Eine positive Digital Workplace Experience zahlt auf nahezu alle Prozesse des Personalmanagements ein, erklärt Professor Peter M. Wald. Das HR JOURNAL hat mit ihm über die Einführung eines Digital Workplace in Unternehmen gesprochen.
Flexibilität und Individualität stehen bei Arbeitskräften ganz oben auf der Agenda. Ein Digital Workplace kann dazu beitragen, diesen Wünschen gerecht zu werden. In einem Webinar von d.velop und HR JOURNAL am 2. November erfahren Sie, wie Sie mit einem Digital Workplace Konzept eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit erzielen und Prozesse verbessern können.
Einer der Gäste ist Peter M. Wald, Professor für Personalmanagement an der HTWK Leipzig. Wir haben ihm im Vorfeld des Webinars einige Fragen gestellt. Seine Kritik: Die Einführung von Digital Workplace Konzepten wird in vielen Unternehmen nach wie vor als IT-Projekt gesehen. Dabei ist hier der Input von HR gefragt, mein Peter M. Wald. HR kann und muss nachhaltiger als Gestalter der Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden agieren, lautet seine Forderung. Erfahren Sie hier mehr.
Im Herbst 2022 kommen viele Herausforderungen auf die Unternehmen und damit auf HR zu. Welche Rolle spielt der Digital Workplace in diesem Zusammenhang?
Peter M. Wald: Die Einführung von Digital Workplace Konzepten spielt derzeit eine wichtige Rolle, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Digitalisierung insbesondere von Office-Arbeitsplätzen mit der Pandemie so richtig an Fahrt aufgenommen hat. Vielerorts steht jetzt eine Systematisierung der Erfahrungen und die flächendeckende Digitalisierung der arbeitsbezogenen Kommunikation insbesondere auch bei den Deskless Workern an.
Warum ist der Digital Workplace ein so wichtiges Unterfangen für HR?
Peter M. Wald: Leider wird die Einführung von Digital Workplace Konzepten in vielen Unternehmen nach wie vor als IT-Projekt gesehen und entsprechend gemanagt. Es fehlt in vielen Fällen sowohl an der Sensibilisierung für die konkreten Erwartungen der Mitarbeitenden und auch an Expertise was das moderne Design von Arbeitsaufgaben betrifft. Dass es hier letztlich um die konkrete Gestaltung der Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden geht, wird meiner Meinung nach viel zu häufig ausgeblendet.
Das Thema des Live-Webinars lautet „Digital Workplace Experience“. Sprich: Es geht um die Erfahrungen der Belegschaft mit der Einführung und dem Umgang mit dem Digital Workplace. In Ihrer Präsentation wird viel von Employee Experience die Rede sein. Warum ist das wichtig?
Peter M. Wald: Die durch die Digitalisierung veränderten Arbeitsbedingungen, das heisst Arbeitsplätze und -aufgaben, prägen zunehmend das Erleben der Mitarbeitenden. Die damit zusammenhängenden Entwicklungen lassen die Verbindung zwischen den in den letzten Jahren häufig diskutierten Ansätzen zur Employee Experience und den Digital Workplace Konzepten in einem neuen Licht erscheinen.
Wird Employee Experience als „die Erfahrungen verstanden, die Mitarbeitende in ihrer Beziehung zu ihrem Arbeitgeber machen“ wird klar, dass bei der Digitalisierung der Arbeitsplätze spezifische Anforderungen zu erfüllen sind. Diese werden oft mit Toolset, Mindset, Skillset und Orgset beschrieben. Geht es bei Toolset und Orgset um die anzuwendenden Werkzeuge und Organisationslösungen stehen bei Skillset und Mindset die Mitarbeiter bezogenen Aspekte im Vordergrund. Mit dem Begriff Digital Workplace Experience wird somit an Employee Experience angeknüpft und auf die zunehmende Nutzung digitaler Lösungen fokussiert.
