„Mangel an digitalen Talenten in allen Fachbereichen“

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Was sind die Recruitment-Trends in 2022, welche Bewerberprofile sind gefragt? Hier kommen Antworten von Thomas Hartenfels, Director bei Robert Walters.

Die Nachfrage nach Kandidaten stieg 2021 exponentiell an und zeitgleich auch die Anforderungen der Mitarbeiter an Arbeitgeber und Arbeitsplatz. Der plötzliche Wandel hin zu einem schrumpfenden Bewerbermarkt hat enorme Auswirkungen auf die Einstellungspolitik der Unternehmen und Gehaltspakete 2022. Wie sehen die meistgefragten Profile aus und wie wird sich der zunehmende Fachkräftemangel 2022 auf Gehälter und Recruitment-Strategien auswirken? Thomas Hartenfels, Director Düsseldorf und Köln bei Robert Walters, verrät seine Insights.

Wie sieht der derzeitige Recruitment-Markt aus?

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Thomas Hartenfels: 2021 erlebten wir einen rasanten Anstieg der Vakanzen in nahezu allen Bereichen. Hierbei berichteten uns acht von zehn Unternehmen von ihrer Suche nach neuen Talenten. Nach einem Jahr, das von zahlreichen Lockdowns, Kurzarbeit und Personalabbau geprägt war, dreht sich in diesem Jahr das Personalkarussell erneut und die Jagd nach den besten Talenten läuft auf Hochtouren. Dieser Trend wird sich 2022 fortsetzen. Wir erwarten weiterhin einen bestehenden Mangel an digitalen Talenten in allen Fachbereichen.

Wo sehen Sie die wichtigsten Recruitment-Trends für 2022?

Thomas Hartenfels: Die größte Veränderung im Recruitment wird 2022 die verstärkt anhaltende Nutzung von Videotechnologien sein. Zumeist werden Erstgespräche ausschließlich digital stattfinden und es ist schon jetzt bemerkbar, dass einige Unternehmen weiterhin zu 100 Prozent digitale Bewerbungsprozesse etablieren werden. Die Auswirkungen der Digitalisierung werden sich insbesondere in den Bereichen Remote Work und Homeoffice verstärken. Während die Frage früher lautete: „Bieten Sie Homeoffice an?“, fragt man heute: „Zu 60 Prozent, 80 Prozent oder gar 100 Prozent? Immer mehr Unternehmen suchen zunehmend überregional, da der Standort des Arbeitsplatzes vollkommen sekundär geworden ist.”

Welche Bewerberprofile waren 2021 am meisten gefragt und werden es auch 2022 sein?

Thomas Hartenfels: Drei Kandidatengruppen waren 2021 besonders gefragt und werden auch im nächsten Jahr beste Chancen haben. Die erste Gruppe besteht aus Steuerexperten, Finance Managern und Chief Finance Officers (CFO), dicht gefolgt von Cloud-Technologen und Cyber-Security-Experten. Als letzte Kandidatengruppe sind E-Commerce-Spezialisten und digitale Produktvertriebler hoch im Rennen. Wenn diese Kandidaten zudem über die relevanten IT-Kenntnisse beziehungsweise Zertifizierungen, Beratungskompetenz und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit verfügen, sind sie in einer hervorragenden Verhandlungsposition.

Was empfehlen Sie Unternehmen, die 2022 Mitarbeiter einstellen beziehungsweise halten wollen?

Thomas Hartenfels: Wie unsere Gehaltsstudie zeigt, wird die hohe Nachfrage nach Fachkräften zu einem Gehaltsanstieg in allen Bereichen führen. Insbesondere in den oben genannten Qualifikationen sehen wir einen steilen Anstieg der Gehälter. Wettbewerbsfähige Gehälter allein werden jedoch nicht ausreichen, um die besten Mitarbeiter an sich zu binden.

Auch mit Digitalisierung und Flexibilität können sich Unternehmen mittlerweile nur noch bedingt profilieren, denn diese werden heutzutage von Kandidaten vorausgesetzt. Oft wünschen sich Kandidaten eine mitarbeiterzentrierte und offene Unternehmenskultur mit einem dialogorientierten Führungsstil.

Wer in einer digitalisierten Umgebung eine lebendige und konstruktive Unternehmenskultur zu etablieren weiß, wo auch kollegiales Miteinander und Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommen, der wird seine Talente halten und neue gewinnen können. Damit können sich Unternehmen künftig einen klaren Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern verschaffen.

Wir erwarten in den ersten beiden Quartalen nach dem Jahreswechsel eine Kündigungswelle, die aus zwei Gründen ausgelöst werden wird:

  1. Die oben aufgeführten Forderungen werden nicht von jedem Arbeitgeber erfüllt werden können.
  2. Eine während der Corona-Krise entstandene Jobunzufriedenheit wird im Aufschwung des Jobmarktes verstärkt zu Positionswechseln führen.

Jetzt neue Talente aus dem Wettbewerbsumfeld einzustellen, ist also denkbar gut, wenn man als Unternehmen die nötigen Investitionen tätigt.

Über die Gehaltsstudie

Die jährliche Gehaltsstudie von Robert Walters gibt einen Überblick über Arbeitsmarkttrends und Gehaltsentwicklungen in den Bereichen Finance & Accounting, Banking & Financial Services, Human Resources, Information Technology, Sales & Marketing sowie Procurement & Supply Chain.

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Foto Thomas Hartenfels

Thomas Hartenfels ist Senior Director bei Robert Walters. Seit Mai 2016 ist er Director des Düsseldorfer Büros. Inzwischen verantwortet er als Senior Director South ebenfalls das Frankfurter Büro. In dieser Funktion leitet und koordiniert er die Teams Accounting & Finance, Sales & Marketing, Interim Management sowie IT. Diese unterstützen Kundenunternehmen und Kandidaten im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands bei Stellenbesetzung und Karriereentwicklung.

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