Promptathon: Treffsicher formulieren, KI zielorientiert einsetzen

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Künstliche Intelligenz (KI) bietet Unternehmen riesige Chancen – aber nur, wenn sämtliche Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter in der Lage sind, sie auch zielorientiert im Berufsalltag einzusetzen. Simone Wanken, Leiterin des Bereichs HR Learning bei DATEV, erklärt in diesem Gastbeitrag, warum DATEV seit Anfang des Jahres regelmäßig „Promptathons“ organisiert. Und sie gibt 6 Tipps für KI-Lernangebote im Unternehmen.

„Fehlendes Wissen“ ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (2023) mit 72 Prozent der Hauptgrund, warum Unternehmen auf den Einsatz von KI verzichten – und das obwohl das Potenzial von KI unbestritten ist: Mithilfe von KI lassen sich Routineaufgaben automatisieren und große Datenmengen schneller und genauer analysieren. Es geht jedoch nicht nur um die reine Leistungsfähigkeit von KI, sondern darum, dass KI Mitarbeitende im Arbeitsalltag unterstützt.

Dies geschieht beispielsweise durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben, die Verbesserung der Datenanalyse, die Bereitstellung intelligenter Entscheidungsunterstützung und die Förderung der Effizienz. Mitarbeitende haben so wiederum die Möglichkeit, sich auf komplexere und anspruchsvollere Aufgaben zu konzentrieren, wie etwa strategische Planung und kreative Problemlösung.

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KI ist nicht Google – Qualität der Fragen ist entscheidend für die Antworten

Foto DATEV Promptathon
©DATEV eG

Unterschiedlichste Lernwege sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Mitarbeitende Skills im Umgang mit KI-Tools aufbauen und diese neuen Technologien überhaupt für ihre Arbeitskontexte gewinnbringend nutzen können. Das gilt insbesondere für die Herausforderungen, mit der KI geschickt und zielorientiert zu interagieren, denn: KI ist nicht Google. Die Qualität der Arbeitsergebnisse von KI hängt entscheidend von der Qualität der Eingabe ab. Und da hilft nur: Wissen über die Funktionsweisen, Ausprobieren, Testen, Erfahrungen sammeln.

Damit das auch tatsächlich passiert, hat DATEV, Deutschlands drittgrößter Anbieter für Business-Software, im Februar erstmals Mitarbeitende unternehmensweit eingeladen, an einem ganztägigen Workshop der besonderen Art teilzunehmen: einem Promptathon. Bei dieser Mischung aus Workshop und Hackathon ging es darum, interessierte Kolleginnen und Kollegen in die Grundlagen des Prompt Engineerings einzuführen. Diese Technik beinhaltet das präzise Formulieren von Eingaben (Prompts), um KI-Modelle zu steuern.

Foto DATEV Promptathon
©DATEV eG

Ebenfalls Teil des Promptathons ist die Arbeit an Prompt-Challenges in Kleingruppen (sogenannte Challenge-Gruppen), um praktische Erfahrungen zu sammeln, gemeinsam zu lernen und von den gegenseitigen Kenntnissen zu profitieren. Nach Vorstellung der Ergebnisse aus diesen Gruppen entstand eine rege Diskussion zwischen den Teilnehmenden über die verschiedenen Prompting-Ansätze, was zusätzliche wertvolle Einblicke und Anregungen brachte. So konnten die Teilnehmenden nicht nur technisches Wissen vertiefen, sondern auch ihre kreativen und kritischen Denkfähigkeiten stärken. Interaktive Übungen und Diskussionsrunden förderten das praktische Lernen und die Anwendung der neu erworbenen Kenntnisse.

DATEV baut KI-Lernangebote weiter aus

Foto DATEV Gebäude
©DATEV eG

Die Resonanz auf die Einladung war enorm hoch. Innerhalb von einem Tag waren die rund 100 Plätze vergeben. Die Teilnehmenden waren vom Format sehr begeistert. Viele gaben am Ende des Tages an, KI nun besser zu verstehen. Weitere Promptathons hat DATEV seither durchgeführt und sind für die Zukunft geplant.

Die Promptathon-Veranstaltungen sind dabei Teil einer umfassenden Strategie, um die KI-Kompetenz der Mitarbeitenden kontinuierlich auszubauen. DATEV möchte seine Mitarbeitenden stets auf dem neuesten Stand der Technik halten und eine Kultur des lebenslangen Lernens fördern. Dabei legt das Unternehmen Wert auf praxisrelevantes Wissen, ethische und datenschutzrechtliche Aspekte der KI-Nutzung sowie den Erfahrungsaustausch.

Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug – doch nur durch den richtigen Einsatz und die entsprechenden Lernerfahrungen der Mitarbeitenden kann ihr volles Potenzial im Unternehmen ausgeschöpft werden.

6 Tipps für KI-Lernangebote im Unternehmen

  1. Haben Sie eine Strategie zu den KI-Lernangeboten und legen Sie genau fest, welche Lernangebote für welche Zielgruppe mit welchem Ziel verfolgt werden! Zusätzlich sollten Sie sich darüber im Klaren sein, wie sich die unterschiedlichen Angebote zueinander verhalten. Wir haben hierfür eine KI-Lern-Matrix entwickelt, die uns immer wieder Orientierung gibt.
  2. Starten Sie mit niedrigschwelligen Informations- und (Selbst-)Lernangeboten zum Thema KI, die möglichst allen zugänglich sind. So können Sie auch Mitarbeitende für das Thema sensibilisieren, die sich sonst nicht damit befasst hätten. Zudem fällt es so allen leicht, auf dem neuesten Stand zu bleiben.
  3. Konzipieren Sie gezielt unterschiedliche Lernangebote für verschiedene Zielgruppen: Bieten Sie den ganzen Blumenstrauß der Lernmöglichkeiten an, wie Lernen in Communities, Kurse für spezielle Zielgruppen (zum Beispiel Entwickler), Newsticker, Newsgruppen, Video-Nuggets und Vorträge.
  4. Integrieren Sie praxisnahe Übungen und Challenges: Theorie ist wichtig, aber die praktische Anwendung noch mehr. Workshops und interaktive Übungen sind besonders effektiv. Bei Promptathons können Mitarbeitende ihre eigenen Aufgaben mitbringen und sich an ihren Themen ausprobieren. Kleine game-based Ansätze wie die Prämierung des besten Prompts bleiben im Gedächtnis.
  5. Stärken Sie kreatives Denken in Ihren Lernbewegungen und nutzen Sie die Kraft der Masse: Fördern Sie außer technischen auch kreative und kritische Denkfähigkeiten. Co-Creation-Formate helfen, gemeinsam kreative Lösungen zu entwickeln. Nutzen Sie das Spezialwissen von Mitarbeitenden und geben Sie ihnen eine Bühne.
  6. Berücksichtigen Sie immer Ethik und Datenschutz: Der Einsatz von KI bringt ethische Fragestellungen mit sich. Mitarbeitende sollten sich dieser Aspekte bewusst sein und verantwortungsvoll handeln. Kritisches Hinterfragen der KI-Ergebnisse und eine klare Leitlinie für den Umgang mit Daten sind essenziell.

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Foto Simone Wanken

Dr. Simone Wanken ist Leiterin des Bereichs HR-Learning bei DATEV eG. In ihrer Rolle verschränkt sich die Verantwortung für die Themen Ausbildung, Lernen und Personalmarketing. So trägt die promovierte Pädagogin und Sozialwissenschaftlerin dazu bei, dass im Unternehmen stets die benötigten Kompetenzen verfügbar sind. Foto: DATEV eG

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