Wo stehen die Unternehmen momentan auf dem Weg zu einer positiven Digital Workplace Experience der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Peter M. Wald: Hier zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Es gibt eine hohe Anzahl von Leuchttürmen, das heisst Unternehmen, denen es sehr gut gelingt, die Komplexität von Digital Workplace Experience in ihren Projekten umzusetzen und dadurch auch entsprechende Nutzung durch die Mitarbeitenden zu erreichen. In anderen Unternehmen steht man noch am Anfang oder arbeitet sich an vorhandenen oder angeblichen Widerständen ab.
Widerstände ergeben sich aus meiner Sicht vor allem, wenn die künftigen Nutzer nicht genügend bei der Vorbereitung einbezogen werden und den Beteiligten unklar ist, warum digitalisiert wird. Oft höre ich dann auch die Aussage „das sollen wir jetzt auch noch machen“. Wichtig ist für mich auch, klare Erfolgskriterien zu definieren und diese dann auch zu messen.
Welche Rolle wird HR in diesem Prozess einnehmen?
Peter M. Wald: Personalbereiche müssen hier als Treiber oder zumindest als Experte für Fragen der Aufgabengestaltung und der Mitarbeiterkommunikation agieren. Sie müssen die Erwartungen der Mitarbeitenden, auch was deren Einbeziehung bei der Einführung betrifft, klar benennen und dafür Lösungen vorschlagen. Hinzu kommen auch die Anforderungen hinsichtlich Training und gegebenenfalls Reskilling der Mitarbeitenden. HR kann und muss hier nachhaltiger als Gestalter der Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden sowie als Experte für Mitarbeiterkommunikation agieren.
Worauf zahlt eine positive Digital Workplace Experience ein, wo wirkt sie sich besonders aus?
Peter M. Wald: Eine positive Workplace Experience zahlt meines Erachtens auf nahezu alle Prozesse des Personalmanagements ein und hier insbesondere auf die Mitarbeiterbindung, das Engagement und das Wohlbefinden. Erleichtern digitale Hilfsmittel die Arbeit, verfügen Mitarbeitende über breite Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, zur Kommunikation und kommen auch die in die Lage bei Dingen, wie Schichtplanung mitzuwirken wird dies ihre Leistungen und damit die Performance des Unternehmen positiv beeinflussen.
Nicht vergessen werden dürfen die vielfältigen Chancen, die sich durch die Nutzung digitaler Hilfsmittel für neue Formen der Kollaboration, den Wissensaustausch und damit für die bereichsübergreifende Zusammenarbeit ergeben.
Wer sollte sich auf jeden Fall das Webinar anschauen?
Peter M. Wald: Alle Personaler, die an den hier beschriebenen Prozessen interessiert sind und eine aktive Rolle bei der Einführung und Etablierung von Digital Workplace Konzepten anstreben. ITler, die sich für die Komplexität der Digital Workplace Konzepte interessieren und hier auch die Mitarbeiterfragen stärker berücksichtigen wollen. Führungskräfte, die Entscheidungen im Umfeld von Digital Workplace Experience treffen müssen und ihren Blick auf die konkreten Herausforderungen ausweiten wollen.
Termin:
Live-Webinar am 2. November um 11.00 Uhr
Inhalte des Webinars:
- Aktuelle Einschätzungen zu hybrider Arbeit & Führung
- Zahlen, Daten, Fakten zur Digital Workplace Experience
- Schlüsselmerkmale für ein Digital Workplace Konzept
- Diskussionsrunde mit Insights aus der HR-Praxis
- Interaktive Fragerunde für alle Teilnehmer:innen
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Prof. Dr. Peter M. Wald studierte von 1981 bis 1985 und promovierte 1988. Ab 1991 war er im Bereich Human Resources von nationalen und internationalen Unternehmen und ab 2002 als Professor an der HTW Dresden tätig. Seit 2009 ist er Professor für Personalmanagement an der Fakultät Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Er ist Autor und Co-Autor verschiedener Beiträge zu den Themenbereichen Recruiting/Candidate Experience sowie Arbeit 4.0. In der Forschung interessiert ihn vor allem der Einsatz digitaler Medien bei der Mitarbeiterführung. Prof. Wald ist aktiver Twitterati und bloggt im eigenen Leipziger HRM-Blog.