KI kann dazu beitragen, dass Personalabteilungen mehr Zeit für Zwischenmenschliches haben, meint Katharina Reinhard, Leiterin Personal bei der GSG Berlin. Denn bisher drohten zeitraubende Routineaufgaben die Menschlichkeit in HR in den Hintergrund zu drängen.
Vom Chatbot im Bewerbungsprozess bis zur HR-Software – Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) sind längst auch in die People-and-Culture-Abteilungen eingezogen. Jubelstürme sind dabei eher selten. Nicht wenige befürchten, dass Unternehmen ihren Beschäftigten gegenüber an Menschlichkeit verlieren. Meiner Meinung nach ist das Gegenteil der Fall: Die Menschlichkeit in HR droht vielmehr durch die stetig zunehmenden Routinetätigkeiten und die Administration verloren zu gehen.
Wertschätzung bleibt auf der Strecke
Denken Sie selbst doch mal kurz zurück: Wann sind Sie zuletzt von Ihrer Personalabteilung in einem One-to-One in vertrauensvoller Atmosphäre gefragt worden, wie es Ihnen geht? Wann wurden Weiterbildungsmöglichkeiten zuletzt mit Ihnen persönlich besprochen? Wie oft ist Zeit für ein echtes Feedback-Gespräch, das nicht zwischen Tür und Angel stattfindet? Zumeist gehen in der Personalabteilung leider die Prüfung und die Genehmigung von Urlaubsanträgen vor, oder das Verfassen einer neuen Stellenanzeige. Dass das Genannte wichtig ist, steht ja außer Frage. Aber echte Kommunikation, abseits von E-Mails oder Teams, findet dann eben nicht statt. Wertschätzung und Menschlichkeit bleiben auf der Strecke.
Effizienz steigern – Zeit freischaufeln für mehr Menschlichkeit in HR
Betrachten wir die zeitfressenden Routineaufgaben wie zum Beispiel die allgemeine Verwaltung der Personalinformationen oder das Erstellen von Verträgen, bietet uns die digitale Unterstützung viele Vorteile: Wir steigern die Prozessqualität, senken die Kosten, sparen viel Zeit und erhöhen unsere Flexibilität. Oder nehmen wir Tätigkeiten wie die Zielgruppenanalyse künftiger Bewerber. Das kann eine klug trainierte KI schneller, als es ein Mensch kann.
Die Zusammenfassung von Prozessen für Onboarding-Material kann durchaus eine KI schreiben und damit Zeit in der Personalabteilung freischaufeln. Auch Absage-E-Mails an Bewerber verfassen, kann eine KI übernehmen, sofern die Ergebnisse mit menschlichem Blick geprüft und angepasst werden. Das Ergebnis ist eine raschere Bearbeitung der Aufgaben – Aufgaben und Menschen passen dank Maschine einfach besser zusammen. Und immer gilt: Die Personalabteilung gewinnt dadurch Zeit für zwischenmenschliche Anliegen und strategische Aufgaben.
Fazit: Zeit für das Wesentliche
Mit jeder eingesparten Stunde können wir in der Personalabteilung mehr in Richtung Personalentwicklung, Gesundheitsmanagement, Nachfolgeplanung oder Coaching agieren und im persönlichen Gespräch auf die Sorgen und Wünsche der Menschen im Unternehmen eingehen. Die menschliche Komponente ist und bleibt wesentlich für den Unternehmenserfolg.
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Katharina Reinhard ist seit 15 Jahren im Bereich Personal tätig und seit Januar 2024 Leiterin Personal bei der GSG Berlin. Ihre Schwerpunkte liegen in der strategischen Ausrichtung, der Optimierung von Personalprozessen, der Personalentwicklung sowie der Digitalisierung. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten und zu stärken. Foto: Amadé Hölzinger