Fünf praktische Tipps für ein besseres Talent Management

| | ,

Der Weg zu einem besseren Talent Management in Unternehmen führt über die Employee Experience. Arne Sjöström, Lead People Scientist EMEA bei Culture Amp, stellt fünf praktische Tipps vor, die Unternehmen helfen, das Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern und ihre Talent Management-Strategien zu verbessern.

Damit Unternehmen ihre Visionen auch in Zeiten von Fachkräftemangel, Fluktuation und anhaltender Unsicherheit verwirklichen können, benötigen sie eine effektive Talent Management-Strategie. Darunter versteht man alles, was Unternehmen tun können, um Mitarbeitende zu rekrutieren, ihre Zufriedenheit und Produktivität zu gewährleisten und ihnen bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten zu unterstützen.

Aktives Talent Management bedeutet demnach, beständig in die Unternehmenskultur, die Mitarbeitenden und die Führungskräfte zu investieren. Grundlage dafür sind die individuellen Werte eines Unternehmens, die im Wettbewerb um die besten Talente den entscheidenden Unterschied machen können: Werte werden zu tragenden Säulen der Arbeitgebermarke und beeinflussen die Wahl von Bewerbern, sich für oder gegen ein Unternehmen zu entscheiden.

Organisationen, die klar kommunizieren, was sie auszeichnet und welche Art von Beschäftigten sie suchen, können eine Arbeitgebermarke entwickeln, die die passenden Mitarbeitenden anzieht und langfristig bindet. Dies führt zu einem Schneeballeffekt, da leistungsstarke Mitarbeitende gerne mit anderen talentierten, leistungsstarken Kollegen zusammenarbeiten.

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

Doch allein neue Talente zu gewinnen und zu binden, reicht nicht. Genauso wichtig ist es, die Mitarbeitenden im Unternehmen zu fördern, weiterzuentwickeln und zu unterstützen, damit sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können.

Employee Experience

Fünf praktische Tipps für ein besseres Talent Management
Envato/Prostock-studio

Der Weg dahin führt über eine bessere Employee Experience der Mitarbeitenden. Sie ist die Stellschraube, die – richtig justiert – Vieles im Unternehmen voranbringen kann. Wenn sich Mitarbeitende gehört und verstanden fühlen, steigt das Engagement. Dabei geht es nicht nur um die reine Arbeitszufriedenheit, sondern vielmehr um das persönliche, emotionale und mentale Investment der Mitarbeitenden. Gleichzeitig spielt die Bindung, die sie zu ihrer Arbeit und zum Unternehmen haben, eine entscheidende Rolle. Die Wissenschaft definiert fünf Komponenten, die Mitarbeiterengagement ausmachen:

  • Motivation – Fühlen sich Mitarbeitende vom Unternehmen zu Mehrleistung motiviert?
  • Stolz – Sind Mitarbeitende stolz auf ihre Verbundenheit mit dem Unternehmen?
  • Empfehlung – Würden Mitarbeitende ihr Unternehmen als sehr guten Arbeitsplatz weiterempfehlen?
  • Gegenwärtige Bindung – Sind Mitarbeitende derzeit bestrebt, im Unternehmen zu bleiben?
  • Zukünftige Bindung – Beabsichtigen die Mitarbeitenden, dem Unternehmen auch in Zukunft treu zu bleiben?

Analysen, die auf Basis von Feedback-Befragungen erstellt wurden, ergaben, dass das durchschnittliche Mitarbeiterengagement in Deutschland 2023 bei 63 Prozent lag. Das bedeutet, dass sich 37 Prozent der Mitarbeitenden als nicht engagiert oder indifferent einschätzen. Diese Untersuchung erfolgte im Zeitraum von Januar bis Dezember 2023 in 550 deutschen Unternehmen.

Was treibt Mitarbeitende um?

Analysen, die auf Daten von rund 6.000 Unternehmen weltweit basieren, zeigen, welche Entwicklungen sich bemerkbar machen. In Deutschland zeigen sich folgende Entwicklungen:

  • Entwicklungsmöglichkeiten sind den Mitarbeitenden besonders wichtig, gleichzeitig beurteilen sie ihre Entwicklungsmöglichkeiten pessimistischer als früher
  • Mitarbeitende sind zunehmend skeptisch bezüglich der Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit
  • Immer mehr Mitarbeitende kündigen wegen mangelnder Karrierechancen
  • Mitarbeitende sind stark darauf fokussiert, wie ihr Einsatz honoriert wird und glauben, dass Anerkennung nicht gerecht verteilt wird

Was also tun, um das Employee Engagement und damit auch das Talent Management im Unternehmen zu verbessern? Auf Basis des oben genannten Datenpools lassen sich fünf Empfehlungen ableiten:

1. Engagement-Befragungen durchführen und Ergebnisse umsetzen

Fünf praktische Tipps für ein besseres Talent Management
Envato/Olivier_Le_Moal

Befragungen zum Mitarbeiterengagement sind für Unternehmen eine gute Möglichkeit, mehr über die Employee Experience und das Engagement der Mitarbeitenden zu erfahren und somit ein genaues Bild der Unternehmenskultur zu erhalten. Zudem ist das Feedback für Rekrutierungsprozesse hilfreich, da es genaue Daten über viele Faktoren liefert, die für Kandidaten interessant sind. Wenn zum Beispiel die Ergebnisse solcher Feedback-Befragungen auch in Bewerbungsgesprächen erwähnt werden, dann signalisiert das Unternehmen, dass ein Arbeitsklima für engagierte Mitarbeitende gefördert wird.

