Kosten senken zu Lasten der Belegschaft? Der falsche Weg

| | , , ,

Führungskräfte wollen zu Lasten ihrer Teams sparen. Das ist der falsche Weg, sagt Barbara Wittmann, Country Managerin DACH bei LinkedIn. Kosten senken an der falschen Stelle kann in eine Negativspirale führen.

Viele Unternehmen blicken derzeit in eine ungewisse Zukunft. Noch ist nicht abzusehen, wie sich Inflation und Energiekrise langfristig tatsächlich auswirken werden. Die Folge: Einsparungen und Kostensenkungen werden immer mehr zum Mittel der Wahl, um sich wirtschaftlich abzusichern. Das ist folgerichtig und nachvollziehbar, doch wer an der falschen Stelle spart, könnte sich mittel- und langfristig mit viel größeren Problemen konfrontiert sehen. In einer LinkedIn-Studie zeichnet sich ab, dass Führungskräfte vor allem zu Lasten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sparen wollen.

Wichtige Mitarbeiter-Benefits? Gestrichen!

Im Fokus stehen derzeit vor allem Mitarbeiter-Benefits: Drei Viertel der deutschen Unternehmen (74 Prozent) haben in diesem Bereich bereits Kürzungen vorgenommen oder beabsichtigen, entsprechende Pläne umzusetzen. Dieser Wert wirkt umso beunruhigender, wenn man bedenkt, dass genauso viele Führungskräfte (73 Prozent) einen negativen Effekt auf die Motivation ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch derartige Einsparungen befürchten.

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

Und mit dieser Einschätzung scheinen sie den Nagel auf den Kopf zu treffen! Ein näherer Blick auf die Zusatzleistungen, die wegfallen sollen, zeigt, wie einschneidend die Kürzungspläne für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein werden. Ganz oben steht die Kostenübernahme des Homeoffice-Equipments, also beispielsweise für Tastaturen oder Bildschirme. Natürlich geht es auch ohne – wer regelmäßig zu Hause am Laptop arbeitet, weiß jedoch, wie angenehm ein passender Bildschirm sein kann.

Gestrichen werden sollen außerdem Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens, Zuschüsse zu den Internetkosten im Homeoffice, die generelle Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten oder zusätzliche, freiwillige freie Tage – allesamt Leistungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Situationen wie dieser dringend brauchen und die nachweislich ihre Produktivität steigern.

Unternehmen könnten sich also einen Bärendienst erweisen, wenn sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit allzu großen Einschränkungen und Einschnitten konfrontieren. Dasselbe gilt auch für die 35 Prozent der befragten Führungskräfte, die planen, ihre Investitionen und Angebote für Trainings und die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kürzen. Kurzfristig mögen diese Maßnahmen die gewünschte Wirkung – eine Reduzierung der Kosten – erzielen, doch die negativen Folgen könnten sehr viel schneller als gedacht spürbar werden.

Kosten senken: Unbedacht in eine Negativspirale

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Benefits und Weiterentwicklungsmöglichkeiten Ausdruck der Wertschätzung ihres Arbeitgebers und ein Zeichen der Unterstützung. Fallen sie dauerhaft weg, kann dies zu Unzufriedenheit führen. Zudem fragen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter sich womöglich, wie es um die finanzielle Situation des Unternehmens bestellt ist. Im schlimmsten Fall sind Kündigungen die Folge – in Zeiten des Fachkräftemangels können selbst einige wenige Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Vor allem, wenn die Konkurrenz mit den Benefits winkt, die man selbst als Sparmaßnahmen abgeschafft hat.

Im sogenannten „War for Talents“ sitzen Jobsuchende schon jetzt – aber vor allem in den kommenden Jahren – am längeren Hebel. Sie können Anforderungen stellen und sich die Jobs aussuchen, die diesen gerecht werden. Wer kein attraktives Angebot schnüren kann oder will, hat das Nachsehen und offene Stellen bleiben unbesetzt. Die Folge: Die Belastung für die verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleibt hoch, was zu Fehlern, Ausfällen und weiteren Kündigungen führen kann.

Unternehmen sollten sich deshalb bewusst darüber sein, dass der Weg aus der Krise – wenn er unbedacht beschritten wird – in eine Negativspirale führen kann. Auch wenn es im ersten Moment naheliegend erscheint, Mitarbeiter-Benefits zum Wohle des Unternehmens zu streichen, sollten sie dabei behutsam vorgehen. Es gilt ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem tatsächlichen finanziellen Nutzen und den Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit zu finden. Außerdem ist eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern wichtig – das heißt: Hintergründe erklären, einen Zeitpunkt festlegen, an dem die Wiedereinführung geprüft wird oder auch gemeinsam einen Konsens finden, auf welche Leistungen verzichtet werden soll.

Nur gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können Führungskräfte erfolgreich den Weg aus der Krise gehen. Andernfalls drohen Vertrauensverlust, sinkende Produktivität und im schlimmsten Fall Kündigungen – genau das können Unternehmen sich aktuell wahrlich nicht leisten!

Methodik:

Das Marktforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag von LinkedIn 2.929 Führungskräfte in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Schweden, Spanien, den USA, Mexiko, Brasilien, Australien, China, Indien, Japan, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten im Zeitraum vom 21. September bis 17. Oktober 2022 befragt.

Lesen Sie auch die folgenden Beiträge:

Foto Barbara Wittmann

Barbara Wittmann ist als Country Manager DACH für das Gesamtgeschäft von LinkedIn in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich. Darüber hinaus leitet sie seit 2016 den Geschäftsbereich Talent Solutions und ist mit ihrem Team Ansprechpartnerin für die Lösungen von LinkedIn in den Bereichen Personalgewinnung, Weiterbildung und Mitarbeiterengagement. Zuvor war Frau Wittmann Senior Vice President of Sales & Operations bei ImmobilienScout 24 und hatte verschiedene Führungspositionen bei Dell inne.

Vorheriger Beitrag

Redaktion auf Reisen

HR-Tech 2023: Was HR die Arbeit erleichtern wird

Folgender Beitrag