Experimente mit Hirn und Herz

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Unternehmen sollten klarer und mutiger werden, sagt Martina Jahrbacher, Geschäftsführerin von PR-COM. Entscheidend ist es, sich als Arbeitgeber mit herausstechenden Argumenten von der Konkurrenz abzuheben.

Stellenangebote, die entweder das Blaue vom Himmel versprechen oder sich auf Allgemeinschauplätzen tummeln, gibt es in rauen Mengen. Aber viele der Benefits sind lange nicht mehr up to date, weil die Arbeitswelt sich grundlegend verändert hat. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen klarer und mutiger werden.

Es hat den Anschein, als ob etliche Arbeitgeber die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich wahrnehmen. Dabei haben sich die Anforderungen schon lange geändert, Unternehmen müssen in Zeiten des War for Talents nicht mehr nur als attraktive, sondern als der attraktivste Arbeitgeber auftreten und sich mit herausstechenden Argumenten von der Konkurrenz abheben.

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In der Realität verstecken sich die echten Rahmenbedingungen in der Stellenausschreibung hinter austauschbaren Scheinargumenten wie dem berühmt berüchtigten Obstkorb oder Tischkicker, leeren Versprechen nach Fortbildungsmaßnahmen, flachen Hierarchien oder der Bereitstellung von Laptop und Firmenhandy.

Materielle Dinge zählen nur bedingt

Echte Argumente haben auch im Berufsumfeld weniger mit materiellen Dingen zu tun. Natürlich machen ein leistungsstarker Laptop der neuesten Generation, das modernste Smartphone und ein schicker Firmenwagen auch hier auf den ersten Blick viel Eindruck, aber langfristig ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter weitaus mehr an flexible Arbeitsmodelle und die immer wichtiger werdende Work-Life-Balance geknüpft.

Da sich auch diese Aspekte auf den Online-Stellenportalen wie Sand am Meer finden lassen, und oftmals verdächtig nach Copy-and-Paste klingen, weil es eben alle so machen, lohnt sich hier ein genauerer Blick. Ja, Arbeitnehmer wollen flexibel arbeiten, zeitlich wie örtlich. Die Grundlage für Homeoffice-Angebote, flexible oder gar keine Kernarbeitszeiten und der freien Einteilung von unbegrenzten Urlaubstagen liegt allerdings im Vertrauen, das der Arbeitgeber seinen Angestellten entgegenbringen muss.

Eine offene und vertrauensvolle Arbeitsumgebung

Von einer romantischen Vorstellung von Vertrauen sind wir hier allerdings weit entfernt. Unternehmen müssen verstehen, dass der Weg zu einer beiderseitigen Zufriedenheit darin besteht, die Zügel zu lockern, ohne sie schleifen zu lassen. Die Entwicklung ist gerade für deutsche Firmen nicht immer einfach und erfordert einen gewissen Mindshift. Aber nur wenn es gelingt, von Anfang an eine offene und vertrauensvolle Arbeitsumgebung anzubieten, in der Menschen gerne arbeiten, entstehen die wahren Benefits für das Unternehmen. Und damit die nötigen Argumente, um sowohl Mitarbeiter langfristig zu halten, als auch neue zu gewinnen.

Hören wir auf, in Stellenanzeigen Dinge zu bewerben, die es so entweder gar nicht gibt, oder die für niemanden einen Mehrwert bieten. Konzentrieren wir uns lieber darauf, die besten Arbeitgeber zu werden, die sich alte und junge Talente vorstellen können. Dafür sind Visionen aber auch Investitionen notwendig, etwa wenn es darum geht, den Zusammenhalt eines verteilt arbeitenden Teams zu stärken. Ausflüge, Feiern, gemeinsame Aktivitäten, die allen im Gedächtnis bleiben.
Visionen zu neuen Arbeitsmodellen angehen

Mitarbeiter, die im Ausland arbeiten, unbegrenzte Urlaubstage, hybride Modelle – Unternehmen müssen neue Ansätze liefern, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben wollen. Das kann mitunter zu Problemen und Mehraufwand führen, etwa wenn Angestellte in verschiedenen Zeitzonen arbeiten oder ein erhöhter Abstimmungsbedarf in Meeting-Marathons endet. Visionen zu neuen Arbeitsmodellen und echten Argumenten sind daher auch als Experimente anzusehen. Experimente, die Unternehmen mit Hirn und Herz angehen sollten, um gesunde Strukturen und zufriedene Mitarbeiter zu erhalten.

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Foto Martina Jahrbacher

Martina Jahrbacher ist seit vier Jahren Geschäftsführerin von PR-COM und für Team, Kultur und Marketing zuständig. Im Fokus stehen bei ihr die Weiterentwicklung der Agentur als gutes und erfolgreiches Unternehmen mit motivierten und zufriedenen Menschen, die als Team (jetzt auch remote) gut zusammen arbeiten. Zuvor war sie bei adidas und Reebok in führenden Marketing- und Strategiefunktionen auf verschiedenen Kontinenten tätig und hat neben Business- und Produktstrategien Themen wie Employee Engagement und Employer Branding vorangetrieben.

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