Zugehörigkeit am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen die emotionale Bindung gezielt stärken

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In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist Zugehörigkeit am Arbeitsplatz ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Ayse Semiz-Ewald, Leiterin Culture and Inclusion der Deutschen Telekom AG, erläutert vier zentrale Maßnahmen, mit denen Unternehmen eine starke emotionale Bindung fördern – und wie die Deutsche Telekom Zugehörigkeit gezielt stärkt.

Unsere Arbeitswelt wird von drei Themen beherrscht: Globalisierung, Digitalisierung und konstantem Wandel. Für Unternehmen wird die Frage, wie sie die besten Talente nicht nur anziehen, sondern vor allem auch langfristig binden können, daher immer dringlicher. Die Folge: Der weltweite Wettbewerb um Fachkräfte ist härter denn je.

In diesem Kontext wird Zugehörigkeit am Arbeitsplatz (engl. Belonging) zu einem oft unterschätzten, aber entscheidenden Erfolgsfaktor. Es scheint offensichtlich: Mitarbeitende, die sich als integraler Bestandteil des Unternehmens fühlen, bleiben nicht nur länger, sondern bringen auch ihr volles Potenzial ein. Doch was passiert, wenn dieses Gefühl der Zugehörigkeit fehlt? Es kostet Unternehmen erheblich.

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Fehlende Zugehörigkeit am Arbeitsplatz und ihre Konsequenzen

Zugehörigkeit am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen die emotionale Bindung gezielt stärken
Envato/Prostock-studio

Laut Statistischem Bundesamt (2023) bleiben nur vier von zehn Beschäftigten länger als zehn Jahre bei einem Arbeitgeber. Fehlt die emotionale Bindung, wirkt sich das direkt auf die Unternehmen aus: höhere Fluktuation, geringere Produktivität und ein Rückgang bei Innovationen. Die Korrelation zwischen Leistung und Zugehörigkeit hat Deloitte in einer Studie (2020) analysiert. Das Ergebnis: die Leistungsbereitschaft lässt nach, je weniger zugehörig sich die Mitarbeitenden fühlen. Eine Studie von Gallup (Engagement Index Deutschland 2023) hat zudem analysiert, wie sich das Zugehörigkeitsgefühl von Mitarbeitenden auf Transformationsprozesse innerhalb von Unternehmen auswirkt.

Wenig überraschend: Eine emotionale Bindung trägt dazu bei, dass Mitarbeitende eine größere Bereitschaft zeigen, mit dem Wandel zu gehen. Es lohnt sich also für Unternehmen, in die Förderung von Zugehörigkeit am Arbeitsplatz zu investieren und Mitarbeitende so langfristig an sich zu binden. So können sie Kosten durch ständige Neueinstellungen und Einarbeitungen einsparen und verhindern, dass Produktivität oder wertvolle Zeit und Innovationskraft verloren gehen.

Der Schlüssel zur Mitarbeiterbindung: Das „Wir-Gefühl“ fördern:

Eine Unternehmenskultur, die Zugehörigkeit am Arbeitsplatz stärkt, entsteht nicht von allein. Es bedarf gezielter Strategien, um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden wertgeschätzt und gehört fühlen. Die folgenden vier Punkte sind dabei unerlässlich:

1. Psychologische Sicherheit

Foto Teamarbeit
Envato/AboutImages

Nur in einem Umfeld, in dem Mitarbeitende sich sicher fühlen und keine Angst vor der Verurteilung ihrer Fehler haben, können sie ihr volles Potenzial entfalten. Eine Mentalität von „Fehler passieren – was lernen wir daraus?“ lenkt den Fokus nach vorne und stärkt den Mut, neue Wege zu gehen. Psychologische Sicherheit ermöglicht es Teams, konstruktives Feedback sowohl zu geben als auch anzunehmen. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Stimme zählt und sie sich authentisch zeigen können, steigt ihre Bereitschaft, neue Ideen einzubringen und gemeinsam außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.

2. Chancengerechtigkeit

Gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für alle bilden die Grundlage für persönliches Wachstum aller Mitarbeitenden und sichern langfristig auch die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg eines Unternehmens. Transparente Beförderungskriterien und faire Vergütungsstrukturen sind dabei essenziell, um das Gefühl der Zugehörigkeit am Arbeitsplatz zu fördern. Eine regelmäßige Überprüfung der internen Prozesse hilft dabei, frühzeitig unbewusste und systematische Benachteiligungen zu erkennen und zu vermeiden.

