Lohntransparenz: Das müssen Unternehmen wissen

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Die EU-Lohntransparenzrichtlinie sagt der Lohndiskriminierung den Kampf an. Goran Barić, Regional Managing Director Northern & Central Europe der PageGroup, erklärt, wie Sie Transparenz bei Gehältern und Aufstiegschancen schaffen.

Das Gesetz zur Lohntransparenz kommt spätestens 2026. Das heißt: Um sich darauf bestmöglich einzustellen, sollten sich Unternehmen bereits jetzt mit den kommenden Anforderungen auseinandersetzen. Denn künftig müssen selbst kleine und mittelständische Unternehmen den Kandidaten ihre Lohnstrukturen offenlegen. Für Personalabteilungen wird damit ein fundierter Überblick über marktübliche Gehälter entscheidend sein. Diese erhält man etwa in Gehaltsreports.

Die Lohntransparenz-Richtlinie der EU sagt Lohndiskriminierung den Kampf an. Bald sind von Unternehmen mehr Transparenz und objektive Kriterien im Recruiting-Prozess gefordert. Das Ziel ist, insbesondere dem Lohngefälle zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken. Denn die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen betragen EU-weit aktuell weiterhin rund 13 Prozent. In Deutschland verdienen Frauen dabei im Schnitt sogar 18 Prozent weniger als Männer. Das Wort der Stunde lautet also Equal Pay.

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Wann ist ein Lohnunterschied problematisch?

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Envato/duallogic

Ein Lohnunterschied ist vor allem dann ungerecht, wenn der Lohndifferenz keine objektiven Bewertungskriterien zugrunde liegen und bei gleichwertiger Arbeit somit letztlich eine ungerechtfertigte Differenz besteht. Nur ein Beispiel, das Anfang 2023 medial für Aufsehen sorgte: die Mitarbeiterin eines Metallunternehmens, die bei gleicher Qualifikation und Verantwortlichkeit rund 1.000 Euro weniger als ein zeitgleich angestellter männlicher Kollege verdiente. Dieser Fall von Lohndiskriminierung ging schlussendlich bis vor das Bundesarbeitsgericht und endete zugunsten der Klägerin. Sie erhielt eine Kompensation, das Unternehmen musste zusätzlich zum entgangenen Lohn eine Entschädigung wegen Diskriminierung zahlen.

Ungerechtigkeiten wie dieser will die EU-Richtlinie nun einen Riegel vorschieben: Künftig liegt die gesetzliche Grenze bei fünf Prozent Lohnunterschied bei vergleichbarer Arbeit. Ab dieser Grenze müssen Unternehmen entsprechende Maßnahmen zur effektiven Minderung ergreifen. Um den bevorstehenden Änderungen gerecht zu werden, sollten sich HR-Experten daher bereits jetzt mit der Lohntransparenz im eigenen Unternehmen auseinandersetzen.

Transparenz steigern und Ressourcen sparen mit objektiven Gehaltsübersichten

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Transparenz über Gehälter und Aufstiegschancen herzustellen, ist somit nun eine Herausforderung, der sich HR-Experten in größeren, wie kleineren Unternehmen, stellen müssen. Es gilt, die eigenen Gehaltsstrukturen kritisch zu analysieren und objektive Faktoren für die Entgelteinstufung aufzustellen. Zusätzlich müssen die Unternehmen sicherstellen, dass ihre ausgearbeiteten Einschätzungen belastbar sind und nicht zu stark von einer Branchennorm abweichen. Gerade bei kleineren Unternehmen kann das Tagesgeschäft dadurch rasch beeinflusst werden oder eine Auslagerung an Dienstleister notwendig machen.

Um Lohntransparenz herzustellen, ist für Unternehmen ein fundierter Überblick über die Branche und die jeweiligen Positionen entscheidend. So wird sichergestellt, dass die eigenen Angebote fair und marktfähig sind. Der Gehaltsreport von Michael Page und Page Personnel macht dies für HR-Abteilungen branchenübergreifend möglich. Eine objektive Grundlage wie diese hilft dabei den neuen Anforderungen bestmöglich zu begegnen und interne Ressourcen zu schonen.

Gleichzeitig können sich Unternehmen auf dieser Basis klar am Markt positionieren. Denn gerade für junge Talente und neue Bewerber bleibt das Gehalt eines der wichtigsten Argumente bei der Jobsuche, wie die Talent Trends Studie 2024 zeigt. Die Gehaltsübersichten liefern Unternehmen, aber auch Bewerbern, nützliche Informationen und machen eine genaue Positionsbestimmung möglich.

Dynamischer Arbeitsmarkt: Recruiting-Prozesse optimieren

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Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels und bei konjunkturellen Schwankungen bleibt es entscheidend, den Arbeitsmarkt fest im Blick zu halten. Auch hier gibt der Gehaltsreport wichtige Einblicke in die aktuellen Entwicklungen des Arbeitsmarkts. Berufsfelder werden sich weiter ausdifferenzieren und gerade Gehälter für spezialisierte Positionen werden sich durch den Fachkräftemangel weiter verändern. Auch ein wirtschaftliches Auf und Ab beeinflusst Gehaltsabsprachen und braucht im Zweifel individuelle Lösungen. Um diese Gehaltsfragen adäquat zu bestimmen, sind valide Orientierungspunkte wichtig.

Beispielsweise zeigen sich im Bereich HR aktuell langsam steigende Gehälter, während sie in der IT-Branche stagnieren – trotz einer Lücke von knapp 150.000 Fachkräften in deutschen Unternehmen. Zeitgleich wirkt sich die hohe Nachfrage nach Ingenieuren stark auf die Gehälter in der Branche aus. Hochqualifizierte Ingenieure zählen zu den gefragtesten Talenten auf dem deutschen Arbeitsmarkt und beeinflussen die Gehälter stark. Durch die aktuelle Wirtschaftslage haben allerdings viele Unternehmen eine finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Sie sind mit Neuanstellungen zurückhaltender nehmen gar Abstriche beim Anforderungsprofil in Kauf.

Der Personalbereich bietet sich dagegen vor allem für einen beruflichen Wiedereinstieg an. Durch technologische Neuerungen verändert sich aktuell das Berufsbild weg von administrativen hin zu strategischen Aufgaben. Bei der Ausschreibung neuer Positionen sollten diese Entwicklungen beachtet werden, um weiter mit attraktiven Gehältern wettbewerbsfähig zu bleiben. Gut ist zudem, wenn dies mit gefragten Soft Skills kombiniert wird. Auch diese sind Bestandteil von aussagekräftigen Gehaltsreporten. Kommunikationsstärke und Durchsetzungsstärke bleiben dabei branchenübergreifend gefragt.

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Foto Goran Barić

Goran Barić ist seit 2004 für die PageGroup tätig, als Geschäftsführer der PageGroup Deutschland und seit 2023 zusätzlich als Regional Managing Director für Nord- und Zentraleuropa (BeNeLux, DACH, Polen) und damit für die Einzelmarken Michael Page, Page Personnel und Page Executive verantwortlich. Die PageGroup wurde 1976 in Großbritannien gegründet. Heute ist sie im FTSE 250 gelistet. Sie ist in 37 Ländern vertreten.

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