Warum Unternehmen die Auftritte von HR-Influencern auf TikTok, Instagram und Co. im Blick haben sollten, erläutert Rebecca Taylor-Clarke, Global Head of People bei Recruitee. Sie schildert, welche Formate Chancen etwa für das Recruiting bieten.
Sie nennen sich zum Beispiel @diepersonalabteilung, @bewerbungsqueen oder @karriereguru: Eine neue Generation von Personalerinnen und Personaler haben soziale Medien wie TikTok oder Instagram für sich entdeckt und geben dem Thema Personalarbeit einen modernen Spin. In sogenannten “Ask me anything”-Formaten oder unterhaltsamen Kommentaren berichten sie über ihren Arbeitsalltag und geben Berufsanfängerinnen / Berufsanfängern konkrete Tipps für das Berufsleben. Warum Unternehmen solchen Kanälen unbedingt Beachtung schenken sollten, welche dieser Kanäle besonders herausstechen und was Arbeitgeber von diesen lernen können, lesen Sie im Folgenden.
HR-Influencer werden für Personalerinnen und Personaler immer wichtiger
Für Unternehmen und Personalerinnen / Personaler ist Social Recruiting – also das Anwerben neuer Angestellter über soziale Netzwerke – bereits heute Standard. Doch auch die Kanäle von HR-Influencerinnen / Influencern, die sich mit Themen wie Recruiting oder Personalarbeit im Allgemeinen beschäftigen, sollten Unternehmen zunehmend im Blick haben. Denn zum einen erreichen HR-Influencerinnen / Influencer eine beachtliche Community – allein 885.000 Followerinnen / Follower hat zum Beispiel der TikTok-Account @karriereguru.
Zum anderen tummeln sich in diesen Communitys häufig Mitglieder der Generation Z und der Millennials, also jenen Generationen, die für Unternehmen im “War for Talents” immer wichtiger werden. Die HR-Influencerinnen / Influencer sind oft selbst Teil eines Unternehmens und machen auf verschiedensten Ebenen Personalarbeit. Sie haben also einen großen Erfahrungsschatz und wissen sehr genau, wovon sie in ihren Videos und Posts sprechen.
“Ask me anything”-Formate: Fragen aufgreifen, Insights gewinnen
HR-Influencerinnen / HR Influencer wie @diepersonalabteilung oder @bewerbungsqueen sind für Unternehmen vor allem spannend, weil sie in engem Kontakt mit ihrer Community stehen. Dazu bieten sie Formate wie “Ask me anything”, in denen konkrete Fragen der Follower/-innen aufgegriffen und beantwortet werden. Hierdurch können Unternehmen wichtige Insights gewinnen, was Bewerberinnen / Bewerber oder auch ihre Angestellten aktuell beschäftigt, und so gleichzeitig am Puls der Zeit bleiben. @diepersonalabteilung beschäftigt sich in einem Video zum Beispiel mit dem Pride Month und stellt auf ironische Weise dar, dass das Thema Diversity für Unternehmen immer aktuell sein muss und Prozesse dazu angeschoben werden sollten – auch abseits bestimmter Monate.
Bewerberinnen und Bewerber besser verstehen
Das gilt insbesondere für Recruitingprozesse, die bei deutschen Unternehmen an vielen Stellen schon sehr modern und arbeitnehmerfreundlich sind, gleichzeitig aber auch oftmals noch traditionell und aus Sicht der Bewerberinnen und Bewerber kompliziert aufgebaut sind. Im “War for Talents” wird es für Arbeitgeber jedoch immer wichtiger, potenzielle Bewerberinnen / Bewerber individuell dort, wo diese sich aufhalten, abzuholen bzw. auf sich aufmerksam zu machen.
Über HR-Influencerinnen / Influencer wie zum Beispiel @bewerbungsqueen können HR-Abteilungen sehr gut neue Bewerbungsformate kennenlernen, die Bewerbungsprozesse vereinfachen oder verkürzen und so insgesamt attraktiver werden. Aktuell informiert der @karriereguru etwa, wie Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer am besten ihr Gehalt verhandeln. Unternehmen können hieraus auch für sich Schlüsse ziehen, mit welchen Punkten Angestellte – zum Beispiel die steigende Inflation – argumentieren und auf solche Gespräche besser vorbereiten.
Für den Arbeitsalltag lernen
Unternehmen erhalten darüber hinaus auf TikTok und Co. aber auch wertvolle Tipps und Inspirationen für den Arbeitsalltag. Auf @diepersonalabteilung werden zum Beispiel häufig Themen aus der alltäglichen Arbeit der Angestellten aufgegriffen und Fragen besprochen, die sich Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer mit Sicherheit auch in vielen anderen Unternehmen stellen.
Auch hier können Unternehmen Trends aufgreifen, wenn es zum Beispiel um neue rechtliche Rahmenbedingungen wie die Homeoffice-Pflicht geht und die Fragen der TikTok-Communities in das eigene Unternehmen tragen, um mit der Belegschaft in Kontakt zu treten. Mögliche Probleme oder Herausforderungen werden so proaktiv behandelt, wodurch sich die Angestellten deutlich besser gehört fühlen und der Arbeitsalltag für sie angenehmer wird.
Selbst HR-Influencer werden
Am besten ist es natürlich, wenn sich Angestellte mit bestehenden Problemen und Fragen zum Arbeitsalltag direkt an die Personalerinnen / Personaler und Unternehmen wenden. Doch zu selten vertrauen sich Mitarbeitende den zuständigen Bezugspersonen im Berufsleben an. Es könnte daher für einige Arbeitgeber interessant sein, entsprechende Angebote wie zum Beispiel eine Art Vertrauensperson, die oder der vorherrschende Probleme sammelt und anonym an Personalerinnen / Personaler weitergibt, für die eigenen Angestellten zu kommunizieren.
Vorstellbar wäre auch, Personalerinnen / Personaler aus dem eigenen Unternehmen zu “rekrutieren” und ihnen Zeit zu geben, selbst als HR-Influencerinnen / Influencer in Absprache mit dem Arbeitgeber tätig zu sein. Auch in der Außendarstellung wird mit eigenen HR-Influencerinnen / HR Influencern deutlich, dass sich das Unternehmen um die eigenen Angestellten sorgt.
Fazit – die Chancen von TikTok und Instagram nutzen
Auf TikTok und Instagram werden nicht nur weltweite Trends gesetzt, sondern es halten sich hier auch die Generation Z und Millennials auf. Auch auf Channels von HR-Influencerinnen / Influencern gibt es tolle Einblicke in die Arbeit verschiedenster Personalerinnen / Personaler, die zusätzlich noch wertvolle Tipps zu Themen wie Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung geben. Manchmal geht es aber auch einfach nur darum, Fragen zu gesetzlichen Vorgaben zu beantworten.
Die Chancen, die sich aus den tollen Kanälen ergeben, sollten von Arbeitgebern aufmerksam beobachtet und durchaus nachgeahmt werden. Nur so können Unternehmen langfristig von HR-Influencerinnen / Influencern auf TikTok, Instagram und Co. profitieren. Im Vordergrund sollte dabei immer die Verbesserung des Arbeitsalltags und der Recruitingprozesse stehen.
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Rebecca Taylor-Clarke ist Head of People bei Tellent. Mit vielen Jahren Erfahrung im Recruiting und Bewerbermanagement wird sie von ihrer Leidenschaft angetrieben, Menschen und interessante Möglichkeiten zusammenzubringen, großartige Teams aufzubauen und inklusive Arbeitsplätze zu schaffen, die Freude bringen.