Wie ein Mind Change in Unternehmen unsere Fachkräfte-Problematik lösen könnte, erklärt Morten Babakhani, CEO und Gründer der Brandmonks.
Wenn sich Personalverantwortliche für die Lebensläufe von Quereinsteigern öffnen, können Unternehmen von neuen Talenten profitieren. Gerade die aktuelle Krise, die einen großen Wandel des Arbeitsmarktes mit sich bringt, bietet viele neue Chancen beim Talent-Recruiting. Sie zu erkennen und zu nutzen, kann in vielen Branchen, wie in der IT, in digitalen Bereichen und in der Gesundheitsbranche bei der Fachkräfte-Suche enorm helfen.
Hidden Champions erkennen und fördern
Kein Land hat so viele Hidden Champions wie Deutschland. Wir haben einen extrem starken Mittelstand, doch der Großteil hat nur bedingt Verständnis für die Bedeutung von mehr Diversity in seinen Mitarbeiterstrukturen und steht dem Recruiting von Quereinsteigern eher konservativ gegenüber. Deshalb gibt es in vielen Unternehmen auch keine Strategie, wie man Quereinsteiger an Bord holt und sie effektiv einsetzt.
Dabei könnte das für viele Bereiche eine Lösung ihres Fachkräfte-Problems sein! Denn Fachkräfte sind Mangelware, weil man immer nur nach einem ganz bestimmten Typus sucht, dessen Vita sich mit den Anforderungen des Jobprofils eins zu eins deckt. Wenn man Potenziale und Kompetenzen von möglichen Kandidaten abfragt und bewertet, findet man branchenfremde Bewerber, die exzellent in die Werte- und Motivstruktur des Unternehmens passen. Oftmals verfügen sie über Fähigkeiten, die für die ausgeschriebene Position besonders wertvoll, jedoch nicht offensichtlicher Teil ihres Lebenslaufs sind. Das bietet viele neue Chancen für Unternehmen im „War for Talents“!
Quereinsteigern eine Chance geben und großartige Mitarbeiter gewinnen
Es gibt in sehr vielen Unternehmen Berufseinsteiger aber auch langjährige Mitarbeiter, die dafür brennen, etwas Neues zu lernen, um zum Beispiel etwas Sinnstiftendes zu machen. Wir unterschätzen, welche Potenziale in Menschen stecken, die ein so starkes Bedürfnis nach einer neuen beruflichen Aufgabe haben. Doch wenn der Lebenslauf eines Bewerbers nicht zu hundert Prozent auf die Stelle passt, kommt er meist noch nicht mal in die engere Auswahl. Dabei sollten Unternehmen genau diese Chance nutzen, denn passende Quereinsteiger können den Fachbereich enorm bereichern!
Keine Angst vor falschen Entscheidungen!
Das MANAGEMENT MINDSET muss sich verändern! Auch wenn Recruiter offen für Quereinsteiger-Bewerbungen sind, weil sie das Potenzial eines solchen Bewerbers erkennen, sperrt sich häufig der Fachbereich gegen Kandidaten, die nicht die im Jobprofil beschriebenen Skills mitbringen. Warum ist das so? Der Fachbereich hat gelernt, skill-basiert, wie zum Beispiel nach formellen Abschlüssen, Fachwissen, Tool-Kenntnissen, vergangenen Erfolgen sowie nach der Branchenhistorie Bewerber auszuwählen. Dabei könnten in vielen Branchen passende Quereinsteiger bestimmte Berufe ebenso gut ausführen, wenn man in ihre Einarbeitung investiert. Doch aus Angst vor falschen Entscheidungen, die sich auf die eigene Karriere auswirken könnten, werden Kandidaten ohne roten Faden im Lebenslauf oft nicht eingestellt.
Diverse Team sind erfolgreicher
Dabei sind Mitarbeiter mit unterschiedlichem beruflichem Background die Voraussetzung für mehr Diversity. Ein Ziel, das viele Unternehmen anstreben und mit dem sie sich rühmen. Doch schaut man genauer hin, wird nicht überall Diversity und offener Mindset gelebt, wo er nach außen hin präsentiert wird. Deshalb muss bei Entscheidern in Unternehmen ein größeres Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass diverse Teams zum Unternehmenserfolg beitragen. Hier herrscht großer Aufklärungs- und Schulungsbedarf, damit Potenziale von Quereinsteiger erkannt und effektiv eingearbeitet werden.
