Die Möglichkeiten der KI sind ideal, um Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, sagen Frank Schlottmann, Vorstandsmitglied bei msg, und Mark-W. Schmidt, Leiter msg Artificial Intelligence. Führung im KI-Zeitalter: Welche Aufgaben kommen auf Führungskräfte zu, welche Chancen ergeben sich?
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Unternehmensumfeld verändert nicht nur einfache Arbeitsabläufe, sondern auch die Rolle von Führungskräften. Die Stärke von KI liegt in der Bewältigung komplexer Interaktionen und Datenfluten – traditionell ein Terrain, auf dem Menschen in Management- und Leadership-Rollen agieren. Sie sollten sich daher schon jetzt Gedanken darüber machen, wie ihre Arbeit in Zukunft aussehen wird und welche Fähigkeiten dafür entscheidend sind.
Large Language Models wie ChatGPT haben vor rund einem Jahr für viel Aufsehen gesorgt. Ob im privaten oder beruflichen Umfeld: Viele Prozesse lassen sich nahezu von einem auf den anderen Tag ändern und vereinfachen. Dadurch werden zukünftig manche Aufgaben und Fähigkeiten, die nun eine KI übernehmen kann, obsolet. Gleichzeitig entstehen neue Aufgaben und Anforderungen an Mitarbeitende. Diese Entwicklung wirkt sich allerdings nicht nur auf die Ausführenden aus. Auch für Führungskräfte bedeuten die neuen Möglichkeiten durch KI weitreichende Veränderungen, auf die sie sich einstellen müssen. Denn auch sie werden künftig andere Fähigkeiten brauchen.
Welche Herausforderungen erwarten die Führungsriege?
Es ist entscheidend, dass Führungskräfte sich im ersten Schritt über die Fortschritte in KI-Technologien informieren. Diese zu ignorieren ist riskant, denn die Arbeitswelt wird sich verändern – unabhängig davon, ob das Management dies unterstützt oder nicht. Denn kommende Automatisierungen von Arbeitsschritten stellen klassische Prozesse von Grund auf infrage. Ob die Beantwortung einfacher Kundenanfragen, Zusammenfassungen von Dokumenten oder Recherchearbeiten – durch den Einsatz von KI können viele Arbeitsschritte jetzt mühelos und innerhalb weniger Minuten erledigt werden.
Führungskräfte sollten sich damit kritisch auseinandersetzen und prüfen, welche Automatisierungen möglich und sinnvoll sind – und ihre Teams darauf einstellen. Am besten erreicht man dies, wenn Führungskräfte sich nicht nur theoretisches Wissen über KI-Technologien und neue Lösungen aneignen, sondern diese auch selbst aktiv in ihren täglichen Arbeitsablauf einbinden. So lassen sich Einsatzmöglichkeiten und Nutzen am besten beurteilen. Gleichzeitig sollten Führungskräfte den Aufbau von KI-Wissen in ihren Teams fördern, um entsprechende Fähigkeiten im Umgang mit KI zu entwickeln.
Lebenslanges Lernen von und mit KI-Technologien muss zu einer Grundhaltung sowohl bei Mitarbeitenden als auch bei Führungskräften werden. Das bedeutet allerdings auch, dass die Führungsriege besonderes Augenmerk auf das Change Management legen sollte. Die Arbeit mit KI-Technologien steht nicht nur für die Einführung von ein paar neuen Tools, sondern muss mit einem kulturellen Wandel einhergehen. Dieser muss „von oben“ begleitet werden, sprich: Führungskräfte müssen sicherstellen, dass die gesamte Organisation für den Einsatz von KI vorbereitet ist und angstfrei lernt, damit umzugehen.
Regelungen im Umgang mit KI
Zusätzlich zu der Aufgabe, KI-Wissen für sich selbst und im Team aufzubauen, wird sich eine weitere zentrale Verantwortung von Führungskräften in Zukunft grundlegend verändern: Die Bewertung ihrer Mitarbeitenden. Denn dadurch, dass diese Personen KI-Technologien für ihre alltäglichen Arbeiten nutzen können, lassen sich auch deutlich schneller bessere Arbeitsergebnisse erzielen. Je nach Arbeitsbereich wird es also deutlich schwieriger sein, Leistung anhand von historischer Empirie zu bewerten. Führungskräfte müssen also neue KPIs oder Bewertungsgrundlagen finden. So ist es zum Beispiel bei Auswertungen komplexer Informationen und Dokumente wichtig zu erfahren, ob der spezifische Mitarbeitende diese selbst oder mit der Unterstützung generativer KI erstellt hat.
