Wichtigster Faktor für Zukunftsfähigkeit ist Flexibilität bei Kommunikation, Organisation und Personal, meint Richard Jager, CEO Randstad Deutschland.
Wir befinden uns immer noch mitten in der Corona-Krise. Mit jedem Tag steigen die Erfahrungswerte in Unternehmen. Viele von uns haben die vergangenen Monate genutzt, um Prozesse und Organisation zu überprüfen und anzupassen. In einigen Fällen haben neue Ansätze sogar zu Änderungen geführt, die die Arbeit langfristig erleichtern und die Produktivität erhöhen. Das Fazit: Starre Systeme machen abhängig und führen bei kleinen Störungen schnell zum Stopp gesamter Prozesse. Die Lösung: mehr Flexibilität.
Digitale Kommunikation bringt Menschen schneller zusammen
Eine schnelle und transparente Kommunikation ist unerlässlich, um auch in Krisensituationen handlungsfähig zu sein. Wer sich nicht austauschen kann, ist nicht in der Lage, Prozesse anzupassen. Gerade in der aktuellen Lage wird deutlich, wie nützlich digitale Kommunikationskanäle und Strategien sind, wenn sie wirklich zum Tragen kommen. Und wie wichtig sie sind, um flexibel zu sein. Nur so ist es möglich, Menschen an verschiedenen Orten miteinander zu verbinden und gemeinsam produktiv sein zu lassen.
Das war nicht für alle Unternehmen von vornherein selbstverständlich. Viele mussten sich mit diesen Neuerungen erst anfreunden. Fast ein Viertel der Unternehmen hat laut Randstad-ifo-Personalleiterbefragung (Q2 2020) digitale Tools zur Kommunikation und Zusammenarbeit in der Pandemie zum ersten Mal eingeführt – und das mit bleibendem Effekt. Wichtige Ergebnisse der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung im Überblick:
- 23 Prozent der Unternehmen haben digitale Tools zur Kommunikation und Zusammenarbeit in der Pandemie neu eingeführt.
- 36 Prozent nutzen digitale Tools zur Kommunikation und Zusammenarbeit verstärkt.
- 61 Prozent planen, Dienstreisen auch künftig seltener einzusetzen.
- 64 Prozent wollen virtuelle Konferenzen vermehrt nutzen, wenn es um interne Abstimmungsprozesse geht.
Flexible Arbeitszeitmodelle schaffen größere Spielräume
Ins Zentrum vieler Bemühungen um mehr Flexibilität sind in den vergangenen Monaten auch Personalmanagement und Arbeitsorganisation gerückt. Im Umgang mit den neuen Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen durch Corona hat es sich als sinnvoll erwiesen, Arbeitskonzepte zu überdenken. So wurden vielerorts zum Beispiel Schichtarbeit, Gleitzeit oder Homeoffice eingeführt, um Abstandsregelungen einzuhalten und handlungsfähig zu bleiben.
Durch flexible Arbeitsmodelle sind auf lange Sicht auch Einsparpotenziale bei Flächenbedarf und Raumkosten zu erkennen. Nicht jede Maßnahme ist in jedem Unternehmen umsetzbar und sinnvoll, dennoch ist es wichtig, die eigenen Strukturen zu hinterfragen. In Bereichen, in denen die Kundenkommunikation hauptsächlich auf digitalem Weg erfolgt, sind durch flexible Arbeitszeitmodelle sogar Verbesserungen im Kundenservice spürbar. Die starren Service-Zeiten der vergangenen Jahre entsprechen teilweise nicht mehr den realen Anforderungen. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen – und nach Absprache mit Unternehmen und/oder Betriebsrat – ist es Arbeitnehmern möglich, ihre Arbeitszeit so einzuteilen, wie es für sie und den Kunden wirklich nützlich ist.
Mitarbeiterstrukturen überdenken
Es lohnt sich, auch die Mitarbeiterstruktur zu überdenken, um für dynamische Prozesse zu sorgen. Wirtschaftliche Schwankungen, wie sie in den vergangenen Monaten zu erleben waren, führen in Unternehmen häufig zu zwei Extremen: personelle Engpässe oder ungewollte Leerläufe. Beides erweist sich oft als schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit. Besonders schwerwiegend ist das für den Mittelstand. Denn kleinere und mittelständische Unternehmen (KMUs) haben weniger Ausgleichsmöglichkeiten, zum Beispiel durch Umverteilung der Arbeit.
Für mehr Flexibilität beim Personal sorgt eine Kombination aus festem Stammpersonal und punktueller Verstärkung. Dabei geht es oft längst nicht nur um die Erhöhung der Arbeitskraft. Eine flexibel aufgestellte Belegschaft erfordert eine gute Analyse, Organisation und Koordination des permanenten sowie des flexiblen Personalbedarfs.
Lebenslanges Lernen besitzt einen so hohen Stellenwert wie noch nie
Jede Veränderung in einem Unternehmen bedeutet auch neue Anforderungen an das Personal. Für die Zukunftsfähigkeit von Betrieben ist es entscheidend, die Bereiche mit Potenzial zu erkennen und zu fördern. Aber auch, die Belegschaft dahingehend weiterzuentwickeln. Es zeigt sich: Lebenslanges Lernen besitzt einen so hohen Stellenwert wie noch nie. Aber eine wichtige Prämisse für dynamische Entwicklungen ist, zu verinnerlichen, dass Mitarbeiter sich konstant – und am besten gemeinsam mit einem Unternehmen – weiterentwickeln müssen.
Viele Unternehmen und Mitarbeiter haben das erkannt. Jetzt gilt es, dieses Wissen auch umzusetzen. Für Firmen lohnt es sich, einen erfahrenen Partner an seiner Seite zu haben, der weiß, welche Weiterbildungsmaßnahmen wirklich zielführend sind und wie sie umzusetzen sind. Gemeinsam setzen sie bedarfsgerechte Weiterbildungsmaßnahmen um. Diese orientieren sich stets an den Bedürfnissen der Unternehmen und dem Kenntnisstand der Mitarbeiter. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von berufsbegleitenden Programmen bis zu mehrmonatigen Vollzeit-Kursen für Fachkräfte.
Personalverantwortliche müssen Strukturen, Prozesse und Modelle hinterfragen
In vielerlei Hinsicht zeigt sich, dass der Erfolg von Unternehmen stark mit der Flexibilisierung des Personals, der Kommunikation und der Organisation zusammenhängt. Dazu müssen Personalverantwortliche immer wieder Strukturen, Prozesse und Modelle hinterfragen. Entscheidend für ein flexibles und handlungsfähiges Unternehmen ist, wie es mit seinen Mitarbeitern umgeht: Wie wir sie fördern, welche Möglichkeiten wir ihnen bieten und welche Strukturen wir umsetzen.
Richard Jager ist CEO von Randstad Deutschland. Seine Karriere hat er 1995 als Consultant bei Randstad in Holland begonnen. Seitdem verantwortete er u. a. den internationalen Geschäftsbereich Randstad Global Client Solutions, der sich mit strategischen Geschäfts-, HR- und Talentfragen beschäftigt. Seine Leidenschaft für HR-Themen und die Ausarbeitung neuer Strategien ist bis heute geblieben.