Warum Kündigungen ein Zeichen für gute HR-Arbeit sein können

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Wir brauchen einen Kulturwandel in Sachen Kündigungen und sollten diese nicht per se als schlechtes Zeichen betrachten, sagt Andreas Schiemann, Geschäftsführer der Marantec Group. Kündigungen können eine Chance für Mitarbeitende und Unternehmen sein.

Die Reaktion kennt wohl jeder: Was, gekündigt? Das ist ja schlimm! Kündigungen werden in der Regel negativ bewertet. Eine hohe Fluktuation wirft ein schlechtes Licht auf ein Unternehmen. Ich sehe das anders. In bestimmten Fällen ist es genau umgekehrt: Hier sind Kündigungen ein Indiz für eine gute HR-Arbeit und eine funktionierende Unternehmenskultur.

Bei der Marantec Group beispielsweise ist die Fluktuation in den vergangenen Jahren gestiegen. Wir haben einen enormen Wandel vom klassischen Hidden Champion zum Open Champion hingelegt. Bei flachen Hierarchien setzen wir konsequent auf Zusammenarbeit und Kooperationen, denken in Rollen und Aufgaben statt Positionen. Manche Kolleginnen und Kollegen hat diese neue Art des Arbeitens beflügelt. Für sie haben wir teilweise sogar ganz neue Aufgaben gefunden.

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Denn auch das gehört für uns dazu: Alle, die bei uns Personalverantwortung haben, schauen genau hin, wo die Talente unserer Mitarbeitenden liegen. Diese fördern wir dann ganz gezielt. Es gab natürlich aber auch Kolleginnen und Kollegen, die den Wandel nicht mitgehen wollten oder die nicht mehr zu uns und unseren Unternehmenszielen passten. Hier gab es Kündigungen.

Eine gesunde Fluktuation ist eine Chance für Unternehmen

Gleichzeitig sind viele neue Mitarbeitende hinzugekommen. Sie haben die Teams heterogener gemacht und neue Impulse und Erfahrungen mitgebracht. Das ist eine Chance für Unternehmen und stärkt ihre Innovationskraft. Ich finde es daher wichtig, genau hinzuschauen, wenn sich Unternehmen mit einer niedrigen Fluktuation rühmen. Das kann ein gutes Zeichen dafür sein, dass die Mitarbeitenden dort sehr zufrieden sind. Muss es aber nicht. Vielleicht bleiben sie auch nur, weil es beidseitig nie hinterfragt wurde. Es gilt also, genau hinzuschauen, um die Gründe für die Fluktuation zu verstehen.

Auch jede Kündigung sollte hinterfragt werden. Viel öfter als die meisten denken, steckt dahinter etwas Positives. Nehmen wir den Fall eines Mitarbeitenden, der sich in unserem Unternehmen ausgesprochen gut weiterentwickelt hat. Wer es geschafft hat, solch ein Talent an Bord zu holen, kann zufrieden sein. Wenn dieses Talent dann dank guter Förderung Flügel bekommt und sich eine neue Herausforderung sucht, ist das ein Grund, stolz zu sein. Denn die Kündigung ist in diesem Fall ein Indiz dafür, dass im Unternehmen die Rahmenbedingungen stimmen.

Kündigung als Zeichen für effektives Konfliktmanagement

Ein anderes Beispiel sind Mitarbeitende, die jahrelang auf ihrer Position bleiben, obwohl Motivation und Leistung nicht mehr stimmen, ohne dass eine neue Aufgabe für sie gesucht oder ihnen gekündigt wird. Ist das der Fall, haben diejenigen mit Personalverantwortung ihren Job nicht gut gemacht. Es ist auch nicht fair: dem Team gegenüber und dem Mitarbeitenden. Viel besser ist es, offen anzusprechen, was nicht funktioniert, und gemeinsam zu überlegen, wie es besser laufen kann. Sehr oft klappt das – und wenn nicht, ist es für beide Seiten am besten, sich zu trennen. In diesem Fall ist die Kündigung ein Zeichen dafür, dass das HR-Team effektiv mit Herausforderungen umgeht und eine positive Arbeitsumgebung fördert.

Meiner Meinung nach brauchen wir einen Kulturwandel in Sachen Kündigungen. Wir sollten Kündigungen nicht per se als schlechtes Zeichen betrachten. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Heute geht es darum, Talente zu finden und weiterzuentwickeln. Wir brauchen sie, ihr Engagement und ihre Ideen für den notwendigen Wandel. Gerade im Mittelstand, der häufig inhabergeführt und –geprägt ist, sind die Bedingungen dafür optimal. Hier zählt jeder und jede Einzelne. Alle kennen sich und hören sich zu. So können Talente gezielt gefördert werden. Das motiviert und steigert Leistungsfähigkeit und Sinnhaftigkeit der Arbeit. So gesehen können Kündigungen positiv sein und eine Chance für Mitarbeitende und Unternehmen.

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Andreas Schiemann

Andreas Schiemann ist Geschäftsführer der Marantec Group und für die strategische Ausrichtung der Unternehmensgruppe verantwortlich. Er fokussiert sich darauf, neue Geschäftsfelder zu schaffen und zu besetzen – zum Beispiel in Form von Kooperationen. Außerdem ist er Mitgründer des Company Initiators Open Champion. Durch radikale Co-Kreation werden hier Ideen für neue Companys maximal schnell validiert.

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