Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) erleichtert die Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Diese müssen aber auch an das Unternehmen gebunden werden. Christoph Drebes, Geschäftsführer von Mystery Minds, gibt sechs Tipps für ein gutes Onboarding internationaler Fachkräfte.
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz erleichtert die Beschäftigung von Mitarbeitern aus dem Ausland: Nun können internationale Beschäftigte gezielt rekrutiert werden – verbunden mit der Chance auf eine höhere Verfügbarkeit an Personal und auf mehr Diversität. Allerdings sind Recruiting-Maßnahmen im Ausland oft kostenintensiv und aufwändig. Sie lohnen sich, wenn Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter auch langfristig ans Unternehmen gebunden werden können. Das wiederum hat viel mit Emotionen zu tun.
Fühlen sich die Menschen in ihrer neuen Umgebung wohl – und wie geht es ihnen am Arbeitsplatz? HR Professionals können hier einen positiven Beitrag leisten: Ein gutes Onboarding ist elementar, um erfolgreiche Eingliederung zu schaffen. Auch im Anschluss bleibt es wichtig, den neuen Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern zu helfen, ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Der „Faktor Mensch“ ist das, was zählt. Mit Blick auf Onboarding und Zusammenarbeit ist daher insbesondere an die folgenden Maßnahmen zu denken:
1. Unterstützung bei Visa-Anträgen und Behördengängen:
Bürokratie kann zu einer erheblichen Hürde auf dem Weg zur neuen Arbeitsstelle werden – besonders, wenn sich Anlaufstellen in einem für die neuen Mitarbeiter fremden Land befinden und die Sprache noch nicht beherrscht wird. Daher sollten Arbeitgeber konkrete Unterstützung bei Visa-Angelegenheiten und anderen bürokratischen Fragen anbieten. Ein reibungsloser Ablauf dieser Prozesse erleichtert nicht nur den Start, sondern ist auch ein Zeichen der Wertschätzung für die neuen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter. Bei Bedarf kann dieser Leistung outgesourct werden: Spezialisierte Anbieter erledigen auf Anfrage alle notwendigen Angelegenheiten im Zusammenhang mit Visum, Arbeitserlaubnis oder der Anerkennung von Arbeits- und Abschlusszeugnissen.
2. Transparente Bereitstellung von Informationen:
Firmen sollten neuen Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern bereits im Vorfeld alle relevanten Informationen über das Unternehmen und den Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Das schafft Vertrauen und erleichtert den Einstieg. So können sich die Neuen schon vor dem Start mit der Firma und der Stelle beschäftigen. Die Motivation und Vorfreude steigen auf diese Weise deutlich. Ein bereits vorab versandtes Willkommenspaket darf auch Dinge wie gebrandete Arbeitsmittel – Notizblock oder Kugelschreiber – und Goodies enthalten. Ein Zugang zu cloudbasierten Mitarbeiterplattformen kann helfen, um sich bereits vor dem Start über die Firma zu informieren und Kontakte aufzubauen.
3. Interkulturelle Schulungen:
Für gute Zusammenarbeit braucht es gute Vorbereitung – auf beiden Seiten: Bestehenden Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern helfen beispielsweise Briefings oder schriftliche Guidelines, um das nötige Feingefühl für die Situation der neuen Kolleginnen / Kollegen zu entwickeln. Umgekehrt fällt es diesen leichter, sich in Teams zu integrieren, wenn sie ein Verständnis von der Kultur haben, innerhalb derer sie zeitnah leben und arbeiten werden. Sinnvoll kann es sein, in die interkulturellen Schulungen auch Informationen über arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland zu integrieren. Dies ermöglicht es den internationalen Fachkräften, sich in Arbeitsstrukturen einzufinden.
4. Netzwerk- und Kontaktaufbau:
Gute Kontakte sind entscheidend, um emotional „anzukommen“. Daher sollten neue Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter beim Aufbau von beruflichen und persönlichen Netzwerken unterstützt werden. Dies kann durch die Ermöglichung von Teilnahmen an Branchenveranstaltungen, Networking-Veranstaltungen oder die Integration in bestehende Unternehmensnetzwerke erreicht werden. Exklusive Veranstaltungen für die internationalen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter erleichtern eine Vernetzung untereinander. Auch firmeneigene digitale Netzwerke unterstützen Vernetzung und Kontaktaufbau – im Idealfall bereits vor Arbeitsbeginn. Ferner bringen Software-Lösungen zur Mitarbeitervernetzung Kolleginnen / Kollegen näher zusammen – zum Beispiel beim gemeinsamen Mittagessen oder virtuellen Kaffee-Date. Auch dies kann remote bereits vor dem Start in den neuen Job erfolgen.
5. Tandem- oder Paten-Programme:
Fachwissen ist wichtig. Doch von ebenso hoher Bedeutung sind Kenntnissen der Gegebenheiten vor Ort und Beziehungskomponenten in der Zusammenarbeit: Hierbei ist die Rolle der direkten Führungskraft elementar. Doch wenn ferner Teammitglieder schnell und direkt Fragen beantworten oder als Ratgeber zur Seite stehen, leisten sie damit wertvolle Dienste für die „Neuen“. Unternehmen können Programme lancieren, um solche Initiativen zu fördern. Im Idealfall erhalten Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter bereits vor ihrem offiziellen Start einen Zugang zu Tandem- oder Paten-Programmen und etablieren so erste Kontakte.
6. Förderung von Sprachkenntnissen:
Auf den beruflichen Kontext zugeschnittene Sprachkenntnisse sind von hoher Bedeutung für erfolgreiche Integration. Sie erleichtern nicht nur die alltägliche Kommunikation, sondern fördern auch die Karriere-Entwicklung. Sofern möglich, können Sprachkurse bereits starten, während die neuen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter sich noch im Heimatland befinden: Wahlweise über Kursanbieter vor Ort oder über Online-Sprachtraining. Nach Ankunft am Arbeitsort sollten Trainings nahtlos fortgeführt werden. Gute Englischkenntnisse innerhalb der gesamten Belegschaft tragen zu einem besseren Verständnis insgesamt bei.
Gutes Onboarding – Fazit
Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, von der Kompetenz internationaler Fachkräfte und einer „diverse global Workforce“ zu profitieren. Ein gutes Onboarding ist dabei entscheidend. Informationen bereitstellen, bei Behördenkontakten unterstützen und interkulturelle Schulungen anbieten – damit können Unternehmen sicherstellen, dass ihre neuen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter nicht nur fachlich, sondern auch kulturell erfolgreich integriert werden. Wichtig ist dafür Sorge zu tragen, dass sich die neuen Kolleginnen / Kollegen willkommen fühlen. Daher spielt die Unternehmenskultur stets eine wichtige Rolle, wenn es um langfristige Mitarbeiterbindung geht. Investitionen in ein gutes Onboarding, Integration und Zusammenarbeit stärken letztlich die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des gesamten Unternehmens.
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Christoph Drebes ist Geschäftsführer der Mystery Minds GmbH. Der Anbieter von Software-as-a-Service (SaaS) Lösungen mit Sitz in München ermöglicht es Mitarbeitern mittlerer und großer Unternehmen, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen. Daraus resultiert für die gesamte Organisation die Chance auf bessere Zusammenarbeit. Damit verbundene Ziele sind der Abbau von Silos und die Etablierung einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur.