Die Zukunft der Arbeit ist Gegenwart geworden

| | ,

Präsenzpflicht, alte Führungsstile verabschieden sich. Der Wunsch nach Teilhabe an der Gemeinschaft ist stark wie zuvor, meint Oliver Lehmann, Mindspace.

Für viele Menschen hat sich in den vergangenen Monaten einiges in der täglichen Ausgestaltung der Arbeit geändert. Arbeitnehmer und Arbeitgeber mussten sehr flexibel auf die veränderten Bedingungen reagieren und haben neue Wege der Kollaboration gefunden, welche vor der Krise noch undenkbar waren. Im Zuge dieser Entwicklungen hat der Begriff “New Work” inhaltlich neuen Aufwind bekommen.

Noch zu Beginn des Jahres war die Präsenzpflicht in vielen Unternehmen ein Teil der Firmenkultur. Die Anwesenheit der eigenen Mitarbeiter am Büroschreibtisch war schlicht nicht wegzudenken. Zu groß die Angst vor Ineeffizienz, Kontrollverlust und anderen Schreckgespenstern des flexiblen Arbeitens. Mit Beginn der Pandemie wurde der Wechsel hin zum flexiblen Arbeiten jedoch plötzlich Alltag. Auch wenn dieser Wandel so wie jeder Umbruch Risiken mit sich bringt, so bietet er vor allem Chancen: Jetzt ist die Zeit dafür, den oft zitierten Trend zum ortsunabhängigen und flexiblen Arbeiten fest in den Arbeitsalltag zu etablieren – und es liegt an Arbeitnehmern wie auch Arbeitgebern diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Dabei sollten diese drei Leitlinien beachtet werden

- Anzeige -
Banner English Edition HR JOURNAL

1. New Work heißt nicht zwangsläufig vom Küchentisch aus zu arbeiten

New Work wurde lange als Entgrenzung der Arbeit interpretiert: Jeder kann arbeiten wann er will, wo er will, mit wem er will. Doch so individuell wie die jeweiligen Jobs, sind auch die Menschen, die sie ausüben. Nicht jeder ist für das Homeoffice gemacht. Es sollte jedem Arbeitnehmer überlassen werden, eigenständig zu entscheiden, in welcher Umgebung er oder sie am produktivsten ist. In diesem Kontext gewinnen auch Flex-Spaces immer mehr an Bedeutung. Für Arbeitnehmer bieten diese die Möglichkeit das Setup von Büro und Homeoffice durch eine Komponente zu erweitern, die größtmögliche Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes bietet. Gleichzeitig haben Arbeitgeber die Chance, ihren Angestellten ein kreatives und offenes Arbeitsumfeld zu ermöglichen und schärfen so ihr Profil als attraktiver Arbeitgeber. Grundsätzlich gilt jedoch: Egal wie ein Mensch tickt, für jeden sollte in einem Unternehmen der ideale Arbeitsplatz zur Verfügung stehen.

2. Flexibel heißt nicht ohne Führung

Unabhängig davon wo man sich beim Arbeiten befindet, benötigt gute Zusammenarbeit auch Führung. Es braucht Menschen, die den Überblick über Projekte bewahren, Synergien aufdecken, Zusammenarbeit ermöglichen und im Zweifel beraten können. All dies geht auch ortsunabhängig und flexibel. Das Führungspersonal muss dazu Wege finden, mit den Mitarbeitenden in Kontakt zu bleiben und eine positive Arbeitskultur zu pflegen – ohne dass das Gefühl der Kontrolle entsteht. New Work bedeutet in diesem Kontext vor allem, dass sich altgediente Führungsstile nachhaltig verändern müssen. Ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter und agile Projektmethoden sind ist für flexibel arbeitende Mitarbeiter essentiell. In Kombination mit klaren Zielvereinbarungen verliert auch das Schreckgespenst “Kontrollverlust” schnell seine Bedeutung.

3. Ortsunabhängig heißt nicht alleine

Eines der zentralsten Werte des New Work-Konzeptes ist die Teilhabe an der Gemeinschaft. Auch wenn sich Menschen für ein flexibles Arbeitsmodell entscheiden, heißt dies noch lange nicht, dass diese auf die Gesellschaft oder die Zusammenarbeit mit Kollegen verzichten möchten. Virtuelle Meetings sind schon länger eine gute Möglichkeit, sich im Alltagsgeschäft auszutauschen. Doch für soziale Wesen, wie der Mensch eines ist, bleibt auch die physische Zusammenarbeit wichtig. Daher müssen Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, neue Wege zu gehen, sich an physischen Orten zu treffen und diese Freiräume für Kreativität zu nutzen. Als Vorbild können hier Kreativteams großer Unternehmen dienen, welche bereits vor der Krise bewusst auf Flex-Spaces zurückgegriffen haben, um Mitarbeitern einen neues Umfeld zur gemeinsamen Kollaboration zu ermöglichen.

Jetzt schon an Morgen denken und neue Arbeitsmodelle etablieren

Auch wenn es heute für einige noch nicht vorstellbar ist, die Pandemie wird enden. Danach wird ein Teil der Arbeitswelt auf den Kopf gestellt sein – und wer versucht, an alten Mustern festzuhalten oder zu ihnen zurückzukehren, wird scheitern. Qualifiziertes Fachpersonal wird sich die Arbeitgeber suchen, die neue Wege der Zusammenarbeit ermöglichen. Die einstigen Vorurteile des flexiblen Arbeitens müssen von allen Beteiligten offen angegangen werden und es müssen gemeinsam Lösungen gefunden werden, dem einstigen Buzzword “New Work” Leben einzuhauchen.

Oliver Lehmann

Oliver Lehmann ist General Manager bei Mindspace, einem globalen Anbieter von Boutique Coworking Spaces. Mit mehr als 13 Jahren Erfahrung im Immobiliengeschäft verantwortet der Experte für Sales und Real-Estate seit 2019 die Strategie des israelischen Unternehmens in Deutschland. Oliver hat für diverse Firmen das europäische Geschäft aufgebaut und ist der Überzeugung, dass der richtige Arbeitsplatz dazu beiträgt, die Produktivität zu steigern und die besten Talente anzuziehen und zu halten.

Vorheriger Beitrag

In Corona-Zeiten verliert Jobverlust (etwas) sein Stigma

Weihnachtsfreunde per Wichtel-O-Mat gewinnen

Folgender Beitrag