Nachhaltigkeitswissen aufbauen: Aufgabe der Führungskräfte

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Es braucht eine konsequente Strategie in der Fort- und Weiterbildung, um Nachhaltigkeitswissen im Unternehmen aufzubauen, sagt Alice Knorz von 4L Impact Strategies. Führungskräfte haben hier eine besondere Verantwortung.

Unternehmen sind gut beraten, in die Nachhaltigkeitskompetenz ihrer Mitarbeiter zu investieren. Das macht sie als Arbeitgeber nicht nur attraktiv und innovativ. Sie gewinnen auch an Glaubwürdigkeit. Personalabteilungen sollten sich also gut aufstellen, um Nachhaltigkeitswissen im Unternehmen zu integrieren, zu halten, aufzubauen und im Sinne des Employer Branding auch anzuziehen.

Dass der Fachkräftemangel eine der größten Risiken für die deutsche Wirtschaft darstellt, ist mittlerweile nicht mehr als eine Binsenweisheit. So hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) kürzlich herausgestellt: Mehr als jedes zweite der befragten Unternehmen kann Stellen zumindest teilweise nicht besetzen, weil Arbeitskräfte fehlen. Rund zwei Millionen Arbeitsplätze blieben derzeit unbesetzt. Dadurch gehe eine Wertschöpfung von fast 100 Milliarden Euro verloren, heißt es.

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Bei der notwendigen Stärkung des Employer Branding spielt auch die Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Schon der „Future Talents Report“ 2020 zeigt, dass Nachhaltigkeit als Magnet fungiert: Unternehmen, die als zukunftsfähig und nachhaltig wahrgenommen werden, haben bei der Suche nach Fachkräften einen deutlichen Vorteil. Unternehmen sind daher gut beraten, in die Nachhaltigkeitskompetenz ihrer Mitarbeiter zu investieren. Das macht sie als Arbeitgeber nicht nur attraktiv und innovativ. Sie gewinnen auch an Glaubwürdigkeit.

Mit spezifischen Bildungsprogrammen Nachhaltigkeitswissen vermitteln

Daher spielt Nachhaltigkeitsexpertise beim Fachkräftemangel eine herausragende Rolle. Aber wie löst man das Problem, als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen zu werden, wenn man zur Etablierung von Nachhaltigkeit im Unternehmen erst einmal entsprechend geschultes und fähiges „Nachhaltigkeits-Personal“ bräuchte, der Fachkräftemarkt aber, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit, leergefegt ist? Gilt es vielleicht, also doch ohne die entsprechende Expertise im Team loszulegen? Viele, gerade kleinere Unternehmen entscheiden sich in der Praxis genau dafür. Sie müssen aber schon bald erkennen, dass sie von Beginn an mit vielen, auch neuen und bislang unbekannten Anforderungen konfrontiert werden.

Das bedeutet, dass sich das Personalmanagement zukunftsorientiert aufstellen muss, um Nachhaltigkeitswissen im Unternehmen zu integrieren, zu halten, aufzubauen und auch im Sinne des Employer Branding anzuziehen. Daher braucht es eine konsequente Strategie in der Fort- und Weiterbildung, um Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verankern und Menschen zum Handeln zu befähigen. Es kommt auf individuelle Weiterbildungskonzepte an, die mit spezifischen Bildungsprogrammen wertvolles Wissen und wichtige Kompetenzen vermitteln. Die Weiterbildungen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sollten individuell auf die jeweilige Unternehmensstrategie abgestimmt und durch verschiedene Bausteine des gemeinschaftlichen und eigenverantwortlichen Lernens umgesetzt werden.

Transformation eines Unternehmens im Sinne der Nachhaltigkeit voranbringen

Damit unternehmensinternes Lernen, gerade mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, auch wirklich erfolgreich umgesetzt werden kann, bedarf es einer guten Strategie. Denn ein Hauptgrund für das Scheitern vieler Nachhaltigkeitsanstrengungen ist das Fehlen einer klar definierten Strategie, wohin genau die Arbeit führen soll und welche Etappen zu welchem Ziel führen sollen. Eine Trendstudie der Beratungsgesellschaft Simon, Kucher & Partners aus dem Jahr 2020 für den Bereich „Paper und Packaging“ belegt das: 84 Prozent der befragten Unternehmen führen Nachhaltigkeitsanstrengungen durch, aber eine Mehrheit von 52 Prozent tut dies ohne klare Strategie und Ziel.

Die Führungskraft hat hier eine besondere Verantwortung. Denn eine Nachhaltigkeitsstrategie darf sich nicht auf die Führungsebene beschränken. Die Mitarbeitenden mitzunehmen, zu motivieren und zu qualifizieren, ist das große Thema. Ohne diese Bindung der Mitarbeitenden wird die Transformation eines Unternehmens im Sinne der Nachhaltigkeit nicht gelingen. Die Führungskräfte sind daher gefordert, zunächst Mitarbeitende im Unternehmen zu identifizieren, die für das Thema der Nachhaltigkeit brennen. Es spielt dabei erst einmal eine Rolle, aus welchem Team die Mitarbeitenden stammen. Wichtig ist, dass Mitarbeitende Zeit für Nachhaltigkeitsthemen bekommen und über Weiterbildungen eine hinreichende Nachhaltigkeitsqualifizierung erwerben können.

„Big Picture“ echter Nachhaltigkeit im Unternehmen

Neben der Strategie muss daher auch die erforderliche Organisation im Unternehmen aufgebaut werden. Das gelingt am ehesten durch eine Nachhaltigkeitsberatung, die die innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung immer mit einbezieht. Aus diesem strategischen Rahmen entsteht das „Big Picture“ echter Nachhaltigkeit im Unternehmen, denn Nachhaltigkeit ist das Querschnittsthema im Unternehmen überhaupt.

Nachhaltigkeitsverantwortliche müssen nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Detail kennen. Sie sollten auch den aktuellen Stand der Wissenschaft genau verfolgen, komplexe Transformationsprozesse betreuen und über das heutig Mögliche hinausdenken. Themen wie Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Lieferkettenmanagement, Digitalisierung, Change-Management und gesetzliche Rahmenbedingungen, immer im Kontext der Nachhaltigkeit betrachtet, sind zugleich strategische Zukunftsthemen für alle Unternehmen und sollten daher auch selbstverständlich zur HR-Strategie gehören.

Damit ergibt sich ein breites Feld für Beratungs- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Nachhaltigkeit. Führungskräfte lernen die nötigen Kompetenzen, um diese Transformation im Unternehmen erfolgreich zu begleiten, und die Mitarbeitenden brauchen Fachkenntnisse und die richtigen Werkzeuge, um die jeweilige Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umzusetzen. Es geht also darum, Nachhaltigkeit frühzeitig, sicher und zuverlässig in die eigene Strategie zu integrieren und damit jetzt und in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Foto Alice Knorz

Alice Knorz ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von 4L Impact Strategies, einer Nachhaltigkeitsberatung für den Mittelstand. Die angeschlossene 4L Impact Academy bietet entsprechende Weiterbildungsprogramme.

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