Die Femgineers sind eine Community of Practice (CoP) bei Babbel. Ein Frauennetzwerk, das zu einer starken Kraft geworden ist. Marthe Schenk, Software Engineer und Mitglied der Femgineers, erklärt, wie vor allem Führungskräfte den Aufbau von CoPs fördern können.
Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Anstrengungen unternommen wurden, um Gleichberechtigung und Diversität in Unternehmen zu fördern, bleibt die Repräsentation von Frauen in der Tech-Branche und in Führungspositionen ein bestehendes Problem. Eine Untersuchung der McKinsey zeigt, dass nur 22 Prozent aller europäischen Tech-Jobs von Frauen besetzt sind.
Laut dem Kaspersky Technologie Report 2021 arbeiten nur 10 Prozent der Frauen in technischen Berufen in einem weiblich dominierten Team zusammen. Und das, obwohl Studien längst belegt haben (unter anderem von McKinsey), dass geschlechterdiverse Unternehmen erfolgreicher sind.
Die Diskrepanz zwischen Engagement und tatsächlichen Maßnahmen zur Förderung von Diversität und Inklusion ist also immer noch groß. Doch wie können wir dieses Problem angehen? Eine Möglichkeit ist die Förderung von langfristigen „bottom-up”-Initiativen, um die Mitarbeitenden dauerhaft in ihrer Arbeit im Unternehmen zu unterstützen und zu mehr Inklusion und Verständnis beizutragen.
Die Rolle von Community of Practice und Femgineering bei Babbel
Ein Beispiel für „bottom-up”-Initiativen sind Community of Practices (CoP). Dabei handelt es sich um Gruppen von Personen mit gemeinsamen Interessen und Fachkenntnissen, die regelmäßig zusammenkommen, um voneinander zu lernen und ihre Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich zu verbessern. CoPs spielen in der Arbeitswelt eine bedeutende Rolle, da sie den Wissensaustausch, Innovationen, Vernetzung sowie Mitarbeitendenentwicklung fördern und letztlich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beitragen können.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche CoP sind die Femgineers von Babbel. 2017 haben sich Frauen in Babbels Tech-Abteilung zusammengetan, um Lösungen für herausfordernde Situationen zu finden, die ihnen im Arbeitsalltag begegnen: die Unterrepräsentation von Frauen in Engineering-Rollen, Vorurteile gegenüber Frauen und ihren Fähigkeiten in technischen Berufen oder diskriminierende Sprache innerhalb der Tech-Branche. Ziel der Initiative ist es, Lösungen zu erarbeiten, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
Die Initiative ist über die Jahre gewachsen und bildet mittlerweile ein starkes Netzwerk. Um solche CoPs zu ermöglichen und zu fördern, sollten Unternehmen auf einige Faktoren achten:
Vier Handlungsempfehlungen
1. Schaffung einer offenen und inklusiven Feedbackkultur
Um „bottom-up”-Initiativen wie die Femgineers in Unternehmen zu fördern, ist es wichtig, eine offene und inklusive Feedbackkultur zu schaffen. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich für Veränderungen einzusetzen. Die Grundlage dafür ist, dass Führungskräfte aktiv Feedback und konstruktive Vorschläge einfordern und deutlich machen, dass die Mitarbeitenden selbst die treibende Kraft für einen positiven Wandel hin zu mehr Gleichberechtigung sind.
2. Bereitstellung von Ressourcen
Nehmen Führungskräfte wahr, dass Mitarbeitende sich innerbetrieblich engagieren wollen, sollten sie notwendige Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Dazu gehören finanzielle und materielle Ressourcen sowie die Unterstützung durch die Führungsebene. Immens wichtig ist, dass den Mitarbeitenden ein Teil ihrer Arbeitszeit für die Arbeit innerhalb der Initiative gegeben wird. Im Rahmen der Femgineers haben wir die Möglichkeit, uns regelmäßig zu treffen, um aktuelle Projekte und Ziele zu besprechen.
Zur Kommunikation können wir auf die technische Infrastruktur von Babbel zurückgreifen und organisieren uns via Slack-Chats. Insbesondere in internationalen Unternehmen, wo unterschiedliche Kulturen und Sprachen zusammenkommen, ist es wichtig, dass man sich in Arbeitsgruppen auf Augenhöhe verständigen kann. Hier kann die Bereitstellung von Sprachlernplattformen, wie zum Beispiel durch „Babbel for Business”, das gegenseitige Verständnis fördern.
3. Abteilungsübergreifende Kommunikation und Wissenstransfer
Netzwerkinitiativen richten sich zunächst an die Mitglieder der jeweiligen Initiative und wollen deren Herausforderungen lösen. Allerdings können Unternehmen abteilungsübergreifend von den Initiativen und deren Engagement profitieren. Um mehr Sensibilität für Themen rund um Inklusion und Gleichberechtigung zu schaffen, sollten Führungskräfte dafür sorgen, dass die Arbeit solcher Initiativen unternehmensweit sichtbar ist.
Erarbeitete Lösungsansätze können so in andere Teams transportiert werden. Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass diskriminierende Tech-Begriffe wie „Master/Slave” oder „Whitelist/Blacklist” als Teil der IT-Sprache für uns nicht mehr tragbar sind. Solche Worte wurden unternehmensweit bei Babbel auf die Streichliste gesetzt und werden nicht mehr verwendet.
4. Verbindliche Zieldefinition, Messung von Fortschritten bei Diversität
Damit der nachhaltige Erfolg von unternehmensinternen Netzwerken gewährleistet werden kann, ist es sinnvoll, innerhalb der Gruppe Aufgaben und Ziele zu definieren und diese dann in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Für uns steht dieses Jahr das Thema Karriereförderung im Fokus. Das Ziel ist es, Frauen bei Babbel bei ihrer Entwicklung und Karriere in einer Tech-Rolle zu unterstützen. Dazu bieten wir Workshops für alle Interessierten an. Den Erfolg messen wir an dem Anstieg von Frauen in Führungspositionen im Bereich Softwareentwicklung, Programmierung & Co.
Fazit: Es ist Zeit, sich Zeit zu nehmen
Die Förderung von Diversität und Gleichberechtigung in Tech-Unternehmen erfordert nachhaltige Veränderungen und die aktive Unterstützung von Initiativen wie Frauennetzwerken. Durch gezielte Ressourcenbereitstellung und Leitprinzipien können Unternehmen von der Stärke geschlechterdiverser Teams profitieren und gemeinsam wachsen.
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Marthe Schenk ist Software Engineer bei Babbel und dort für die Weiterentwicklung des E-Learnings zuständig. Als Mitglied der Babbel Femgineers setzt sie sich bei Babbel für Inklusion, Gleichberechtigung und Diversität innerhalb des IT-Teams ein. Marthe hat Medieninformatik, Politikwissenschaft und Skandinavistik studiert und spricht Niederländisch, Deutsch, Englisch und Dänisch.