Warum die Rückkehr zur Präsenzpflicht ein Rückschritt ist

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Die Debatte über die Rückkehr ins Büro konzentriert sich zu sehr darauf, wie die Arbeit erledigt wird, meint Victor Geus, Area Managing Director Central Europe bei Kenvue. Stattdessen sollten wir darüber sprechen, was wir mit unserer Leistung erreichen wollen – anstatt auf einer Präsenzpflicht zu beharren. Ein Plädoyer für flexible Arbeitsmodelle und eine „Culture of Care“.

Homeoffice, „Work from anywhere“ oder flexible Arbeitszeiten sind mehr als nur Verhandlungsmasse, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Vielmehr fördern flexible Arbeitsmodelle ein inklusives Umfeld und eine gesunde Unternehmenskultur und tragen so zum Geschäftserfolg bei. Umso wichtiger ist es, den Back-to-office-Trend kritisch zu hinterfragen.

Laut einer KMPG-Studie sind 68 Prozent der deutschen Top-Entscheider überzeugt, dass ihre Angestellten binnen drei Jahren wieder Vollzeit im Büro arbeiten werden. Immer mehr Unternehmen kündigen aktuell entsprechende Schritte an und rufen Mitarbeitende zurück ins Büro, verknüpft mit der Erwartung auf mehr Teamgeist und Effizienz.

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Doch die Rückkehr zur vollständigen Präsenzpflicht ist umstritten. So zeigt eine Studie der Universität Pittsburgh: Das verpflichtende Präsenzmodell steigert weder Produktivität noch Unternehmenserfolg. Weder finanziell noch mit Blick auf den Unternehmenswert konnten die Wissenschaftlerinnen / Wissenschaftler Verbesserungen ermitteln. Stattdessen deutet die Studie darauf hin, dass es Managerinnen / Managern vor allem um eines geht: die Kontrolle ihrer Teams.

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Warum die Rückkehr zur Präsenzpflicht ein Rückschritt ist
Twenty20/@walton_dana121

Dazu passt eine weitere Perspektive: Die Studie der Universität Pittsburgh belegt auch, dass die Zufriedenheit von Mitarbeitenden mit der Wiedereinführung der vollständigen Präsenzpflicht sinkt. In ähnliche Richtungen weisen vergleichbare Befragungen aus Deutschland. Die Konstanzer Homeoffice-Studie etwa, die seit 2020 die Einstellung der deutschen Erwerbsbevölkerung, von Führungskräften und Unternehmen zu mobilem Arbeiten und Homeoffice erhebt. Danach führe die Präsenzpflicht nicht notwendigerweise zu mehr Leistung, wohl aber zu einer deutlich höheren emotionalen Erschöpfung der Arbeitnehmenden.

Eine Umfrage der Königsteiner Gruppe kommt zu dem Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich zu Hause weniger gestresst, im Büro sind es nur 26 Prozent. Die Mehrheit gab außerdem an, sich in den eigenen vier Wänden während und nach der Arbeit ausgeglichener zu fühlen. Festzuhalten bleibt: Flexible Arbeitsmodelle tragen zum Wohlbefinden der Mitarbeitenden bei und können somit eine Basis für den unternehmerischen Erfolg legen.

Katalysator für Diversity, Equity and Inclusion

Foto Teamarbeit
Envato/jacoblund

Wem diese Fakten für eine Befürwortung von flexiblen Arbeitsmodellen nicht ausreichen, sollte auch den Aspekt von Diversity, Equity und Inclusion (DEI) betrachten. Vielfältige Perspektiven und ein inklusives Umfeld prägen nicht nur die Unternehmenskultur, sondern stellen auch einen Wettbewerbsvorteil dar. Denn eine Arbeitsumgebung, in der sich jede(r) zugehörig fühlen, ihr oder sein Bestes einbringen kann, die unterstützt, fördert und Leistung belohnt, trägt am Ende zum Unternehmenserfolg bei.

