fördern. Erfahren Sie, warum es sich lohnt, den Fokus auf das Wesentliche zu legen.
Zeitdruck, Leistungsansprüche und Wettbewerb in einer technologisierten und konstant vernetzten Welt fordern uns Menschen eine Menge ab – sowohl im Privatleben als auch im Arbeitsalltag. Hinzu kommen globale Krisen und Ungewissheit, was insgesamt zu einem alarmierenden Ergebnis führt: Immer mehr Arbeitnehmende fühlen sich schlichtweg überfordert, zu erschöpft zum Arbeiten und sind unzufrieden im Job.
Das Gegenmodell dazu lautet Slow Work – ein Arbeitsansatz, der Qualität über Quantität stellt. Damit soll eine ausgewogene Work-Life-Balance gefördert und das Risiko von stressbedingten Erkrankungen wie Burnout gesenkt werden. Durch bewusste Entschleunigung und den Fokus auf das Wesentliche sollen sich schließlich nicht nur Zufriedenheit und Wohlbefinden von Mitarbeitenden steigern lassen, sondern auch Produktivität und Effizienz.
Herausforderungen unserer modernen Arbeitswelt
Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer stehen heutzutage unter erheblichem Druck, den Leistungsansprüchen in ihrem Job gerecht zu werden. Hinzu kommt die Einhaltung von knappen Deadlines, damit Unternehmen in einer schnelllebigen Welt wettbewerbsfähig bleiben können. Obwohl die Arbeitslast von Mitarbeitenden steigt, fehlt oft die nötige Zeit, um sich intensiver mit Analysen und kreativen Denkprozessen zu beschäftigen. Stattdessen dominiert das schnelle Abarbeiten von stetig wachsenden To-do-Listen den Arbeitsalltag.
Für viele bleibt deshalb kaum Raum für strategisches oder innovatives Denken – Aspekte, die entscheidend für den langfristigen Erfolg von Unternehmen einerseits und persönliche Erfüllung andererseits sind. Hinzu kommt der Anspruch an zunehmende Arbeitsgeschwindigkeit und Effizienz, der häufig zu Stress und Überforderung führt. Auch die ständige Erreichbarkeit und der Druck, in kürzester Zeit immer mehr zu leisten, belasten die mentale Gesundheit und schmälern die Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
Wie Slow Work als Lösungsansatz funktioniert
Um die Arbeit zu entschleunigen und Qualität in den Fokus zu rücken, erfordert es verschiedene Maßnahmen. Die Grundlage dafür bietet ein Framework, das die Vision, strategischen Ziele, Aufgabenausführung und Leistungsmessung beinhaltet. Ein solches Framework sorgt für Transparenz, indem es die genauen Erwartungen sowie den zeitlichen Rahmen für Projekte offenlegt. Gleichzeitig erleichtert es Mitarbeitenden, den Überblick zu behalten und Prioritäten zu setzen.
Damit einhergehend spielt auch die Gestaltung von Prozessen eine entscheidende Rolle. Diese sollten so klar definiert und gut dokumentiert sein, dass während des Urlaubs oder bei spontanem Ausfall von Teammitgliedern für jede Aufgabe eine Vertretung übernehmen kann. Das Backup ermöglicht es Beschäftigten, ihren Urlaub wirklich zu nutzen und abzuschalten – ohne ständig erreichbar zu sein.
Der Ansatz von Slow Work sieht zudem nicht vor, die Mitarbeiterleistung anhand des Umfangs der Arbeitszeit und investierten Stunden zu messen, sondern an der Qualität und dem Output der Arbeit. Durch den Einsatz von flexiblen Arbeitszeiten sowie der Möglichkeit, remote zu arbeiten, können Mitarbeitende ihre produktivsten Zeiten nutzen und ihre Aufgaben entsprechend individuell umsetzen. Das trägt zur Motivation bei und sorgt für eine ausgewogenere Work-Life-Balance.
Die Rolle von Automatisierung im Slow Work Modell
Eine zentrale Bedeutung hat außerdem die Automatisierung von Arbeitsabläufen, die sich ständig wiederholen. Unternehmen sparen dadurch wertvolle Ressourcen ein und Mitarbeitenden bleibt mehr Zeit für kreative und analytische Arbeit. Während monotone Aufgaben und Routinearbeiten auf Dauer häufig als belastend empfunden werden, da sie das Gefühl von Erschöpfung und Frustration verstärken, fördern kreative und analytische Aufgaben die persönliche Weiterentwicklung. Hinzu kommt, dass durch Abwechslung und geistige Herausforderungen auch die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden und somit die Zufriedenheit steigt.
