Buzzword: Work-Life-Balance

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Was ist die Work-Life-Balance überhaupt und weshalb ist sie besonders für die Gen Z so enorm wichtig? Svenja Rausch von JobTeaser klärt auf.

Work-Life-Balance: Was ist das überhaupt?

Gemeinhin wird unter der Work-Life-Balance das ausgewogene Verhältnis zwischen der (Lohn-)Arbeit und dem Privatleben verstanden. Diese beiden sollen im Einklang gehen und keines soll das andere überwiegen. Eine gesunde Balance ist der Schlüssel.

Work-Life-Balance wichtiger als Gehalt

Was bereits eine allgemein wahrgenommene Tendenz sein dürfte, bestätigt sich nicht nur in der Wahrnehmung: Den jungen Talenten der Generation Z (Gen Z) ist die Work-Life-Balance wichtiger als ihr Gehalt. Das bestätigt das JobTeaser Karrierebarometer aus dem September 2021.

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Gefragt nach den drei Kriterien, die den Teilnehmerinnen / Teilnehmern bei der Suche nach passenden Arbeitgebern besonders wichtig sind, nennen drei von fünf Befragten (60 Prozent) die Work-Life-Balance. Im Vergleich zur JobTeaser Umfrage im September 2020 sind diese Zahlen fast eine Verdopplung des Anteils. Damals gaben nur 31 Prozent an, dass ihnen der richtige Einklang von Arbeits- und Privatleben bei der Jobwahl wichtig ist.

Was bedeutet Work-Life-Balance für die Gen Z?

Besonders die Gen Z hat in der Generation ihrer Eltern (zumeist Gen X, die Kinder der Babyboomer) und ihrer Vorgänger Generation (Gen Y) mitbekommen, wie es aussehen kann, wenn Arbeit und Privatleben nicht klar voneinander getrennt sind. Das sogenannte “Work-Life-Blending”. Wer täglich sieht, wie der Vater oder die Mutter nach Büroschluss auch zu Hause immer erreichbar sind, Mails checkt oder noch schnell die eine Aufgabe fertigstellt, der weiß, dass er oder sie selbst so nicht leben möchte.

Besonders die Gen Y, die vermehrt auch als Generation Praktikum bezeichnet wird, hat dem Nachwuchs klar vor Augen geführt, dass dieser sich nicht ausbeuten lassen möchte und die Karriere nicht stets an oberster Stelle stehen muss. Grund ist auch, dass junge Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer Zielen und Mission eines Unternehmens kritischer gegenüber stehen. Je weniger die Werte und Ziele des eigenen Arbeitgebers internalisiert sind, desto geringer ist die intrinsische Motivation, dafür mehr zu tun als nötig.

Work-Life-Separation statt Work-Life-Balance

Die Gen Z versucht eine Work-Life-Balance herzustellen, indem sie sich bewusst Zeit für Familie, Freunde und Privatleben nimmt. Statt von einer Work-Life-Balance zu sprechen, könnte gar von einer Separierung der beiden Bereiche die Rede sein.

Die Arbeit an sich soll möglichst sinnstiftend sein, die Arbeitsatmosphäre so gut, als wären die eigenen Kolleginnen / Kollegen gute Freundinnen / Freunde. Trotzdem sollten sich Arbeitgeber für die Gen Z auf keinen Fall als “Familie” bezeichnen. Das schreckt eher ab. Durch die Implikation, dass das Arbeitsumfeld eine Familie ist, ist einerseits keine klare Trennung von Privatem und Arbeit mehr gegeben.

Andererseits gehen damit viele ungesunde Assoziationen einher denn: Für die Familie tut man (in der Regel) alles und umgekehrt. Für den Arbeitskontext heißt das: ständige Verfügbarkeit, Überstunden oder andere Aspekte. Dieses bedingungslose Geben und Nehmen sollte in einem Abhängigkeitsverhältnis, wie es ein solches bei dem Austausch von Leistung gegen Lohn nun mal ist, nicht existieren.

Wie Arbeitgeber den Ansprüchen der Gen Z gerecht werden können

Um die Wünsche der Gen Z zu verstehen, hilft es, ihre Werte zu konkretisieren. Diese sind:

  • Sicherheit und Stabilität
  • Sinnhaftigkeit
  • Nachhaltigkeit
  • Individualität

Um diesen Werten entgegen zu kommen, können Sie unterschiedliche Punkte versuchen zu optimieren:

  • Versuchen Sie eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit zu ermöglichen (keine Arbeitsanrufe, wenn der/die Mitarbeiter/in frei hat etc.)
  • Geben Sie feste Arbeitszeiten vor. So erleichtern Sie die Trennung der beiden Bereiche.
  • Schaffen Sie bewusste Offline-Zeiten für Ihre Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter
  • Sorgen Sie für eine positive Atmosphäre im Unternehmen
  • Wenn möglich: Setzen Sie auf unbefristete Verträge. Das gewährleistet nicht nur dem Nachwuchs Sicherheit – auch Sie profitieren im War for Talents von festangestellten Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter.

Eine starke Employer Brand ist wichtig

In die eigene Employer Brand zu investieren lohnt sich aus vielen Gründen, besonders aber um junge Menschen anzuziehen. Deswegen sollten Sie eine spannende Arbeitgebermarke aufbauen. Stellen Sie Interessentinnen / Interessenten die nötigen Informationen zur Verfügung, damit diese entscheiden können, ob sie ein guter Fit für die Firma sind. Beschreiben Sie beispielsweise einen typischen Arbeitsalltag in den sozialen Medien und seien Sie so transparent wie möglich. Ein Zusammenspiel von Employer Branding und Recruiting auf Social Media ist für die Gen Z besonders wichtig.

Fazit

Die Gen Z hat klare Vorstellungen und viele Wünsche an ihren zukünftigen Arbeitgeber. Für mich persönlich sind viele davon auch sehr nachvollziehbar. Und selbst wenn diese Vorstellungen einigen nicht einleuchten mögen, kommen Unternehmen mit dem zunehmenden Strom an Gen Zlern, die den Arbeitsmarkt fluten, kaum umhin, sich in gewisser Form anzupassen. Kompromisse zu finden und sich mit der Veränderung der Werte abzufinden. Für gut befunden werden müssen diese nicht. Doch dass sich Werte generationsbedingt ändern, das war schon immer so.

Oder finden Sie alle Vorstellungen für ein gesundes Arbeits- und Privatleben Ihrer Eltern ideal? Ich vermute, dass dem nicht so ist. Versuchen Sie deswegen den Bedürfnissen des Nachwuchses ein Ohr zu schenken. Davon profitieren zum Schluss alle Beteiligten, denn ein/e zufriedene/r Mitarbeiter/in bedeutet meist auch eine gesunde Arbeitsatmosphäre und hohe Produktivität.

Svenja Rausch

Svenja Rausch verantwortet als Head of Marketing den gesamten deutschsprachigen Markenauftritt von JobTeaser, der führenden Recruiting-Plattform für Studierende und junge Absolvent*innen in Europa. Zuvor war sie für das digitale und internationale Marketing der Universität zu Köln zuständig. Foto: © Fabian Stürz

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