Bei Kenvue bieten wir vielfältige Optionen für flexibles Arbeiten, die in Absprache mit der Führungskraft individuell umgesetzt werden können. Das gibt uns die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse von Mitarbeitenden entlang der Lebensphasen einzugehen und gleichzeitig den wertvollen persönlichen Austausch zu unterstützen.

Flexibles Arbeiten bei Kenvue

Denken wir an ein Elternteil mit Kleinkind, das die Führungsrolle mit der neuen Lebensphase dank flexibler Arbeitszeiten oder Job Sharing balancieren kann. Ein Mitarbeiter, dessen pflegebedürftiger Vater weit entfernt oder im Ausland lebt, und der seine Familie vor Ort dank unserer „Work from anywhere“ Regelungen* für bis zu 30 Arbeitstage im Jahr unterstützen kann.

Oder auch die internationalen Kolleginnen / Kollegen, die mit dieser Option den Kontakt zu Verwandten, Freunden in der Heimat und zu ihrer Kultur halten können. Berufseinsteigende, die weiter entfernt von der Unternehmenszentrale wohnen und den Job überhaupt nur in Erwägung ziehen, weil es flexible Regelungen zur Präsenz im Büro gibt.

Dies sind Beispiele aus unserem Unternehmensalltag, die zeigen: Flexibilität hat viele Gesichter. Flexible Arbeitsmodelle, von hybridem Arbeiten, über Jobsharing bis hin zu „Work from anywhere“, sorgen für einen systemischen Rahmen, der Leistung und ihre Wirkung in den Vordergrund stellt – unabhängig davon, wo und wann die Arbeit erbracht wurde – und dabei auf Mitarbeitende und deren individuelle Bedürfnisse eingeht.

Schaffung einer gesunden und inklusiven Unternehmenskultur

Foto Teamarbeit
Envato/AboutImages

Bei Kenvue sprechen wir in diesem Zusammenhang auch von einer „Culture of Care“, in der Mitarbeitende und ihre Bedürfnisse gehört werden und in der Führungskräfte eine zentrale Rolle einnehmen, um unsere wertebasierte und inklusive Unternehmenskultur zu gestalten.

Ihre Aufgabe ist es, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, eine Arbeitsumgebung, die Sinn, Wertschätzung und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt, Leistung anerkennt und belohnt, Unterstützung anbietet und Weiterentwicklung fördert.

Das Ergebnis ist unter anderem unser diverses globales Team, das wir als Wettbewerbsvorteil verstehen: Ende 2023 war die Hälfte unserer globalen Belegschaft weiblich und mehr als die Hälfte der globalen Führungsrollen wurden von Frauen ausgeübt.

Eine diverse Belegschaft wie diese bringt auch entscheidende Vorteile für uns als Unternehmen, das mit seinen Produkten rund 1,2 Milliarden Menschen weltweit erreicht. Dank der vielfältigen Perspektiven unseres Teams lassen sich Innovationen entwickeln und Lösungen schaffen, die den unterschiedlichen Lebenswelten und Bedürfnissen der verschiedenen Konsumentengruppen entsprechen.

Fazit:

Die Debatte rund um die Rückkehr ins Büro konzentriert sich zu sehr auf die Art und Weise, wie Arbeit erbracht wird. Stattdessen sollten wir darüber sprechen, was wir mit unserer Leistung bewirken wollen. Aus dieser Perspektive betrachtet, bringt Flexibilität Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmende gleichermaßen.

Sie schafft die Basis für diversere Teams, ein inklusiveres Arbeitsumfeld und damit auch für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Sie ist eine wichtige Säule für eine gesunde Unternehmenskultur, die wiederum Innovationskraft und Leistung fördert und so einen direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat.

* Mit Ausnahme von Indien

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Foto Victor Geus

Victor Geus ist Area Managing Director Central Europe bei Kenvue (ehemals Johnson & Johnson Consumer Health), einem der weltweit führenden Consumer Health Unternehmen. In dieser Rolle verantwortet er das Geschäft in 14 Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er verfügt über umfassende Führungserfahrung, insbesondere mit internationalen Teams: Im Laufe seiner Karriere war er für Unternehmen in Europa und in Nordamerika tätig.

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