Führung in der Transformation

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Transformation kann nur gelingen, wenn Führung neu definiert wird. Führungskräfte müssen heute die Rolle von Wegbereitern einnehmen. Ursula Porth, Chief Human Resources Officer der All for One Group SE, erläutert, welche Voraussetzungen Führung in der Transformation braucht und wie sie gelingt.

Unternehmen sehen sich mit einem Dreiklang aus digitaler Umwälzung, Globalisierung und demografischem Umbruch konfrontiert. Anpassung ist nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle, Strukturen und Prozesse kontinuierlich adaptieren. In diesem Kontext wird Führung zur Schlüsselfunktion: Wie können Führungskräfte den Kurs halten und ihre Mitarbeitenden dabei aktiv einbinden?

Veränderung als Dauerzustand

Die Idee, dass Unternehmen nach einer bestimmten Transformationsphase wieder zur „Normalität“ zurückkehren, ist eine Illusion. Ständiger Wandel ist für viele zur neuen Realität geworden. Unternehmen müssen flexibel und innovationsbereit auf sich ständig verändernde Marktbedingungen reagieren. Wer sich auf Stabilität verlässt, riskiert, den Anschluss zu verlieren. Daher ist Transformation kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess.

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Dieser Wandel geht jedoch über eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit hinaus – er greift tief in die Unternehmenskultur ein. Die Belegschaft muss verstehen, dass Veränderung zum New Normal gehört. Hier liegt die zentrale Aufgabe beim Leadership: Sie müssen nicht nur Entscheidungen treffen, sondern auch die kulturelle Basis für einen dauerhaften Wandel schaffen. Das erfordert klare Kommunikation und die Einbindung der Mitarbeitenden. Denn Transformation gelingt nur, wenn alle im Unternehmen – von der Führungsebene bis zur Belegschaft – gemeinsam an einem Strang ziehen.

Führung in der Transformation: Vom Manager zum Ermöglicher

Führung in der Transformation
Twenty20/@FotoArtist

Die traditionelle Rolle des Managers, der durch Kontrolle und hierarchische Entscheidungswege führt, ist überholt. Führungskräfte müssen sich heute als Enabler verstehen. Führung in der Transformation bedeutet, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Mitarbeitende eigenverantwortlich agieren und kreative Lösungen entwickeln können, ohne dabei den strategischen Kurs des Unternehmens aus den Augen zu verlieren.

Diese doppelte Herausforderung erfordert ein Umdenken im Führungsverständnis. Führungskräfte müssen lernen, den richtigen Mix aus Empowerment und Guidance finden. Doch wie lässt sich Führung in der Transformation erfolgreich umsetzen?

Ruhe, Struktur und klare Richtung: Navigieren in unsicheren Zeiten

Führungskräfte stehen im Spannungsfeld zwischen Flexibilität und Stabilität und müssen ihren Teams Orientierung bieten. Dabei sind drei Faktoren entscheidend:

1. Ruhe bewahren – No-Drama Culture leben:

Veränderung bringt oft Unsicherheit mit sich, die zu blindem Aktionismus führen kann. Eine Führungskultur, die Gelassenheit und Besonnenheit fördert, hilft, solche Dynamiken zu entschärfen. Führungskräfte, die eine No-Drama-Kultur etablieren, schaffen ein Umfeld, in dem sich ihre Teams auf das Wesentliche konzentrieren können – trotz turbulenter Zeiten.

2. Strukturen schaffen – Orientierung im Chaos:

Während Flexibilität unverzichtbar ist, sind klare Strukturen notwendig, um den Wandel effektiv zu führen. Definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten geben den Mitarbeitenden Orientierung und verhindern, dass Veränderung in Chaos ausartet. Das sorgt auch für mehr Produktivität.

