Remote Work: Von Kreuzberg nach Faro

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Wenn aus einem Sabbatical ein neuer Standort in Portugal wird, berichtet Alexander Janthur, CEO von Turbine Kreuzberg. Und zeigt: Remote Work lohnt sich.

“Gute Entwicklerinnen und Entwickler sind so schwer zu finden!” oder “Wie binde ich meine IT-Mitarbeiter langfristig?” Diese und andere Sätze hört man heute in vielen Unternehmen. Auch Alexander Janthur sah sich mit diesem Problem konfrontiert und griff zu einer unkonventionellen Lösung: Angetrieben vom Impuls eines Kollegens entschied er, einen zweiten Standort in Faro, Portugal, aufzumachen.

Es begann alles mit einem Sabbatical: Während einer Auszeit reiste ein langjähriger, sehr geschätzter Mitarbeiter unserer Agentur Turbine Kreuzberg durch Europa – und landete schließlich in Faro, Portugal. Schönes Wetter, viele aufgeschlossene Menschen, eine hohe Lebensqualität und exzellente Bedingungen beim Surfen überzeugten. Der Kollege wollte am liebsten gar nicht mehr nach Berlin zurück.

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Als er diesen Wunsch mit unserem Team teilte, war das zunächst ein kleiner Dämpfer. Gute Entwicklerinnen und Entwickler sind schließlich nicht leicht zu finden, gerade in Berlin. Und: Trotz unserer rund 90 Köpfe haben wir einen ziemlich familiären Zusammenhalt. Doch, so die nächste Überlegung, Programmieren kann man ja von überall – und mit Remote Work wäre der Kollege auch in 2015 bei Turbine Kreuzberg nicht der Erste. Warum sollte er also nicht einfach von Faro aus arbeiten?

Der Remote Work folgte ein fester Standort

Remote Work: Von Kreuzberg nach Faro

Gesagt, getan: Der Mitarbeiter mietete sich in einem Co-Working-Space ein, vernetzte sich in der örtlichen Tech-Szene und fand schnell weitere sehr qualifizierte Mitstreiterinnen / Mitstreiter, die gut zur Unternehmenskultur passten – eine Chance, die wir nutzen mussten. Das Team wuchs, zunächst folgten weitere Remote-Anstellungen. Schließlich folgte der logische Schritt, einen eigenen festen Standort zu gründen. Inzwischen arbeiten in Faro über 30 Kolleginnen und Kollegen, Tendenz steigend. Neue Teammitglieder, die vollkommen remote arbeiten, kommen stetig hinzu – sowohl in Portugal als auch in anderen europäischen Ländern. Durch ein Sabbatical ist Turbine Kreuzberg zur europäischen Technologieagentur geworden.

Portugal: Digital, gut vernetzt und eine blühende Tech-Szene

Foto Café in Lissabon

Dabei konnten auch jede Menge Learnings gewonnen werden. Insbesondere das frühe Engagement des Kollegen in der lokalen Tech-Community sowie später durch das Unternehmen selbst hat sich als positiv herausgestellt. Durch Events für Entwicklerinnen / Entwickler und Tech-Enthusiasten oder auch Vorträgen an der örtlichen Universität konnten wertvolle Kontakte geknüpft werden. Die portugiesische Tech-Szene erwies sich als extrem aufgeschlossen und hilfsbereit. Zudem konnten ohne große Umstände neue Teammitglieder gewonnen werden, die sich mit einer aufgeschlossenen, lockeren Art und hoher Qualifizierung in kürzester Zeit ins Unternehmen eingliederten.

Für Portugal spricht außerdem, dass sich durch seine EU-Mitgliedschaft die organisatorischen Hürden in Grenzen halten. Zudem ist der Digitalisierungsgrad des Landes hoch, auch in der öffentlichen Verwaltung, was administrative Herausforderungen minimiert. Einige Dinge, beispielsweise in Sachen Arbeitsrecht, sind trotzdem unterschiedlich. So ist ein dreizehntes und vierzehntes Monatsgehalt verpflichtend. Um solche Besonderheiten so früh wie möglich einzuplanen, kann es empfehlenswert sein, zumindest anfangs mit einem erfahrenen Partner zusammenzuarbeiten, wie beispielsweise der Deutsch-Portugiesischen Handelskammer.

Chance für Unternehmen und Team: Remote Work abroad

Foto Lissabon

Seit der Entstehung des Standortes in Faro in 2015 hat insgesamt eine massive Veränderung der Arbeitsverhältnisse im Tech-Bereich stattgefunden. Während Remote Work 2015 noch eher eine Ausnahme war, ist im Zuge der Corona-Pandemie ein neues Zeitalter angebrochen, in dem Remote Work zur Normalität gehört. Zudem hat sich die portugiesische Tech-Szene in den letzten Jahre rapide weiterentwickelt, was man unter anderem auch an der größten Technologie-Veranstaltung der Welt, dem Web Summit, erkennen kann. Lissabon ist inzwischen zum international bedeutenden Tech-Hub gereift. Die Algarve und Faro im Speziellen ziehen derzeit nach. Das wird begünstigt von einem exzellenten Ausbildungsumfeld in der Universitätsstadt – das technische Niveau von Absolventinnen und Absolventen ist erstklassig.

Remote Work lohnt sich

Mann arbeitet am Tablet

Turbine Kreuzbergs Entscheidung, nach Faro zu gehen, zeigt, dass (nicht nur) Tech-Unternehmen die Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt, wo immer möglich, nutzen sollten: Unternehmen greifen dadurch auf einen deutlich größeren Talent-Pool zu. Gerade bei der schwierigen Recruiting-Lage in der Softwareentwicklung bedeutet das eine große Entlastung. Dass Unternehmen im internationalen Wettbewerb um Talente stehen, kann auch für Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer große Vorteile bedeuten, da sich die Arbeitsbedingungen insgesamt verbessern. Wer gute, an die regionalen Bedürfnisse angepasste Konditionen bietet, gewinnt – in Portugal beispielsweise durch eine Krankenversicherung, die auch Familienmitglieder einbezieht.

Ein leaner Start und schnelle Learnings

Von einem neuen Standort profitiert auch das bestehende Team. Es erweitert nicht nur individuelle Freiheitsräume, insbesondere weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den jeweils anderen Standorten arbeiten und die dortige Tech-Szene kennenlernen können, sondern auch die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung. Nicht zuletzt führen Teams, in denen Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund zusammenkommen, auch zu besseren Ergebnissen. Wenn Firmen vorhaben, selbst diesen Schritt zu gehen, dann empfiehlt es sich, möglichst lean zu starten und das Team sukzessive auszubauen. So lässt sich ohne größeres Risiko testen, ob ein solches Konzept auch für das eigene Unternehmen funktioniert.

Photos: ©Twenty20/@NamNguyenHai / ©Envato/pilens / ©Envato/SeanPavone / ©Envato/nd3000

Foto Alexander Janthur

Alexander Janthur ist Gründer und CEO von Turbine Kreuzberg, einer Technologieagentur aus Berlin, die mit ihrer breiten technologischen Expertise den gesamten Lebenszyklus von Applikationen abdeckt. Mit weitreichenden Erfahrungen in der Softwareentwicklung und im E-Commerce verantwortet er vorrangig den Bereich Finanzen, die strategische Weiterentwicklung der Agentur und unterstützt in der strategischen Begleitung von Großprojekten.

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