Wie lernen wir heute “richtig” und nachhaltig?

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Christian Rebernik, CEO Tomorrow‘s Education: KI erlaubt es, Lerninhalte individuell zuzuschneiden, in Echtzeit Feedback zu geben, eigene Lernpfade zu entwerfen.

Wir leben in einer Zeit, in der jeden Tag neue Technologien auf den Markt kommen. Das hat Einfluss auf die Arbeitswelt von heute und morgen: Für Unternehmen und ihre Führungskräfte gilt es, ständig auf dem Laufenden zu bleiben, was digitale und technologische Neuerungen betrifft. In zehn, zwanzig Jahren wird es Jobs geben, von denen heute noch niemand gehört hat.

Gleichzeitig wird nachhaltiges unternehmerisches Agieren immer relevanter. Corporate Social Responsibility ist heute nicht mehr nur eine Seite im Geschäftsbericht, sondern ein allumfassendes und gesellschaftsübergreifendes Thema, auf das Unternehmen auf ihre eigene Art Antworten finden wollen und müssen. Doch wie gelingt es Unternehmen, ihre Führungskräfte angesichts dieser vielfältigen Herausforderungen fit für die Zukunft zu machen? Eine Zukunft, in der technologisches Know-How und nachhaltiges unternehmerisches Tun immer relevanter wird.

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Weiterbildungsformate orientieren sich meist noch an klassischen Lernmethoden

Der Schlüssel dazu liegt in der (Weiter)-Bildung. Allerdings nicht in der Form, wie wir sie derzeit kennen. Zu oft noch orientieren sich Weiterbildungsformate an den klassischen Lernmethoden: Passiver Frontalunterricht, wenig Interaktion, wenig individuelle Inhalte. Viel Fokus auf den Lehrenden, weniger auf den einzelnen Lernenden. Durch die Covid-19-Pandemie geht auch der persönliche Austausch verloren. Fortbildungen werden auf Video-Formate übertragen, bei denen man stundenlang mit Inhalten beschallt wird. Diese Form des Lernens ist weder motivierend noch zielführend: Ist das Ziel nur das nächste Zertifikat – statt lebenslang zu lernen – verankert sich Wissen nicht langfristig, da es anders abgespeichert wird. Hinzu kommt, dass Mitarbeitenden häufig die Zeit für langwierige Fortbildungen fehlt, die sich schwer in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Wie lernt man also “richtig” und vor allem nachhaltig?

Eine neue Art der Bildung ist nötig – und möglich

Neueste technologische Möglichkeiten können hier Abhilfe schaffen. Über digitale Plattformen, abgebildet als App auf dem Handy, und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz kann das Lernen revolutioniert werden. Über KI ist es möglich, die Lerninhalte auf die oder den Einzelnen zuzuschneiden und quasi in Echtzeit Feedback zu geben. Darauf basierend können die Inhalte flexibel angepasst werden. Jede/r kann einen eigenen Lernpfad entwerfen, basierend auf individuellen Kompetenzen und Zielen. Und: Jede/r kann nach eigenem Ermessen und im eigenen Tempo lernen – ein Vorteil, der gerade für Führungskräfte mit vollgestopften Kalendern relevant ist. Über die App hat man das Wissen jederzeit in der Tasche greifbar. Man selbst kann entscheiden, wann und wo immer man lernen möchte.

Gekoppelt mit neuen und aktiven Lernformaten und -methoden lässt sich das Gelernte langfristig verankern. Studien zeigen, dass aktive Lernformate die Leistung von Studierenden steigern. So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, in Klassen mit traditionellen „Stand-and-Deliver“-Vorlesungen durchzufallen, 1,5-mal höher, als wenn anregende, sogenannte aktive Lernmethoden angewendet werden. Auch erhöhen praxisorientierte und kürzere Lernelemente das Engagement und die Motivation.

Praxisnahe Herausforderungen verankern das Gelernte

Betrachten wir das Lernen anhand von praxisnahen Herausforderungen an einem Beispiel: Ein Unternehmen möchte als Teil seiner Nachhaltigkeitsstrategie die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Diese Aufgabe ist umfangreich, es gibt viele verschiedene Dinge zu berücksichtigen. Eine App kann beispielsweise die dazugehörigen Fragestellungen und die einzelnen Prozesse für diesen Fall abbilden und durch die einzelnen Schritte in kurzen Lerninhalten hindurch manövrieren. Das Lernen bekommt eine spielerischen Charakter. Fast nebenbei wird die Theorie direkt mit einem konkreten Anwendungsfall verknüpft, der zudem auch noch einen direkten Mehrwert für den Job bietet. Dadurch werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Aus einer gefühlten Mammutaufgabe für das eigenen Unternehmen kann über diese Herangehensweise gezeigt werden: Ein Unternehmen nachhaltig aufzustellen ist Schritt für Schritt machbar und bringt sichtbare Erfolge mit sich.

Der soziale Faktor darf und sollte dabei nicht zu kurz kommen. So kann eine Plattform alle Lernenden miteinander vernetzen, verschiedene Aufgaben können gemeinsam und im direkten Austausch interaktiv gelöst werden. An die Stelle des klassischen Dozenten rücken Mentoren, die den Lernenden zur Hilfe stehen. Darüber hinaus entstehen über solche Plattformen wertvolle Netzwerke.

Es zeigt sich: Über Technologie ist es schon heute möglich, die Lernenden und ihre individuellen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen und die Motivation für Weiterbildung erhöhen. Mit der Kombination aus Lernen via Plattform, einer effektiven Lernstrategie und zeitgemäßen Inhalten gelingt es, Mitarbeiter sowie Führungskräfte fit für die digitale Transformation und nachhaltiges unternehmerisches Handeln zu machen. Gleichzeitig profitieren Unternehmen von Fach- und Führungskräften, die neueste Technologien nicht nur kennen, sondern sie auch fallbezogen anwenden können und Nachhaltigkeit praktisch umsetzen. Dass wir genau diese Kompetenzen von Mitarbeitenden in Zukunft immer mehr brauchen, steht außer Frage.

Foto Christian Rebernik

Christian Rebernik ist Co-Gründer und CEO des EdTech-Unternehmens Tomorrow's Education. Als Unternehmer verfügt er über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung digitaler Produkte. Er war Gründer und Geschäftsführer von Vivy, einer persönlichen Gesundheitsassistentin, war Chief Technology Officer (CTO) bei Parship und half als Managing Director beim Aufbau der N26 Bank. Das Berliner EdTech-Unternehmen Tomorrow's Education betreibt eine digitale Lernplattform, die Technologien wie KI und datenbasiertes Feedback integriert. Über die Plattform werden berufsbegleitende Master-Studiengänge angeboten, die auf personalisiertes digitales Lernen ausgerichtet sind.

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