Die Generation Gamer hat wertvolle Skills und Kenntnisse, die in der Arbeitswelt von großem Nutzen sein können. Professor Tobias Scholz beschreibt hier, um welche Fähigkeiten es sich handelt. Und er untersucht deren Übertragbarkeit auf die Arbeitswelt.
In der heutigen digitalen Ära hat sich die Welt des Gamings weit über die Grenzen der Unterhaltung hinaus entwickelt. Es ist nicht nur ein Zeitvertreib oder eine Form der Entspannung, sondern eine Plattform, die Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und sozioökonomischen Hintergründe vereint.
Die Generation Gamer ist eine Gruppe, die nicht durch ihr Geburtsjahr, sondern durch ihre gemeinsame Erfahrung des Gamings definiert ist. Darüber hinaus hat sie wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse durch das Gaming erworben, die in der Arbeitswelt von großem Nutzen sein können. In diesem Artikel werden wir die „Generation Gamer“ genauer betrachten, die Übertragbarkeit ihrer Gaming-Fähigkeiten auf die Arbeitswelt untersuchen und die Rolle von Esports in der modernen Arbeitswelt diskutieren.
Die Generation Gamer
Die Generation Gamer ist eine vielfältige Gruppe und umfasst Menschen aller Altersgruppen. Von Teenagern, die mit den neuesten Online-Spielen aufgewachsen sind, bis hin zu Erwachsenen, die ihre ersten Erfahrungen mit Videospielen auf Konsolen wie dem Atari oder dem NES gemacht haben. Diese Generation ist durch ihre gemeinsame Erfahrung des Gamings vereint, unabhängig vom Alter oder Hintergrund. Sie teilt eine Leidenschaft für das Spiel und hat durch diese Aktivität wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse erworben.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Generation Gamer heterogen ist. Sie umfasst eine breite Palette von Individuen mit unterschiedlichen Interessen, Fähigkeiten und Erfahrungen. Einige Gamer bevorzugen Strategiespiele, die tiefes Denken und Planung erfordern, während andere Action-Spiele vorziehen, die schnellen Reaktionen und Hand-Augen-Koordination benötigen.
Einige Gamer spielen hauptsächlich allein, während andere die sozialen Aspekte des Gamings schätzen und favorisieren, nämlich in Teams oder Gruppen zu spielen. Trotz dieser Unterschiede teilen alle Mitglieder der Generation Gamer eine gemeinsame Erfahrung: Sie haben sowohl Zeit als auch Energie ins Spielen investiert und dabei Fähigkeiten sowie Kenntnisse erworben, die über das Metagame hinausgehen.
Die Übertragbarkeit von Gaming-Fähigkeiten auf die Arbeitswelt
Die Fähigkeiten, die durch das Gaming erworben werden, sind in der modernen Arbeitswelt von großem Wert. Dazu zählen kritisches Denken, Problemlösung, Teamarbeit und Führung.
Darüber hinaus fördert das Gaming die Entwicklung von digitalen Fähigkeiten. In einer Welt, in der die digitale Kompetenz immer wichtiger wird, können Gamer ihre Erfahrung mit Technologie und digitalen Plattformen nutzen, um in der Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Sie sind mit der Nutzung von Computern und anderen digitalen Geräten vertraut, sie sind in der Lage, komplexe Software zu bedienen und zu verstehen, und sie sind oft auf dem neuesten Stand der neuesten technologischen Entwicklungen. Diese digitalen Fähigkeiten sind in vielen Berufen wertvoll und werden in der Zukunft noch wichtiger werden.
Es ist auch wichtig zu betonen, dass das Gaming eine Vielzahl an Fähigkeiten fördert, die für das hybride Arbeiten prädestiniert sind. Gamer lernen, in Teams zu arbeiten, sie entwickeln Kommunikationsfähigkeiten und sie lernen, mit Frustration und Misserfolg umzugehen. Sie lernen auch, strategisch zu denken, kreative Lösungen für Probleme zu finden und unter Druck zu arbeiten. Diese weichen Fähigkeiten sind in der Arbeitswelt von unschätzbarem Wert und können in einer Vielzahl von Berufen angewendet werden.