Ähnlich verhält es sich auch im Bereich der IT-Entwicklung: Hat der Entwickler mit der Unterstützung eines sogenannten AI-Copilot einen Code entwickelt oder ohne? Im Allgemeinen wird der Einsatz generativer KI die Arbeit von Mitarbeitenden erleichtern, beschleunigen und unter Umständen auch qualitativ steigern. Im Endeffekt muss aber die Leistung eines Mitarbeitenden ohne Einsatz von KI fair in Relation zur Leistung eines Mitarbeitenden eingeschätzt werden, der diese Technologien nutzt.
Darüber hinaus müssen sich Führungskräfte eingehend damit beschäftigen, wie sich der Einsatz neuer KI-Technologien auf Datenschutz und Compliance auswirkt. Es ist wichtig, Mitarbeitenden Leitlinien im Umgang mit KI an die Hand zu geben und sie nicht im rechtsfreien Raum selbst orientierungslos agieren zu lassen. Deshalb müssen Führungskräfte klare und verständliche Regeln kommunizieren, die den Umgang mit KI und die (Nicht-)Übermittlung von sensiblen Daten eindeutig für ihre Teams regeln. Am besten erfolgt dies durch eine schriftlich angefertigte Leitlinie, die mit entsprechenden Handlungsanweisungen und Empfehlungen an die Mitarbeitenden kommuniziert wird. Bei Unsicherheiten sollten Führungskräfte hierbei auf externe Unterstützung zurückgreifen.
Führung im KI-Zeitalter – Künstliche Intelligenz als ständig verfügbarer Helfer
Neben all diesen Herausforderungen, auf die sich Führungskräfte vorbereiten müssen, eröffnet KI für sie und ihre eigenen typischen Aufgaben aber auch einige Potenziale. Denn die neuen Möglichkeiten, die KI eröffnet, sind ideal, um Grundlagen für Entscheidungsfindungen zu schaffen. Nie war es leichter, Analysen zu erstellen und nach konkreten Ergebnissen zu durchleuchten. Auch Abbildungen von „Was-wäre-wenn-Szenarien“ sind mit den entsprechenden Werkzeugen im Handumdrehen erstellt und können einen wertvollen Beitrag bei der Entscheidungsfindung leisten.
Ganz grundsätzlich sind KI-Systeme bereits heute bei fast allen entscheidungsvorbereitenden Schritten einsetzbar – insbesondere bei der Suche nach Informationen. KI dient hier als digitaler Assistent, der immer alle relevanten Informationen in oft hoher Qualität zusammenfasst und parat hält. Als digitaler Verbündeter kann KI menschliche Schwächen in puncto Analytik und Komplexität ausgleichen. Zum Beispiel stellt Aleph Alpha mit der eigenen Luminous-Technologie einen „Knowledge Worker“ zur Verfügung, der beliebige Dokumente zusammenfasst, vergleicht und darüber hinaus noch weitere Schritte ermöglicht. Führungskräfte sollten deshalb in der Lage sein, solche Tools für ihre tägliche Arbeit einzusetzen und sich damit selbst das Leben leichter machen.
Gleichzeitig müssen Führungskräfte im Hinterkopf behalten, dass KI-Technologien auch nach wie vor ihre Grenzen haben. Diese Grenzen spielen auch eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Frage, welche Fähigkeiten und Kompetenzen künftig für Führungsposition noch wichtiger werden. Es ist klar, dass KI die Entscheidungsfindung wie auch operative Prozesse unterstützen kann. Die finalen Entscheidungen müssen jedoch weiterhin von Menschen getroffen werden, insbesondere im Managementumfeld. Zudem werden die sozialen Kompetenzen von Führungskräften in Zukunft noch bedeutender. In diesem Bereich wird KI in absehbarer Zeit keine Unterstützung bieten können, da es Assistenztechnologien an Urteilsvermögen, Empathie und ethischer Führung mangelt. Standhaftigkeit und Werte werden daher für Führungskräfte unverändert wichtig bleiben.
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Dr. Frank Schlottmann setzt bereits seit 25 Jahren Künstliche Intelligenz in der Forschung und für Unternehmensanwendungen ein. Seit Januar 2021 ist er Vorstandsmitglied bei msg und verantwortet unter anderem das Bankengeschäft, das Public Sector Geschäft und den branchenübergreifenden Bereich Artificial Intelligence. Er ist auch Vorstandsvorsitzender der msg for banking ag.
Mark-W. Schmidt leitet den übergreifenden Bereich msg Artificial Intelligence. Seit mehr als 20 Jahren gehören Unternehmensarchitekturen, Informationssicherheit und Innovationen zu seinen Fokusthemen. Mit msg AI treibt er den Einsatz verlässlicher KI-Technologien – Made in Europe in Organisationen erfolgreich voran.