Führungskräfte sollten bei Zukunftsplanungen Ihr Team in den Fokus stellen und die Employee Experience priorisieren, sagt Petra-Maria Grohs, Regional Vice President Citrix Deutschland.
Die Arbeitswelt befindet sich derzeit in Aufruhr und scheinbar in Stein gemeißelte Gewissheiten werden in Frage gestellt. Bei der Frage, wie sich ihr Unternehmen nach Ende der COVID-19-Pandemie aufstellen soll, ergeben sich für Führungskräfte in dieser Situation eine Vielzahl an neuen Herausforderungen. Wie viel Flexibilität bei der Arbeit können und möchten sie künftig einräumen? Wie kann der unternehmerische Erfolg in dieser veränderten Umgebung langfristig gewährleistet werden?
Der Moment, Vorbereitungen für die Zeit nach Ende der Krise zu treffen und Antworten für die neuen Herausforderungen zu finden, ist jetzt gekommen. Warum bei diesen Überlegungen immer die Mitarbeiter im Fokus stehen sollten, erklärt Petra-Maria Grohs, Regional Vice President and Managing Director bei Citrix Deutschland.
Fachkräftemangel wird sich in naher Zukunft weiter verschärfen
Zuletzt hatte sich die Lage am Arbeitsmarkt in Deutschland aufgrund der Konjukturbelebung etwas entspannt und Unternehmen sind wieder vermehrt auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Dabei stoßen sie allerdings auf eine bereits seit Jahren bekannte Schwierigkeit: den Fachkräftemangel. Wie das KfW-ifo-Fachkräftebarometer zeigt, wurde im ersten Quartal des Jahres jedes fünfte Unternehmen dadurch beeinträchtigt und der Mangel zieht sich durch alle Branchen.
So errechnet das Institut der deutschen Wirtschaft in seinem MINT-Frühjahrsreport 2021 eine Arbeitskräftelücke von mindestens 145.100 Personen alleine in den MINT-Berufen. Dazu kommt: in den nächsten Jahren werden geburtenstarke Jahrgänge sukzessive in die Rente eintreten und aufgrund der erschwerten Bedingungen und Finanzierungsschwierigkeiten durch die Coronakrise drohen mehr Studienabbrüche in diesen Fachbereichen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Studierenden aus dem Ausland erheblich gesunken.
Es zeichnet sich ab, dass sich der Fachkräftemangel in naher Zukunft weiter verschärft. Damit ist zum einen das Wachstum und die Innovationskraft Deutschlands gefährdet. Zum anderen bedeutet dies für Unternehmen, dass sie neue Wege finden müssen, um für Fachkräfte attraktiv zu sein und um das Potenzial ihrer bereits vorhandenen Mitarbeiter noch stärker zu nutzen. Die Employee Experience wird für den Geschäftserfolg in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
Flexibilität ermöglichen und gleichzeitig Zusammenhalt fördern
Nicht wenige Manager sind in der Vergangenheit davon ausgegangen, dass ihre Mitarbeiter im Home Office weniger arbeiten und daher weniger produktiv sind – die letzten 18 Monate haben ihnen in den meisten Fällen das Gegenteil bewiesen. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter deshalb auch in Zukunft ein hohes Maß an Flexibilität beim Arbeitsort und ihrer Arbeitszeit gewähren, soweit dies unter ihren individuellen Voraussetzungen möglich ist. Gerade ersteres bietet auch für Unternehmen einen großen Vorteil: Bei der Suche nach neuen Fachkräften sind sie nicht mehr auf diejenigen beschränkt, die schon in der Nähe des Büros wohnen und einen Umzug in Betracht ziehen, sondern können landes-, womöglich sogar weltweit nach geeigneten Talenten suchen, um schwer zu füllende Positionen zu besetzen.
Damit die Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg funktioniert, sind die richtigen Tools für Kommunikation und Kollaboration wichtig. Zwar haben sich viele dieser Anwendungen während der Krise bewährt, aber eine aktuelle Studie von Citrix zeigt auch, dass Unternehmen für ihren Einsatz genau prüfen sollten: Knapp zwei Drittel der befragten Arbeitnehmer (64 Prozent) nutzen mehr solcher Tools, bei 71 Prozent ist dadurch die Arbeit allerdings komplexer geworden, was zu Frustration führt. Unternehmen müssen daher genau prüfen, welche Anwendungen ihre Mitarbeiter für ihre tägliche Arbeit tatsächlich brauchen, ob für dieselben Funktionen mehrere Lösungen im Einsatz sind und ob ein einziges Tool nicht mehrere ersetzen könnte.
Gleichzeitig müssen sie Regeln für den Umgang mit ihren digitalen Tools definieren, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter unabhängig von ihrem Standort unter denselben Bedingungen arbeiten können. Befindet sich beispielsweise eine Hälfte eines Teams zusammen im Büro, der Rest aber im Home Office, kann geregelt sein, dass dennoch alle bei Meetings von ihrem Schreibtisch aus teilnehmen, damit sich die Diskussion nicht unbeabsichtigt nur auf die Teilnehmer vor Ort beschränkt. Auch die Unternehmenskultur sollte nicht darunter leiden, dass nicht mehr alle Mitarbeiter am gleichen Ort sitzen – digitale Events funktionieren inzwischen genauso gut im digitalen Raum wie regelmäßige Check-ins der Vorgesetzten mit Ihren Teammitgliedern.
Alle gewinnen durch eine positive Employee Experience
Zu einer positiven Employee Experience gehört aber auch, dass Mitarbeiter auf der Arbeit sie selbst sein und sich entfalten können. Dafür müssen Unternehmen zum einen eine Atmosphäre schaffen, in der ihre Mitarbeiter sich nicht aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Ethnie, sexueller Orientierung oder einem anderen Aspekt ihrer Identität nachteilig behandelt fühlen, sondern stattdessen frei sind, ihre individuelle Perspektive zu teilen.
Dies ist nicht nur zum Wohle der Belegschaft, sondern auch des Unternehmenserfolges. Zum anderen sollten Unternehmen Chancen bieten, durch die ihre Arbeitskräfte sich persönlich und beruflich weiterentwickeln können, wie beispielsweise während der Arbeitszeit ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzugehen oder Trainings für Soft und Hard Skills. Bedingt durch den Fachkräftemangel müssen Unternehmen stärker darüber nachdenken, wie sie dringend benötigte Skills bei ihren vorhandenen Arbeitskräften ausbilden können.
Fazit
Führungskräfte müssen verstehen, dass sie in Zukunft Ihre Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen und die Employee Experience priorisieren sollten, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Dafür müssen sie jedoch nicht ihre gesamte Firmenkultur umkrempeln und jedem Mitarbeiter jeden Wunsch erfüllen. Stattdessen geht es darum, ihnen innerhalb der individuellen Möglichkeiten eines Unternehmens die bestmögliche Umgebung zu bieten, in der ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zum Tragen kommen und sie diese weiter ausbauen können. So erhöhen Manager die Zufriedenheit innerhalb ihrer Belegschaft, was sich wiederum positiv auf ihre Produktivität, Effektivität und Bindungen an ihren Arbeitgeber auswirkt.
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Petra-Maria Grohs ist seit Januar 2020 Regional Vice President bei Citrix Deutschland. Menschen zu unterstützen und ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand zu geben, ist nicht nur ihr beruflicher Fokus, sondern auch ihre persönliche Leidenschaft. Als VP unterstützt sie die branchenübergreifende Transformation, insbesondere bei Home-Office- und Business-Continuity-Lösungen.