Kompetenzbasiertes Recruiting
Entscheider brauchen aber auch Unterstützung dabei, Quereinsteiger hinsichtlich ihrer passenden Kompetenzen, wie Motivation, Resilienz und Lernfähigkeit richtig zu bewerten. Der Lebenslauf und Arbeitszeugnisse sind dabei nicht aussagekräftig. Um herauszufinden, welches Potenzial in einem Kandidaten steckt, brauchen Personalentscheider konstruktive Tools und Best Practices. Valide und möglichst standardisierbare Methoden können helfen, um genau diese Fertigkeiten einzuschätzen.
Eine Frage des Willens
Doch in erster Linie ist Quereinsteiger Recruiting und die Umstellung der Mitarbeiterstruktur auf mehr Diversity eine Frage des Willens, ansonsten kann dies Jahre dauern. Ein Veränderungsverlangen und eine Mindset-Revolution müssen aus den oberen Etagen kommen. Das funktioniert bei Familienunternehmen sehr gut aufgrund ihrer schnellen Entscheidungsstrukturen. Denn gibt ein Entscheider die Richtung vor, dann wird’s auch so gemacht und eine Organisation kann sehr synchron und entschlossen in eine bestimme Richtung gehen. Doch wie kann ein Unternehmen mit festen Strukturen, das zeit- und kosteneffizient arbeiten muss, solche neuen motivierten und talentierten Mitarbeiter finden? Wie sollte ein optimaler Recruiting-Prozess aufgestellt sein, um auf unentdeckte Talente zu stoßen?
Mitwirkungspflicht des Managements
Die Entwicklung einer wirksamen Strategie für die Einstellung von Quereinsteigern und mehr Diversität ist keine leichte Aufgabe und erfordert eine starke, nachhaltige und integrative Führung. Das Management hat hierbei die größte Mitwirkungspflicht. Eine Klare Kommunikation und ein Kommittent zur neuen Recruiting-Methode muss nach innen zwischen HR, Fachbereich und Geschäftsleitung definiert werden. Interview-Prozesse müssen auf Quereinsteiger angepasst werden, das Management muss den Bewerber-Markt verinnerlichen und die Fachbereiche müssen dadurch in einen sogenannten Winning Modus kommen.
Mut und Mind Change für langfristigen Unternehmenserfolg
Mein Fazit: Passende Quereinsteiger zu finden und dann auch den Mut aufzubringen, sie einzustellen, das ist die große Herausforderung, vor der immer noch viele Unternehmen stehen. Deshalb muss ein Mind Change bei den Entscheidern stattfinden. Sie müssen eine Diversity-Kultur fördern, Ziele danach ausrichten und Strategien und Tools integrieren. So können sie die großartigen Potenziale des Arbeitsmarktes für ihr wirtschaftliches Wachstum richtig einsetzen und Menschen finden, die zu ihnen passen und ihr Unternehmen langfristig zum Erfolg führen. Daher möchte ich Unternehmen dazu ermutigen, sich mit dem Thema Diversität ernsthaft auseinanderzusetzen und einen auf ihr Unternehmen zugeschnittenen Ansatz zu entwickeln. Dabei können sie von vielen zahllosen Beispielen lernen, die so den Zugang zu vielen Hidden Champions für ihr Unternehmen gefunden haben.
Morten Babakhani ist CEO und Gründer der Brandmonks GmbH. Unternehmer, Serial Entrepreneur und Experte für digitale, datengesteuerte Geschäftsmodelle. Seine 20-jährige Erfahrung im Recruiting und Marketing macht ihn zum Experten und zum Verfechter des Mind-Changes. Er hat in seiner Laufbahn viele interdisziplinäre Teams aufgebaut und erfolgreich entwickelt. Morten forciert den Umbruch der konventionellen Recruiting-Welt und hat deshalb mit seinem Team der Brandmonks GmbH die KI-gesteuerte Recruiting-Plattform flynne entwickelt. Damit ebnet er den Weg für eine Zukunft, in der neue Talente durch digitale und echte vollautomatisierte Prozesse auf kosten- und zeitsparende Weise gefunden werden können.