Genauso wichtig ist es, nach den Befragungen geeignete Maßnahmen im Unternehmen umzusetzen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende abwandern, steigt um 26 Prozent bis 36 Prozent, wenn sie nicht überzeugt sind, dass auf Befragungen auch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

2. Mitarbeitende und ihre Beiträge zum Unternehmen anerkennen

Anerkennung und Wertschätzung seitens der Führungsebene und der Vorgesetzten tragen wesentlich dazu bei, dass die Mitarbeitenden engagiert bleiben. Sie sind um 27 Prozent motivierter, deshalb ist es in der Folge weniger wahrscheinlich, dass sie das Unternehmen verlassen. Vorgesetzte, die ihre Mitarbeitenden anerkennen und fördern, können einen großen Unterschied für den zukünftigen Unternehmenserfolg bewirken.

Oft wird jedoch einfach angenommen, dass Maßnahmen zur aktiven Anerkennung funktionieren. Tipps für eine bessere Anerkennungskultur sind verbale Anerkennung im Arbeitsalltag, informelle Anerkennung – zum Beispiel als einmalige Belohnung für besondere Leistungen – sowie formelle Anerkennung durch spezielle Programme.

3. Kontinuierliches Feedback etablieren

Fünf praktische Tipps für ein besseres Talent Management
Envato/nenetus

Kontinuierliches Feedback kommt der gesamten Belegschaft zugute. Es obliegt der Personalabteilung, geeignete Prozesse zu entwickeln, um die Personalverantwortlichen zu motivieren, konstruktives Feedback zu geben. Es ist um 67 Prozent wahrscheinlicher, dass sich die Mitarbeitenden zu besseren Leistungen motiviert fühlen, wenn sie konkretes, umsetzbares Feedback erhalten.

Falls dies noch nicht etabliert wurde, sollten Unternehmen zunächst herausfinden, warum dies nicht der Fall ist. Es könnte an der psychologischen Sicherheit oder an den Fähigkeiten der Führungskräfte liegen, konstruktives Feedback zu geben. Ein weiterer Schritt ist die Einführung persönlicher Gespräche. Auf diese Weise wird die Leistung von einem sonst nur periodisch angesprochenen Thema zu einem ständigen Dialog.

4. Klare und transparente Verfahren zur Leistungsbeurteilung entwickeln

Mitarbeitende müssen das Gefühl haben, dass ihre Leistung fair beurteilt wird und dass ihr Wohlbefinden dem Unternehmen wichtig ist. Zudem ist es für sie wichtig, dass das richtige Verhalten belohnt wird und Beförderungsrichtlinien transparent sind. Die Personalabteilung sollte deshalb Prozesse für Leistungsbeurteilung einführen, die Vorgesetzte und Mitarbeitende dazu ermutigen, regelmäßig Feedback auszutauschen.

Nur wenn alle aktiv Feedback einholen, entsteht eine Kultur des kontinuierlichen Wachstums und der Verbesserung. Feedback muss stets dokumentiert, nachvollziehbar und für Leistungsgespräche leicht abrufbar sein. Die Mitarbeitenden sollten ermutigt werden, sich eigenständig Ziele zu setzen, die sie in persönlichen Gesprächen mit den Vorgesetzten besprechen. Die vereinbarten Ziele müssen dann regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden auf Erfolgskurs bleiben.

5. Weiterentwicklungs- und Karrierechancen bieten

Mit einer Strategie für Talent Management können Unternehmen die Mitarbeiterbindung steigern: Unternehmen, die die Weiterentwicklung der Employee Experience priorisieren, verzeichnen durchschnittlich 24 Prozent mehr Wachstum pro Beschäftigte. Dies gelingt mit der Erarbeitung von Entwicklungsplänen, die die Ziele und Bedürfnisse des Unternehmens ebenso berücksichtigen wie die Ziele, Motivationen, Interessen, individuellen Fähigkeiten und Stärken der Mitarbeitenden. Mangelnde Karriere- und Entwicklungschancen sind oft einer der Treiber, warum sich Mitarbeitende für einen Arbeitsplatzwechsel entscheiden.

Fazit:

Mitarbeitende wollen das Gefühl haben, für ein erfolgreiches Unternehmen zu arbeiten, da ihr eigener beruflicher Erfolg eng mit dem des Unternehmens verknüpft ist. Die Employee Experience beeinflusst ihre Wahrnehmung und die Entscheidung, ob sie im Unternehmen bleiben oder einen Wechsel anstreben.

Maßnahmen, die eine bessere Employee Experience zum Ziel haben, führen in der Regel auch zu einem effektiveren Talent Management. Dabei ist es wichtig, Führungskräfte darüber aufzuklären, wie wichtig ihr Verhalten für das Engagement ihrer Mitarbeitenden ist.

Lesen Sie auch die folgenden Beiträge:

Foto Arne Sjöström

Dr. Arne Sjöström ist Lead People Scientist bei Culture Amp.Seinen Arbeitsschwerpunkt hat er im Bereich der Organisationspsychologie und angewandten Forschung. Erkenntnisse aus dem Bereich der Psychologie und Verhaltensforschung werden von ihm bei der Anwendung von HR-Technologien genutzt, um Firmen bzgl. der Personalauswahl, Personalentwicklung sowie dem Mitarbeiterfeedback zu beraten. Foto: Culture Amp

Vorheriger Beitrag

Sarah Lange übernimmt Kolumne im HR Journal

„In diesem Team sind Risiken erlaubt“: Wie eine gesunde Teamkultur psychologische Sicherheit stärkt

Folgender Beitrag