Wie werden wir uns in Zukunft bewerben, den richtigen Job finden? Eine Studie von StepStone und dem Bundesverband der Personalmanager (BPM) gibt Antworten.
Für den Blick in die Glaskugel wurden insgesamt 9.000 Menschen gefragt, für wie wahrscheinlich sie es halten, dass bestimmte Bewerbungstrends sich in fünf Jahren durchgesetzt haben. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Die Jobsuche wird einfacher und flexibler, Arbeitgeber werden sich noch mehr um Bewerberinnen und Bewerber bemühen.
„Die Art, wie wir uns bewerben, wird sich in den nächsten Jahren radikal verändern. Und zwar zum Vorteil der Jobsuchenden”, sagt Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei StepStone. „Dafür gibt es zwei Gründe: Die Digitalisierung und vor allem den Wandel am Arbeitsmarkt. In den letzten Jahrzehnten ist die Erwerbsbevölkerung stetig gewachsen. Die Unternehmen konnten sprichwörtlich aus dem Vollen schöpfen. Dieses Zeitalter ist vorbei. Jetzt werden Unternehmen härter denn je um die vorhandenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konkurrieren. Wir sprechen schon lange davon, dass sich Unternehmen bei den Jobsuchenden bewerben. Genau das wird bald Realität.“
Umgekehrte Jobsuche
Die große Mehrheit der Befragten glaubt, dass Unternehmen im Jahr 2026 für sich als Arbeitgeber werben werden wie für ihre Produkte. Die Studienteilnehmer-/-innen rechnen außerdem damit, dass sich die Jobsuche aufgrund der neuen Verhältnisse am Arbeitsmarkt in den nächsten fünf Jahren umkehrt. Das heißt: Online-Plattformen werden nicht nur möglichen Bewerberinnen und Bewerbern automatisiert passende Jobs vorschlagen. Auch Arbeitgeber werden automatisch Empfehlungen für passende Kandidatinnen und Kandidaten erhalten und dann eigeninitiativ auf diese zugehen.
„Unternehmen werden in Zukunft eine deutlich aktivere Rolle einnehmen, zudem wird moderne Technik die Suche nach den richtigen Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern zunehmend unterstützen“, sagt Deborah Dudda-Luzzato, Leiterin der Fachgruppe Employer Branding, Recruiting und Social Media beim BPM. „Insgesamt wird die Personalgewinnung für beide Seiten schneller und angenehmer. So können sich Unternehmen wie Kandidatinnen / Kandidaten auf das Wesentliche fokussieren: Herauszufinden, was beide Seiten ausmacht und ob sie wirklich zusammenpassen.“
Bewerbung: So einfach wie Online-Shopping
Laut dem Trendreport wird die Suche nach dem richtigen Job in fünf Jahren deutlich einfacher sein als heute. Acht von zehn Befragten gehen davon aus, dass sich die Auswahl an Arbeitgebern enorm vergrößern wird. Denn spätestens durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie werden mehr Unternehmen Homeoffice ermöglichen – für viele Bürokräfte erweitert dies den Radius der in Frage kommenden Jobs um ein Vielfaches.
Passend dazu glauben gut acht von zehn Recruiterinnen / Recruiter, dass Videointerviews ein ganz selbstverständlicher Teil des Bewerbungsprozesses sein werden. Die Mehrheit der Befragten rechnet außerdem damit, dass Bewerben insgesamt müheloser wird: So wird das allseits unbeliebte Anschreiben im Jahr 2026 aus den Bewerbungsunterlagen verschwunden sein. Stattdessen wird es wird normal sein, sich mit einem vorhandenen digitalen Profil zu bewerben. Immerhin rund sieben von zehn Recruiterinnen / Recruiter glauben, dass die Online-Bewerbung in fünf Jahren so einfach wie Online-Shopping sein wird.
„Wäre der Bestellprozess von Online-Shops so kompliziert wie der Bewerbungsprozess in manchen Unternehmen, hätte der Onlinehandel sich niemals durchgesetzt“, sagt Zimmermann. „Es ist ganz einfach: Nur noch Arbeitgeber, die jetzt dafür sorgen, dass sich Kandidatinnen / Kandidaten wirklich schnell und unkompliziert bei ihnen bewerben können, werden bald noch gute Bewerbungen bekommen. Die Menschen haben die Auswahl und werden deshalb aussortieren.“
Das Whitepaper zum StepStone Trendreport zum kostenlosen Download.
Über die Studie
StepStone und der Bundesverband der Personalmanager (BPM) haben für den Trendreport die wichtigsten Entwicklungen in Bewerbungs- bzw. Recruitingprozessen definiert. Die angenommenen Entwicklungen wurden in insgesamt 14 Teilaspekte beziehungsweise Thesen unterteilt und diese für den gemeinsamen Fragebogen operationalisiert. Entstanden sind zwei Fragebögen, um sowohl die Bewerberinnen / Bewerber- wie die Recruiter-/-innenperspektive abzufragen.
Dann wurden insgesamt 15.000 Menschen befragt, von denen zirka 9.000 den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben, darunter zirka 6.300 Beschäftigte sowie 700 Recruiter-/-innen ohne Personalverantwortung und 2.000 Führungskräfte. Die Befragten haben die Aspekte jeweils nach Wahrscheinlichkeit ihres Eintreffens bewertet, danach für wie erstrebenswert und für wie wichtig sie diese halten. Die Ergebnisse liefern eine fundierte Diskussionsgrundlage, wie die Zukunft des Bewerbens aussehen wird beziehungsweise sollte.