Nachfolgemanagement: “Du hast einen Plan B, bevor Plan A scheitert”

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Was, wenn Schlüsselpersonen das Unternehmen verlassen? Im besten Fall bist du darauf vorbereitet und kannst den Stab einfach weitergeben. Succession Planning – oder Nachfolgemanagement – ist das vielversprechende Stichwort. Martin Müller, Vice President des Spieleanbieters Wooga, erklärt, warum das so wichtig ist und gibt Tipps.

Wie in fast allen Branchen ist auch in der Gamingbranche der Fachkräftemangel ein großes Problem. Besonders Spezialistinnen und Spezialisten wie Game Designer und Engineers sind rar und deshalb hart umkämpft. Unternehmen suchen daher weltweit nach geeigneten Fachkräften und nehmen dabei sehr lange Wartezeiten in Kauf.

Auch bei Wooga vergehen im Durchschnitt rund drei Monate, bis eine offene Stelle nachbesetzt ist und die Nachfolgerin oder der Nachfolger startet. Wenn in dieser Zeit ein Leerlauf im Unternehmen entsteht, ist das fatal. Solche Leerläufe versuchen wir bei Wooga unbedingt zu vermeiden. Denn sie kosten eine Menge: Produktivität, Zeit und bares Geld. Die Lösung: Nachfolgemanagement!

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Mit Nachfolgemanagement Engpässen vorbeugen

Nachfolgemanagement: “Du hast einen Plan B, bevor Plan A scheitert”
© Wooga/Kay Herschelmann

Nachfolgemanagement wird immer wichtiger. Gerade in diesen Zeiten des Fachkräftemangels, in denen es auch immer wieder dazu kommen kann, dass Personal abgeworben wird. Trotzdem ist Nachfolgemanagement in deutschen Unternehmen noch lange nicht so verbreitet, wie es meiner Meinung nach sein sollte.

Deshalb ordne ich es kurz ein: Succession Planning bedeutet, dass es einen nicht kalt erwischt, wenn jemand auf Managementebene das Unternehmen verlässt oder intern eine andere Position wahrnehmen möchte. Dass Prozesse nicht wochen- oder monatelang brach liegen müssen. Weil du dir für diesen Fall bereits einen Plan B überlegt hast.

Für die Nachfolge wurden bereits vorher andere Mitarbeitende durch gezieltes Einbeziehen und Coaching weiterentwickelt und auf ihre möglichen zukünftigen Positionen vorbereitet. Nachfolgeplanung heißt also: Du hast einen Plan B, bevor Plan A scheitert. Und das kann ich jedem Unternehmen nur empfehlen!

Talente finden und gezielt weiterentwickeln

Foto Jugendliche mit Smartphone
Envato/DisobeyArtPh

Einen solchen Fall hatten wir erst kürzlich bei Wooga: Als unser Head of Art bekannt gab, dass er intern eine neue Rolle übernehmen wollte, stand die Nachfolgerin schon in den Startlöchern. Ich gehe das so an: Ich stelle meinen Heads regelmäßig die Frage, wer als Nachfolgerin / Nachfolger in Frage kommt und warum. Wir sprechen darüber, welche Stärken bereits da sind und welche Fähigkeiten noch weiterentwickelt werden müssen.

Mit diesem Wissen wird dann kontinuierlich mit den potenziellen Nachfolgern gearbeitet. Wir bieten Trainings an, beziehen sie stärker in Abläufe und Entscheidungen ein. Im Idealfall gibt es auch nicht nur ein Ass im Ärmel, sondern mehrere. Alle Hoffnungen auf eine Person zu setzen, kann riskant sein. Leider ist es manchmal aber nicht anders möglich. Dann ist ein Plan B immer noch besser als keiner.

Wer intern besetzt, besetzt schneller

Wer sich frühzeitig um die Nachfolge kümmert, kann Stellen schneller besetzen. Der direkteste Weg ist dabei eine interne Versetzung oder Beförderung. Denn dann kennt die Person das Unternehmen und die Abläufe bereits. Der Einarbeitungsprozess kann deutlich verkürzt werden. Der Bewerbungsprozess entfällt komplett. Das spart viel Zeit und Geld. Und das Wichtigste: Die Produktivität des Unternehmens wird durch den nahtlosen Übergang gesichert.

Deshalb kommunizieren wir jeden Montag unsere zwei “Jobs of the week”, um Kolleginnen und Kollegen aufmerksam zu machen oder Empfehlungen von ihnen zu bekommen. Die Quote der internen Nachbesetzungen ist bei uns tatsächlich sehr hoch: 87 Prozent. In den letzten zwölf Monaten haben wir 18 Management-Positionen neu besetzt – 16 davon intern.

Das Know-how im Unternehmen konservieren statt verlieren

Foto Frau arbeitet am Laptop
Twenty20/@justingovender_

Ein weiterer Grund, der für Nachfolgemanagement bzw. Succession Planning spricht: Wertvolles Know-how geht nicht verloren – sondern wird frühzeitig weitergegeben. Spätestens bei der Übergabe sollte dies geschehen. Im besten Fall ist Knowledge-Sharing aber ein fester Bestandteil der Arbeitskultur. Es gibt keinen einfacheren Weg, weiterzubilden als Kollegen und Kolleginnen voneinander lernen zu lassen.

Und ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die Mitarbeitenden, die Positionen nachbesetzen sollen, werden durch ihre Förderung motiviert und ans Unternehmen gebunden. Deshalb ist es sinnvoll, frühzeitig Perspektiven zu geben und aufzuzeigen: Hier könnte es mal hingehen.

An die Nachfolgeplanung, fertig, los!

Es spricht also einiges dafür, die Nachfolgeplanung aktiv anzugehen. Und zwar bevor man mit einem Weggang konfrontiert wird und mit leeren Händen dasteht. Nein, mehr als das. Ich bin der Meinung, dass Nachfolgeplanung für Unternehmen in Zukunft absolut notwendig sein wird. Gerade wegen des Fachkräftemangels. Nicht für jede Position muss es schon ein Backup geben. Aber bei Schlüsselpositionen sollte man auf jeden Fall an die Nachfolge denken. Dann ist der Ernstfall zumindest abgesichert.

Wer plant, hat auch die Wahl. Und kann Teams so zum Beispiel gezielt divers aufstellen. Das ist bei Wooga ja auch ein Thema, das wir versuchen, wo immer es geht, zu fördern. Wenn du immer nur aus der Not heraus handeln musst, dann bist du eben auf die erstbeste Person angewiesen und dann kommen solche Aspekte zu kurz.


3 Tipps für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung:

  1. Aktive Nachfolgeplanung betreiben! High Potentials identifizieren und proaktiv auf größere Rollen vorbereiten. Nicht warten, bis es sein muss.
  2. Mögliche Engpässe frühzeitig erkennen und den Nachfolgeprozess zügig einleiten. Dazu ist es wichtig, dass im Unternehmen eine offene Kommunikation gelebt wird – sowohl auf der Management- als auch auf der Mitarbeiterseite.
  3. In den Nachwuchs investieren. Hochschulbesuche, Jobmessen oder Events wie unser Girls Day sind Türöffner für die Talente von morgen.

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Foto Martin Müller

Martin Müller ist Vice President of Games bei Wooga – einem Gaming-Unternehmen, das sich für mehr Vielfalt in der Branche einsetzt und besonders für das weltweit umsatzstärkste Wimmelspiel Junes Journey bekannt ist.

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