„Confidence Gap“: Frauen gehen weniger selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen als ihre männlichen Kollegen. Das zeigt eine Studie von Glassdoor zum Equal Pay Day.
Der internationale Aktionstag am 7. März rückt das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern in den Fokus. Er markiert den Zeitpunkt, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern durchschnittlich unentgeltlich im jeweiligen Jahr die gleiche Arbeit geleistet haben. Allerdings fällt es insbesondere Frauen oft schwer, am Arbeitsplatz selbstsicher zu sein und die eigenen Leistungen anzuerkennen.
Dieses Empfinden wird als „Confidence Gap“ bezeichnet. Im Rahmen der Glassdoor Studie stimmen 53 Prozent der Frauen und sogar 41 Prozent der Männer zu, dass es ein Selbstvertrauensdefizit zwischen Mann und Frau am Arbeitsplatz gibt.
„Confidence Gap“ bei Gehaltsverhandlungen
Während ganze 66 Prozent der Männer selbstsicher in Verhandlungsgespräche zu Gehalt, Boni oder Teuerungszulagen hineingehen, legen gerade einmal 47 Prozent der Frauen eine vergleichbare Selbstsicherheit an den Tag. Jedoch sind 73 Prozent der Frauen der Ansicht, dass sie aktuell eine Gehaltserhöhung verdient hätten und 41 Prozent sagen, dass ihre Zurückhaltung bei Gehaltsverhandlungen ihr Einkommen in der eigenen Karriere beeinflusst habe.
Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmen mehr tun könnten, um den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu helfen, Gespräche über Geld zu führen. Nur eine/-r von zwei Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmern glaubt, dass ihr Arbeitgeber die Gehaltsstruktur transparent darstellt. Dennoch sind 63 Prozent der Meinung, dass eine Gehaltstransparenz gut für das Geschäft ist, und 67 Prozent glauben, dass sie gut für die Mitarbeiter/-innenzufriedenheit ist.
Fragen lohnt sich
In den vergangenen zwölf Monaten haben 45 Prozent der männlichen Arbeitnehmer nach einer Gehaltserhöhung gefragt, unter den Arbeitnehmerinnen haben jedoch nur etwas mehr als ein Drittel (35 Prozent) dieses Thema bei ihren Vorgesetzten angesprochen.
Dabei zeigt die Praxis, dass es sich durchaus lohnt, nach mehr Gehalt zu fragen: In 83 Prozent der Fälle wurde den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ihr Wunsch nach einer Gehaltserhöhung erfüllt, wenn sie diesen angesprochen haben.
Die Männer sind dabei erfolgreicher als die Frauen, fast die Hälfte von ihnen (48 Prozent) hat genau das erhalten, was sie gefordert hat. Bei den Frauen waren es hingegen nur vier von zehn (42 Prozent). Einige (insgesamt 38 Prozent aller befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer) mussten sich mit einer geringeren Gehaltserhöhung zufriedengeben, was insgesamt dennoch als ein Erfolg gesehen werden kann.
Transparente Gehaltsstrukturen schaffen
„Bis heute ist das Thema Gehaltsverhandlungen vielen Menschen und hauptsächlich Frauen unangenehm. Unsere Umfrage hat ergeben, dass die anhaltende mangelnde Transparenz um das Gehalt Frauen am Arbeitsplatz benachteiligt. 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen trauen sich nicht, über ihr Gehalt zu verhandeln, und nur 46 Prozent glauben, dass ihr Arbeitgeber genug tut, um das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu beseitigen.
Transparente Gehaltsstrukturen und die Einbeziehung aller Beschäftigten in offene Gehaltsgespräche können ein gleichberechtigteres Arbeitsumfeld schaffen, was zu langfristigem Unternehmenserfolg führt. Dieses Thema ist am Vortag des Weltfrauentages so relevant wie nie“, sagt Jill Cotton, Karriere-Expertin bei Glassdoor.
Wer sich beim aktuellen Job wenig Chancen auf mehr Gehalt erhofft oder das Gespräch scheut, sieht oft in einem Jobwechsel eine Möglichkeit, den eigenen Kontostand aufzubessern. 76 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die einen Wechsel anstreben, stimmen bei der Umfrage vollkommen oder eher zu, dass sie ihr Gehalt beim nächsten Job verhandeln würden.
Viele allerdings blieben ihrem Arbeitgeber in den letzten zwölf Monaten treu – acht von zehn der Befragten haben den Job nicht gewechselt. Doch 60 Prozent der Frauen und 77 Prozent der Männer beabsichtigen, ihre Vorgesetzten in den kommenden zwölf Monaten nach mehr Geld, einem Bonus oder einer Teuerungszulage zu fragen. Dieser Wert zeigt, dass auch in diesem Fall Männer entschlossener sind als Frauen.
Methodologie
Die von OnePoll im Auftrag von Glassdoor durchgeführte Studie befragte zwischen dem 10. Februar und 16. Februar 2022 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland, die in Vollzeit erwerbstätig waren, ausgenommen Selbstständige.