Esports und die Arbeitswelt
Die Esports-Industrie, die sich auf organisierte, wettbewerbsorientierte Videospielveranstaltungen konzentriert, ist die am schnellsten wachsende Live-Sport-Entertainmentbranche der Welt und bietet weitere Möglichkeiten für die Generation Gamer. Neben der Beherrschung des jeweiligen Spiels erfordert der Erfolg in Esports auch Teamarbeit, strategisches Denken und schnelle Entscheidungsfindung, da Spielerinnen / Spieler oft in Sekundenbruchteilen schwierige Entscheidungen treffen müssen, die das Ergebnis des Spiels beeinflussen können. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für den Erfolg in Esports wertvoll, sondern auch in vielen anderen Berufen und Bereichen der Arbeitswelt anwendbar.
Esports ist mehr als nur ein aufstrebender Sektor, er ist auch ein Sprungbrett für eine Vielzahl von Karrieren, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gaming-Industrie. Die Karrierewege von ehemaligen professionellen Spielerinnen / Spieler, beispielweise aus dem Counter-Strike-Umfeld, sind ein Beweis für die Vielfalt der Möglichkeiten, die sich aus der Beteiligung an Esports ergeben können. Von Führungspositionen in Esports-Organisationen und IT-Unternehmen über Rollen in der Finanz- und Immobilienbranche bis hin zu Karrieren in der Wissenschaft und im Gesundheitswesen – die Fähigkeiten und Erfahrungen, die im Esports erworben wurden, haben sich als wertvoll in einer Vielzahl von Kontexten erwiesen.
Diese Beispiele zeigen, dass die Beteiligung an Esports eine wertvolle Ausbildung bietet, die weit über das Spielfeld hinausgeht. Sie betonen die Übertragbarkeit der im Esports erworbenen Fähigkeiten und die Vielfalt der Karrierewege, die ehemalige Spieler:innen eingeschlagen haben. Es ist unstreitig, dass Esports nicht nur eine schnell wachsende Branche ist, sondern auch eine Plattform, die Menschen mit den Fähigkeiten und Erfahrungen ausstattet, die sie benötigen, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein.
Schlussfolgerung
Die Generation Gamer ist eine wertvolle Ressource für die Arbeitswelt. Die Fähigkeiten und Kenntnisse, die durch das Gaming erworben werden, sind in vielen Berufen anwendbar und können einen wertvollen Beitrag zur Performance im Berufsalltag leisten. Es ist wichtig, dass Unternehmen diese Generation und ihre einzigartigen Fähigkeiten anerkennen und nutzen. So können sie wertvolle Talente gewinnen und ihre Organisationen und die Arbeitgebermarke stärken.
Die Generation Gamer besteht bereits aus vielen Millionen und wird weiterhin wachsen. Es ist an der Zeit, dass die Arbeitswelt dies erkennt und die Fähigkeiten und Talente dieser Generation nutzt. Gleichzeitig ist es die Aufgabe von Unternehmen, Politik und Bildung, diese Talente zu befähigen, ihre im Spiel erlernten Kompetenzen im Berufsalltag anzuwenden. In klassischen Sportarten ist dies schon seit Jahren positiv angesehen. Indem wir die Generation Gamer anerkennen und ihre Fähigkeiten nutzen, können wir eine Arbeitswelt schaffen, die innovativ, inklusiv und anpassungsfähig ist.
Es ist an der Zeit, die Generation Gamer willkommen zu heißen und ihre einzigartigen Fähigkeiten und Talente zu nutzen. Wie das funktioniert? HR und Führungskräfte sollten zunächst die Gamer in ihrer Belegschaft identifizieren, etwa durch Umfragen, was für Spiele gespielt werden. Anschließend sollten sie diese Gamer ermutigen und befähigen, eigene Gaming-Communities oder Betriebsesportgruppen zu gründen und zu leiten. Hier ist wichtig die Belegschaft zu empowern, vor allem aber auch ein langfristiges Versprechen diese Gruppen zu unterstützen.
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Dr. Tobias Scholz hält eine Professur für Academic Esports mit einem Schwerpunkt auf Personalmanagement an der Universität Agder und ist Chief Scientific Officer von metagame. Er hat das Esports Research Network gegründet, das Grundlagenbuch „eSports is Business“ geschrieben und ist Co-Autor von „Grundzüge des Personalmanagement“. In Norwegen ist er maßgeblich an einem Bachelorstudiengang beteiligt, der darauf abzielt, Esports als Werkzeug zur Vermittlung von Fähigkeiten für die zukünftige Arbeitswelt zu nutzen. Foto: © SPOBIS