Ein familienfreundliches Personalmanagement schaffen

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Das richtige Mindset zählt: Wie etwa die Grundhaltung, dass Eltern etwas mehr Flexibilität brauchen, sagt Carlotta Köster-Brons von Randstad Deutschland.

Seit der Pandemie stehen berufstätige Eltern vor großen Herausforderungen. Mit welchen neuen Angeboten können Unternehmen auf Mitarbeiter mit Kindern zugehen und wie können sie Familien in Belastungssituationen langfristig unter die Arme greifen?

Wer in diesem Land Kinder großzieht und zudem berufstätig ist, hat vermutlich gelernt, dass man die Hilfe und Unterstützung, die man sich wünschen würde, nur in den wenigsten Fällen bekommt. Dafür ist in erster Linie eine immer noch unzureichende Infrastruktur zur Kinderbetreuung verantwortlich. Aber es fehlt auch immer noch an einer angemessenen gesellschaftlichen Einstellung.

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Die Herausforderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnt beim Kitaplatz und der mehr oder weniger verlässlichen Grundschule, geht weiter über die Unlösbarkeit, 74 Werktage (inklusive Samstagen) Ferien mit 30 Urlaubstagen überbrücken zu müssen und wird zudem oft genug mit Karriereeinbußen aufgrund von Teilzeit abgerundet.

Bessere Rahmenbedingungen erfordern das richtige Mindset der Arbeitgeber

Die Frage, was gute Rahmenbedingungen bei der Vereinbarkeit sind, lässt sich gar nicht so einfach beantworten und ist auch eine Frage der individuellen Bedürfnisse. Aber was das Wichtigste ist, lässt sich aus meiner Sicht sehr genau sagen: das richtige Mindsetting der Arbeitgeber. Ich bin davon überzeugt, dass ein vollständiger Werkzeugkasten, der alles anbietet, was zum Thema Vereinbarkeit gerade en Vogue ist, nicht so wirksam ist, wie eine ehrliche Grundhaltung und Selbstverständlichkeit, dass Eltern dann und wann etwas mehr Flexibilität brauchen. Das gilt in erster Linie für flexible Arbeitszeiten. Vor allem aber braucht es eine ehrliche und offene Grundhaltung gegenüber berufstätigen Eltern.

Betreuungsangebote der Arbeitgeber sind für viele berufstätige Eltern nicht individuell genug

Konkrete Angebote wie eine Betriebskita oder sonstige Betreuungsangebote werden von berufstätigen Eltern viel weniger in Anspruch genommen, als Arbeitgeber es bei der Implementierung vermuten. Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung aus dem 1. Quartal 2021 verdeutlicht das. Lediglich drei Prozent der Mitarbeiter nutzten das erweiterte Betreuungsangebot in Betriebskitas, das immerhin 28 Prozent der Unternehmen während der Pandemie geschaffen haben. Nur fünf Prozent nahmen die digitalen Lern- und Beschäftigungsangebote wahr, die 29 Prozent ihrer Arbeitgeber angeboten haben. Warum ist das so?

Im Lockdown konnten nur wenige Eltern ihre Kinder in eine Betriebskita schicken. Zudem zählen bei der Kinderbetreuung vor allem individuelle Lösungen. Häufig ist sie gekoppelt an den Wunsch, dass ein ganz spezielles pädagogisches Konzept zum Einsatz kommt oder auch religiöse Aspekte bei der Betreuung von Kindern berücksichtigt werden. Insgesamt kommt es Eltern nicht auf die Quantität der Angebote an. Vielmehr zählt der ehrliche Wille des Arbeitgebers, Mitarbeiter unterstützen zu wollen – insbesondere mit fairen und gleichen Chancen für alle Beschäftigten.

So schaffen Arbeitgeber ein familienfreundliches Personalmanagement

Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, aber auch Beratungsangebote für Eltern, wie sie Familie und Beruf bestmöglich organisieren, sind wichtig. Nichts entscheidet jedoch so sehr über den Erfolg von familienfreundlichem Arbeiten wie die Planung und Umsetzung von flexiblem Arbeiten. Seien wir ehrlich: Als Flexibilität plötzlich das Instrument war, von dem der Fortbestand eines Unternehmens abhing, waren Homeoffice und flexibles Arbeiten und Handeln die Zauberwörter der Stunde. Das können Arbeitgeber tun, um diese Errungenschaften der Pandemie langfristig gewinnbringend zu nutzen:

  • Gute Arbeitgeber üben sich in Achtsamkeit

Die Organisation einer Familie besonders mit mehreren Kindern ist eine logistische Herausforderung der besonderen Art. Beide Seiten, Mitarbeiter und Unternehmen, tun gut daran, sich eng abzustimmen und zu synchronisieren, was den möglichen Einsatz und die Arbeitsanforderungen angeht. Deshalb mein Tipp: Arbeitgeber, achtet auf eure Eltern im Team!

  • Flexibles Arbeiten ermöglichen, individuelle Lösungen schaffen

Gute Arbeitgeber suchen den kontinuierlichen persönlichen Austausch mit ihren Mitarbeitern, um ihnen die Flexibilität zu ermöglichen, die sich mit den Prioritäten der Aufgabenstellungen vereinbaren lassen. Wenn zeitkritische To Dos anstehen, bleibt dieser intensive Kontakt wichtig, um kurzfristige Lösungen zu finden.

  • Alternative: Arbeitsstunden anpassen

Ist das Arbeitspensum zu hoch, um eine Vereinbarung zwischen Familie, Kinderbetreuung und Beruf zu erwirken, schafft ein Sonderurlaub Luft. Auch mit einer generellen Reduzierung der Arbeitszeit finden Arbeitgeber und Mitarbeiter Möglichkeiten, um den Anforderungen auf beiden Seiten gerecht zu werden.

Das neue Zeitalter der Arbeit haben sich berufstätige Eltern erarbeitet

Seit über einem Jahr besteht der Beweis, dass der Erfolg eines Unternehmens nicht von der Präsenz im Büro abhängt, sondern von der Qualität der Arbeit. Und das unabhängig davon, wann und wo diese erbracht worden ist. Ein Zurück zum alten Denken und zu starren Anwesenheitszeiten sollte es nicht geben. Das neue Zeitalter haben sich insbesondere berufstätige Eltern zu hart erarbeitet. Es liegt an uns allen deutlich zu machen, dass es hier nicht um unverschämte Wünsche geht, sondern um die Notwendigkeit, unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft, aber vor allem auch den Mikrokosmos Familie am Laufen zu halten.

Private Erfahrungen stärken die Resilienz

Wir sind geprägt von der Vorstellung: Privat ist privat und Privates hat in der Arbeitswelt nichts zu suchen. Doch es gibt keine Beschäftigten, die nicht ihren privaten Koffer an Dingen mitbringen, die ihr Leben prägen. Das reicht von pflegebedürftigen Eltern und Kindern, die es zu betreuen gilt, bis hin zu gesundheitlichen Einschränkungen und persönlichen Schicksalsschlägen. Diese Erfahrungen machen uns alle aus und bringen die Resilienz und Stärke mit, die Unternehmen brauchen, um sich weiterzuentwickeln.

Foto Carlotta Köster-Brons

Carlotta Köster-Brons ist Leiterin des Hauptstadtbüros und die nationale CSR-Koordinatorin für Randstad Deutschland. Ihre Aufgabe ist es, mit den verschiedenen Stakeholdern über den umfangreichen Bereich der Personaldienstleistungen in den Dialog zu treten und die Positionen von Randstad im politischen Berlin zu vertreten.

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