3. Strategische Nutzung von Vielfalt

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Envato/Rawpixel

Diversität fördert innovative Problemlösungen, da die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen kreatives Denken und Innovation fördern. Zugleich stärkt Vielfalt das das Gefühl der Zugehörigkeit am Arbeitsplatz der Mitarbeitenden. Wenn Menschen ihre Einzigartigkeit und Perspektiven einbringen können, steigt ihre Identifikation mit dem Arbeitgeber. Um dieses Potenzial zu nutzen, sollten Organisationen heterogene Teams bilden und durch Schulungen ein inklusives Umfeld schaffen.

4. Offene Kommunikation

Regelmäßige Umfragen zur Mitarbeitendenzufriedenheit sowie anonyme Feedbacksysteme helfen, Vertrauen aufzubauen und die Zusammenarbeit zu stärken. Durch solche Systeme können Mitarbeitende ohne Angst vor negativen Konsequenzen ihre Meinung äußern, was Transparenz und Offenheit fördert. Regelmäßige Dialogformate wie 1:1-Besprechungen, Townhall Meetings oder offene Fragerunden bieten zusätzliche Möglichkeiten, den Austausch untereinander zu fördern und die Stimmung innerhalb der Teams zu erfassen.

Die Kultur eines Unternehmens bestimmt maßgeblich, ob sich Mitarbeitende gewollt, sicher und wertgeschätzt fühlen. Oder eben nicht. Daher sollten Unternehmen sich fragen: Wie gehen wir mit unseren Mitarbeitenden um? Welche Maßnahmen und Programme gibt es bei uns, die Zugehörigkeit und einen transparenten, offenen Austausch untereinander fördern? Finden regelmäßige Mitarbeiterbefragungen statt? Und wie gehen wir mit den daraus gewonnenen Informationen intern um? Inwiefern werden sie von den Führungskräften zur Kenntnis genommen und in weiteren Entscheidungen berücksichtigt?

Wie fördert die Deutsche Telekom Zugehörigkeit?

Die Deutsche Telekom fördert Zugehörigkeit am Arbeitsplatz durch ein breites Spektrum gezielter Maßnahmen. Klare Werte und ein starker Purpose bieten Orientierung und schaffen eine identitätsstiftende Grundlage für alle Mitarbeitenden. Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Teilhabe stehen dabei im Zentrum unserer Unternehmenskultur, unterstützt durch aktive Mitarbeitenden-Netzwerke (wie zum Beispiel Mitarbeiter-Ressourcengruppen).

Durch regelmäßigen Austausch mit den Mitarbeitendennetzwerken sowie zusätzliche Mitarbeitendenbefragungen stellen wir sicher, dass Feedback gehört wird und wir konkrete Schritte zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes einleiten können. Rituale wie beispielsweise die Feier von Jubiläen stärken zusätzlich das Gemeinschaftsgefühl und würdigen langjähriges Engagement. Auch die Teilnahme an Thementagen wie dem Living Culture Day, Christopher Street Day oder dem Internationalen Frauentag fördert die Sichtbarkeit und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden. Durch diese klare Ausrichtung, gelebte Wertschätzung und offene Kommunikation entsteht eine Kultur, in der sich alle Mitarbeitenden eingebunden und geschätzt fühlen.

Wer Krankheitstage verringern will, sollte sich um Zugehörigkeit kümmern

In Zeiten eines intensiven Wettbewerbs um Talente ist Zugehörigkeit am Arbeitsplatz kein „Nice-to-have“, sondern ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die sie gezielt fördern, binden Talente und sichern somit ihre Zukunft. Denn Mitarbeitende, die sich zugehörig fühlen, sind engagierter, widerstandsfähiger und leistungsbereiter.

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Foto Ayse Semiz-Ewald

Ayse Semiz-Ewald leitet das Diversity Management bei der Deutschen Telekom AG. Seit 2021 ist die Psychologin zusätzlich als Karriere-Coach aktiv und gründete 2023 das Start-Up JobMagnet Karrierecoaching. Ayse Semiz-Ewald ist auf der Business Punk Watchlist 2024 und Teil der T³ Community der Deutschen Telekom, einem ausgewählten Kreis von Führungskräften, die die Zukunft des Konzerns gestalten. Foto: Roxy Jenkins

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