Um die Automatisierung von Prozessen in der Praxis zu erleichtern, können vor allem Tools Abhilfe schaffen, die für diese Prozesse implementiert werden und Abläufe insgesamt vereinfachen. Auch Künstliche Intelligenz bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Mitarbeitenden den Arbeitsalltag zu erleichtern und Prozesse effizienter zu gestalten – beispielsweise beim Brainstorming oder als Recherche-Hilfe. Obwohl die Implementierung von neuen Technologien zunächst eine Investition für Organisationen darstellt, ist sie essenziell, um die Skalierbarkeit und die Mitarbeiterentlastung zu verbinden.
Welche Aspekte Führungskräfte beachten sollten
Damit Slow Work funktioniert, bedarf es einen offenen und unterstützenden Führungsstil. Führungskräfte sollten darauf geschult sein, auf die Bedürfnisse ihrer Teams eingehen zu können. Wichtig ist zudem, dass sie frühzeitig erkennen, wenn Teammitglieder eine Pause, neue Priorisierung oder zusätzliche Unterstützung benötigen. Sollten Mitarbeitende externe Unterstützung für ihre mentale Gesundheit benötigen, ist es zu empfehlen, Zugang zu diesen Ressourcen bereitzustellen, zum Beispiel über ein Employee-Assistance-Program. Darüber hinaus sollten Führungskräfte den Austausch über Work-Life-Balance und mentale Gesundheit aktiv fördern und Mitarbeitenden Rückhalt geben.
Die Vorteile für Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer
Dank klar definierter Ziele und Prioritäten wissen Mitarbeitende genau, wie ihre Arbeit zum Gesamterfolg des Unternehmens beiträgt. Die Transparenz über Unternehmensstrategien und die Leistungsbewertung nach Ergebnissen statt Arbeitszeit fördert außerdem das Gefühl von Wertschätzung bei Arbeitgeberinnen / Arbeitgebern. Da der Slow Work Ansatz Eigenverantwortung und viel Freiraum vorsieht, profitieren Mitarbeitende von einer hohen Flexibilität und haben die Möglichkeit, ihre eigenen gesunden Routinen zu entwickeln. Diese Herangehensweise stärkt die mentale Gesundheit und ermöglicht Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmern, sich besser zu regenerieren.
Auf der anderen Seite können Beschäftigte durch abwechslungsreiche Aufgaben auch persönlich wachsen und sich weiterentwickeln. Dadurch entstehen weitere Vorteile: von einer gesteigerten Motivation über eine höhere Zufriedenheit bis hin zu einem stärkeren Selbstbewusstsein.
Mit zufriedenen Mitarbeitenden zum langfristigen Unternehmenserfolg
Slow Work fordert den gängigen Arbeitsbegriff, Produktivität durch lange Arbeitszeiten zu definieren, heraus, denn der Ansatz zeigt auf, dass Qualität nicht zwangsläufig in der Quantität der Arbeit liegt. Durch gezielte Maßnahmen zur Entschleunigung, Automatisierung und transparente Zielvorgaben können sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende profitieren.
Das Modell fördert eine Arbeitsweise, die auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet ist und gleichzeitig auch die langfristige Leistungsfähigkeit sichern soll. Slow Work ermöglicht einen Ausgleich zwischen Produktivität und persönlichem Wohlbefinden und zeigt schließlich, dass Weile statt Eile im modernen Arbeitsumfeld keine Schwäche, sondern vielmehr ein Zukunftsmodell für nachhaltigen Erfolg darstellt.
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Lydia Kothmeier ist SVP of Operations bei dem Softwareunternehmen Storyblok, Anbieter eines Content-Management-Systems (CMS). Mit ihrem Hintergrund und ihrer Expertise in den Bereichen M&A, Financial Planning & Analysis, People Management sowie ihrer Erfahrung als Business Consultant und Prokuristin kann Lydia heute ein breites Wissen in ihrer Tätigkeit anwenden.