KI kann das IT-Fachkräfteproblem nicht lösen – aber sie kann dazu beitragen, dass Unternehmen verstärkt Quereinsteigende auf IT-Stellen einsetzen, sagt Katharina Pratesi von Brandmonks. Denn viele Aufgaben, die Quereinsteigende erst erlernen müssen, können jetzt schon von der KI übernommen werden. Unternehmen sollten daher ihre Recruiting- und Onboardingprozesse so umstellen, dass sie möglichst schnell von den neuen Chancen bei der Fachkräftesuche profitieren können.
Immer mehr Studien zeigen, dass generative KI schon heute viele Jobs bis zu einem gewissen Grad ausführen kann. Vor allem in der IT-Branche können sich Unternehmen dieses Potential zu Nutze machen. So lässt sich KI gezielt bei Aufgaben wie Datenanalysen, Prozessoptimierungen, Programmierungen oder der Automatisierung von Routine-Aufgaben einsetzen. Das entlastet zum einem die Bestandsmitarbeitenden und bietet zum anderen Unternehmen die Chance, verstärkt auf Quereinsteigende zu setzen.
Diese Talente haben zwar meist keine klassische IT-Ausbildung, verfügen aber häufig über solide Vorerfahrungen, zum Beispiel aus einem anderen Job. Viele dieser Kandidatinnen und Kandidaten sind zudem hochmotiviert und besonders lernbereit. Dennoch zögern Entscheiderinnen / Entscheider häufig und haben Bedenken, dass sie Quereinsteigenden aufgrund fehlender Skills nicht schnell genug und vollständig verantwortungsvolle Aufgaben übertragen können.
Aber: Ohne den Einsatz von Quereinsteigenden werden wir unser IT-Fachkräfteproblem nicht lösen können, weil es einfach nicht ausreichend viele ausgebildete Expertinnen / Experten gibt. Mit der Hilfe von KI werden Unternehmen Quereinsteigende effektiver einsetzen können. Denn viele Aufgaben, die Quereinsteigende erst noch lernen müssen, können mit der Hilfe von KI erledigt werden.
Das Modell funktioniert aber nur, wenn Quereinsteigende in den ersten Wochen in das fachliche Thema eingearbeitet werden und dabei eng von einem Fachteam begleitet werden. Nur so wird sichergestellt, dass sie das übergeordnete Ziel ihrer Tätigkeit auch wirklich verstehen. Dazu kommt, dass sie für den Einsatz von KI in ihrem Fachbereich angeleitet werden. Unternehmen, die in ein umfassendes Onboarding investieren, werden von Quereinsteigenden und dem Einsatz von KI sehr schnell profitieren.
Welche Aufgaben die KI in der IT-Beratung übernehmen kann
Doch welche Aufgaben können konkret von KI übernommen werden und Quereinsteigenden beim Einstieg in den neuen IT-Job Unterstützung bieten? Das lässt sich ganz gut am Beispiel des IT-Beraters aufzeigen. IT-Consultants beraten Kunden dabei, die richtigen Software- oder IT-Lösungen zu finden und im Unternehmen einzuführen. Sie analysieren deren Geschäftsprozesse und überführen sie in einen digitalen Prozess.
Der Job eignet sich daher besonders gut für Quereinsteigende mit einem guten Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, einem kommunikativen Geschick und einem Interesse für neue IT-Anwendungen. Dabei kann ihnen die KI im neuen Job vor allem in folgenden Bereichen helfen:
1. KI übernimmt Datenanalyse und -Visualisierung
Mit KI lassen sich große Mengen von Daten analysieren und Muster, Trends und Erkenntnisse identifizieren. Quereinsteigenden kann das sehr dabei helfen, Geschäftsdaten auszuwerten, um fundierte Empfehlungen und Lösungen zu entwickeln.
2. KI erledigt zeitaufwendige Routine-Aufgaben
Wiederkehrende Aufgaben lassen sich mit der Hilfe von KI automatisieren. Dazu gehören zum Beispiel die Überwachung von Systemen, das Patchen von Software oder das Erkennen von Sicherheitsverletzungen. So haben Quereinsteigende mehr Zeit, um sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren und diese recht schnell selbstständig zu übernehmen.
3. KI liefert Basis für maßgeschneiderte Empfehlungen
In der Beratung können KI-gestützte Empfehlungssysteme verwendet werden, um Kunden maßgeschneiderte Lösungen und Technologien vorzuschlagen, die ihren spezifischen Anforderungen entsprechen. Auch kann KI dazu eingesetzt werden, um Trends und Entwicklungen in der IT-Branche vorherzusagen und Kunden strategisch zu beraten.
4. KI überwacht IT-Systeme und Daten
Bedrohungen und Anomalien können durch die KI in Echtzeit erkannt werden. Ebenso lassen sich Schwachstellen in Systemen und Netzwerken durch die Unterstützung von KI schneller aufspüren, um Sicherheitslücken zu schließen. Das hilft Quereinsteigenden dabei, die Integrität von IT-Systemen und Daten zu gewährleisten.
5. KI optimiert Geschäftsprozesse
KI kann Engpässe identifizieren und Effizienzsteigerungen vorschlagen. Das ist eine große Unterstützung für quereinsteigende IT-Beraterinnen / -Berater, um die die Effizienz der IT-Infrastruktur ihrer Kunden zu verbessern.
6. KI schult und bildet Quereinsteigende weiter
Vor allem im Rahmen des Onboardings kann KI Ihre Mitarbeitenden bei der Schulung und Weiterbildung von Quereinsteigenden stark entlasten. So können personalisierte Lernprogramme erstellt werden, um das erforderliche Wissen und die Fähigkeiten bei Quereinsteigenden aufzubauen. KI-gestützte Lernplattformen können zudem dabei helfen, sich über neue Technologien und Trends auf dem Laufenden zu halten.
KI kann also schon jetzt einen großen Aufgabenbereich des IT-Beraters übernehmen und es Quereinsteigenden erleichtern, den neuen Job schnell und effizient auszuführen Doch die Algorithmen können den Menschen nicht vollständig ersetzen. Denn für die zwischenmenschliche Kommunikation, das Projektmanagement und das Geschäftsverständnis braucht es nach wie vor den Menschen. Umso wichtiger ist es, beim Recruiting von IT-Quereinsteigenden nach Soft Skills wie Durchhaltevermögen, Selbstreflexion, Gewissenhaftigkeit und Motivation zu setzen.
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Katharina Pratesi ist Partnerin und CPO bei der Brandmonks GmbH und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im HR/Recruiting Umfeld. Neben Ihrer internen HR-Verantwortung berät Sie Klienten aus der Finanzdienstleistung, dem Consulting und der Industrie zu den gesamten Prozessketten der Recruiting-Strategien. Ihr aktueller Schwerpunkt liegt auf dem nachhaltigen Recruiting und der Integration sowie der Optimierung von Recruiting- und Onboarding-Prozessen. Foto: ©Julia Teine