In mehr als jedem fünften Unternehmen bleibt HR bei der strategischen Personalplanung außen vor, sagt eine Studie von Hays. Weitere Ergebnisse: Frauen und Ältere sollen verstärkt angesprochen werden, bei Neueinstellungen werden immer häufiger Kompromisse gemacht.
Angesichts der starken Auswirkungen demographischer Veränderungen auf die Beschäftigungssituation in Deutschland tun sich Unternehmen zunehmend schwer mit der Planung und Steuerung ihrer personellen Ressourcen. Die langfristige Sicherung des Personalbedarfs ist jedoch längst zum kritischen Wettbewerbsfaktor geworden, da ohne geeignete Fachkräfte weder Innovationen noch Wachstum möglich sind. Daher überrascht es nicht, dass die Fachkräftenot aktuell als größtes wirtschaftliches Risiko von Unternehmen bewertet wird.
Das sagen 78 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider aus dem Dienstleistungssektor und 76 Prozent aus der Industrie von insgesamt 409 Teilnehmenden einer repräsentativen Studie der Personalberatung Hays zum Workforce Management. 46 Prozent der Führungskräfte aus den Unternehmensbereichen Einkauf, Personalwesen und anderen Fachbereichen sind sich zudem darin einig, dass die Fachkräftenot von Dauer sein wird. Interessantes Detail: In etwas mehr als jedem fünften Unternehmen bleibt die HR-Abteilung bei der strategischen Personalplanung außen vor.
Spezialwissen kann nicht mehr sichergestellt werden
Um unter anderem die Digitalisierung oder Automatisierung im eigenen Unternehmen voranzubringen, suchen die Firmen vor allem Fachkräfte mit Spezialwissen (44 Prozent). Gleichzeitig scheinen sie zu realisieren, dass die Sicherstellung des Personalbedarfs für die kommenden Jahre längst nicht mehr gewährleistet werden kann. Denn: die Anzahl an verfügbaren Kräften nimmt ab (49 Prozent), und auch die Quoten der Nachwuchskräfte sinken (37 Prozent).
Personalstrategien sind verbesserungswürdig
Zwar verfügen 83 Prozent laut eigenen Angaben über eine Strategie zur Sicherstellung des Personalbedarfs. Aber fast die Hälfte ist nicht damit zufrieden und sieht deutlichen Verbesserungsbedarf. Denn um den Veränderungen innerhalb der gesamten Organisation schnell Rechnung tragen zu können, sollte die Personalplanung sowohl kurzfristigen als auch langfristigen Personalentscheidungen gerecht werden. Aktuell wird jede zweite Neubesetzung entlang strategischer Gesichtspunkte vorgenommen, alle übrigen werden ad-hoc umgesetzt. Verblüffend: Auch mit Blick auf die mittel- und langfristigen Besetzungspläne wollen die Befragten weiterhin an Neueinstellungen festhalten (52 Prozent).
Dabei räumen aufgrund des Engpasses bereits 61 Prozent ein, immer mehr Kompromisse zwischen den Kompetenzprofilen der Bewerbenden und den Jobanforderungen zu machen. 48 Prozent hingegen setzen künftig stärker auf den Einsatz externer Fachkräfte, um ihre Lücken zu schließen. Immerhin 43 Prozent rücken die Bindung ihrer Mitarbeitenden in den Fokus.
Frauen und Ältere sollen es richten
Fragt man konkret nach den Maßnahmen zur Erhöhung der Mitarbeitendenzahl, gibt etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Bereichs-, Abteilungs- und Teamleitungen an, mehr Frauen in vollzeitnahen Jobs adressieren zu wollen. 44 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider setzen hingegen darauf, ältere, erfahrene Arbeitnehmende länger im Unternehmen halten zu wollen.
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