3. Strategischer Weitblick bewahren – das große Ganze im Fokus:

Entscheiderinnen / Entscheider müssen stets das langfristige Ziel vor Augen haben. Im operativen Alltag besteht die Gefahr, sich im Detail zu verlieren. Durch regelmäßige Überprüfung der strategischen Ausrichtung und eine klare Kommunikation des Transformationsziels stellen sie sicher, dass der Wandel auf Kurs bleibt.

Führung in der Transformation: Das Entrepreneurial Mindset fördern

Foto Teamwork
Envato/Rawpixel

Eine erfolgreiche Transformation erfordert mehr als bloße Anpassung – sie lebt von der aktiven Mitgestaltung durch die Mitarbeitenden. Hier spielt das Entrepreneurial Mindset eine zentrale Rolle – eine unternehmerische Denkweise, die Freiheit und Gestaltungswillen mit der nötigen Verantwortung vereint.

Wenn Mitarbeitende wie Unternehmerinnen / Unternehmer handeln, profitieren Unternehmen von höherer Innovationskraft, größerer Agilität, stärkerem Engagement und der nötigen Resilienz, die die kontinuierliche Veränderung in nachhaltigen Unternehmenserfolg münden lässt. Doch nicht alle Mitarbeitenden sind von Natur aus bereit, diese Verantwortung zu übernehmen.

Deshalb müssen Unternehmen gezielte Rahmenbedingungen schaffen, die dieses Mindset fördern. Eine robuste Feedback-Kultur, regelmäßige Weiterbildungsangebote und klare motivierende Ziele helfen dabei, die Mitarbeitenden darauf vorzubereiten. Auf diese Weise wird der Wandel nicht nur geführt, sondern auch gemeinsam gestaltet.

Leistungskultur als Erfolgsfaktor: Transparenz und Fairness

Foto Teamarbeit
Envato/AboutImages

„Performance“ ist in vielen Unternehmen ein heikles Thema, oft verbunden mit Druck, Kontrolle und Sanktionen. Doch gerade Transformation erfordert eine Leistungskultur, die Transparenz und Fairness in den Mittelpunkt stellt. Mitarbeitende wissen so, wie ihre Leistungen gemessen und bewertet werden. Gleichzeitig darf die Performance-Diskussion nicht ausschließlich auf Zielerreichung und Effizienz abzielen – es geht auch darum, individuelle Entwicklungspotenziale zu fördern und den Mitarbeitenden die nötige Unterstützung zu bieten, um persönliches Wachstum zu ermöglichen.

Eine solche Kultur fördert nicht nur die individuelle Weiterentwicklung, sondern ermöglicht es allen, aktiv am Wandel mitzuwirken. Niemand wird zurückgelassen – Transformation wird zu einem gemeinsamen Prozess, der auf Zusammenarbeit und kontinuierlicher Verbesserung basiert. So wird das Thema „Performance“ von einem Tabu zu einem positiven Treiber für langfristigen Unternehmenserfolg.

Transformation beginnt beim Management

Transformation gelingt nur, wenn Führung neu definiert wird. Statt nur Anweisungen zu geben, müssen Führungskräfte heute die Rolle von Wegbereitenden einnehmen. Führung in der Transformation schafft Freiräume, setzt klare Ziele und gibt Orientierung, während das Team motiviert wird, Verantwortung zu übernehmen. Der Schlüssel liegt darin, Veränderung nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Chance – für das Unternehmen, aber auch für jeden einzelnen Mitarbeitenden. Nur so wird Transformation nicht nur ein Projekt, sondern Teil der DNA eines Unternehmens. Wer das verinnerlicht, führt nicht nur durch den Wandel, sondern macht ihn zur Stärke.

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Foto Ursula Porth

Ursula Porth ist seit 2023 Chief Human Resources Officer (CHRO) bei der All for One Group SE. In dieser Funktion ist sie für alle HR-Bereiche und die rund 3.000 internationalen Mitarbeitenden der Gruppe zuständig. Zuvor verantwortete Sie bei der Software AG verschiedene Bereiche, wie z.B PMO, Strategie, Prozesse und HR.

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