Mobile Ausbildung: Sinnvoll als Ergänzung

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Die Arbeit im Homeoffice erfordert digitale Kompetenz und spezifische Soft Skills. Beate Scholz, Deutsche Gesellschaft für Personalwesen, erläutert, wie „mobile Ausbildung“ in den Ausbildungsalltag integriert werden könnte.

In den letzten Jahren hat die Arbeit im Homeoffice in Deutschland, besonders aufgrund der Corona-Pandemie, eine zunehmend wichtige Rolle eingenommen. Diese Arbeitsform stellt hohe Anforderungen an technische Ausrüstung und digitale Kompetenz und erfordert spezifische Soft Skills wie Organisationsvermögen, Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative und Selbstmotivation. Daher stellt sich die Frage, ob die Vermittlung dieser Fähigkeiten bereits in die berufliche Ausbildung integriert werden könnte, um Auszubildende frühzeitig auf die Anforderungen der sich wandelnden Arbeitswelt vorzubereiten.

Rechtlicher Rahmen und aktuelle Praxis

Mobile Ausbildung: Sinnvoll als Ergänzung
Envato/Rawpixel

Rechtlich gesehen bedeutet „Ausbilden im Homeoffice“ oder Telearbeit, dass der Lernort für Auszubildende verbindlich zu Hause festgelegt ist und dabei arbeitsrechtliche Vorschriften sowie technische Ausstattungen eingehalten werden. „Mobile Ausbildung“ hingegen heißt, dass der Lernort sowohl für Auszubildende als auch für Ausbilderinnen / Ausbilder an einem anderen Ort als der Ausbildungsstätte stattfindet. Das ermöglicht die Vermittlung von Ausbildungsinhalten außerhalb der traditionellen Ausbildungsorte, wie beispielsweise in den Privaträumen der Auszubildenden oder Ausbilderinnen / Ausbilder. Somit sprechen wir im Weiteren von „mobiler Ausbildung“.

Derzeit ist die „mobile Ausbildung“ im Berufsbildungsgesetz (BBiG) nicht vorgesehen; die Ausbildungsorte sind auf Betrieb, Berufsschulen und sonstige Berufsbildungseinrichtungen beschränkt. Trotzdem haben viele Betriebe, insbesondere während der Corona-Krise, damit begonnen, Auszubildenden das Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen, was jedoch oft unsystematisch und zufällig erfolgt.

Mobile Ausbildung: Herausforderungen und Erfahrungen

Foto Jugendliche mit Smartphone
Envato/Rawpixel

Auszubildende, die mobil arbeiten, stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Homeoffice-Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter. Allerdings kommen Unsicherheiten in Bezug auf Abläufe und Zuständigkeiten, Isolation und die Angst, übersehen zu werden, bei ihnen dazu. Dem gegenüber stehen Vorteile wie der Wegfall des Arbeitswegs, die Flexibilität bei der Tagesgestaltung und die Möglichkeit, selbstständiger zu lernen. Dies könnte zu einer höheren Konzentration, Freude und Zufriedenheit bei der Arbeit beitragen und somit zu langfristigen Lerneffekten führen.

Die erfolgreiche Integration „mobiler Ausbildung“ in den Ausbildungsalltag ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Dazu gehören die Bereitstellung geeigneter Ausbildungsmittel, die Einhaltung gesetzlicher Regelungen und eine klare Strukturierung des Ausbildungsplans. Mobile Ausbildung sollte die Präsenzarbeit ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Vorab sollten klare Kriterien festgelegt werden, welche Ausbildungsinhalte virtuell vermittelt werden sollen und in welchem Umfang mobiles Arbeiten in der Ausbildung umgesetzt werden kann.

Zudem sollten die Ausbilderinnen / Ausbilder selbst über entsprechende digitale Kompetenzen verfügen und in der Lage sein, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Auszubildenden aufzubauen. Wichtig ist – neben der digitalen Fitness – die Lust auf beiden Seiten, etwas Neues auszuprobieren und sich auch von Rückschlägen nicht verunsichern zu lassen.

Erfolgsfaktoren und Praxishinweise

Envato/Rawpixel

Praktische Tipps für die mobile Ausbildung umfassen die Nutzung virtueller Treffen, um den Kontakt zu halten und Austausch zu fördern. Durch den Einsatz digitaler Kommunikations- und Kollaborationstools werden sowohl die Soft Skills als auch die digitalen Kompetenzen der Auszubildenden gefördert. Es kann auch von Vorteil sein, Auszubildende als „digitale Botschafterinnen / Botschafter“ einzubinden, um das digitale Wissen im Unternehmen zu stärken und Berührungsängste gegenüber neuen Technologien zu verringern.

Darüber hinaus sind klare Aufgabenstellungen und Deadlines bei der mobilen Ausbildung entscheidend, um die Effizienz und den Lernfortschritt sicherzustellen. Die Ausbilderinnen / Ausbilder sollten darauf achten, regelmäßig Feedback zu geben und ein virtuelles Arbeitsumfeld zu schaffen, das die Auszubildenden motiviert und unterstützt.

Die Integration von mobilen Ausbildungsformen in bestehende Ausbildungspläne könnte dazu beitragen, Auszubildende optimal auf die veränderte Arbeitswelt vorzubereiten. Langfristig kann so die berufliche Handlungskompetenz gestärkt und die Anpassungsfähigkeit der Auszubildenden an eine zunehmend digitalisierte und flexible Arbeitsumgebung gefördert werden.

Zusammenfassung und Ausblick

Abschließend lässt sich feststellen, dass mobiles Ausbilden und die Arbeit im Homeoffice besondere Anforderungen an persönliche Kompetenzen und technische Ausstattung stellen. Es ist nicht für alle Berufsgruppen gleichermaßen geeignet, bietet jedoch erhebliche Vorteile in Bezug auf Flexibilität, Selbstständigkeit und eigenverantwortliches Arbeiten. Mit den richtigen Ausbildungsansätzen und einer soliden technischen Infrastruktur können so die notwendigen Fähigkeiten für die zukünftige Arbeitswelt erfolgreich vermittelt werden.

Die Zukunft der mobilen Ausbildung erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um die individuellen Bedürfnisse der Auszubildenden und die Anforderungen der Ausbildungsbetriebe zu berücksichtigen. Dies wird dazu beitragen, Auszubildende besser auf die moderne Arbeitswelt vorzubereiten und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe auf dem Arbeitsmarkt zu steigern.

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Foto Beate Scholz

Beate Scholz ist langjährige Mitarbeiterin der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen e. V. (dgp) am Standort Hannover und insbesondere als Trainerin tätig. Viele ihrer Trainings hat sie speziell für Ausbildungsverantwortliche und Auszubildende in Verwaltungsberufen konzipiert und durchgeführt. Sie qualifiziert beispielsweise zu Fragen des Onboardings, der Kommunikation sowie Didaktik und Bewertung im Ausbildungskontext. Foto: Bilderraum/dgp

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