BGM zwischen Home und Office – So wird die Krise zur Chance

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Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) muss sich auf hybride Arbeitsmodelle einstellen. Michael Theodossiou von wellabe schildert, was Unternehmen tun können.

Corona hat unser Leben massiv verändert. Besondere Konsequenzen hat die Pandemie für unsere Arbeitswelten. Auch wenn es viele schon wieder zurück ins Büro zieht, scheint das Arbeiten aus dem Home-Office neue Normalität zu werden. Viele Organisationen führen hybride Arbeitsmodelle standardmäßig ein. Auf diese neuen Rahmenbedingungen und die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten muss sich auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) einstellen.

Die neu entstandene Flexibilität erschwert die Planung gesundheitsfördernder Maßnahmen. Sie sollten künftig orts- und zeitunabhängig verfügbar sein. Über eine gründliche Analyse ermitteln Unternehmen Probleme und Potenziale am Arbeitsplatz. Maßnahmen, die vor der Pandemie noch erfolgreich eingesetzt wurden, können jetzt ihr Ziel verfehlen und sollten hinterfragt werden. Eine Mitarbeiterbefragung zeigt auf, welche Gesundheitsinitiativen und Themenschwerpunkte sich Beschäftigte jetzt wünschen.

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Bevölkerung weist eine geringe Gesundheitskompetenz auf

Die Studie ‚Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie‘ zeigt, dass rund 60 Prozent der Bevölkerung eine geringe Gesundheitskompetenz aufweisen. Das hat zahlreiche negative, gesundheitliche Folgen. Fehlendes Wissen geht oft mit ungesundem Verhalten wie geringerer Bewegung, schlechterer Ernährung, häufigerem Übergewicht und in letzter Konsequenz mehr Fehltagen am Arbeitsplatz einher. Während ein Teil der Belegschaft sich im Home-Office stärker sportlich betätigt und gesund gekocht hat, hat ein anderer Teil einen eher ungesunden Lebensstil gepflegt.

Akuter Handlungsbedarf im Bereich der psychischen Gesundheit

Die direkten Auswirkungen sind den Beschäftigten dabei oftmals nicht klar. Auch hier kann eine Analyse, in Form eines Gesundheits-Check-ups, aufzeigen, wie es wirklich um die eigene Gesundheit bestellt ist. Diese Check-ups können sowohl vor Ort in den Unternehmen als auch in Form von Home-Tests zuhause durchgeführt werden. Sie sind auch in hybriden Arbeitsmodellen gut einsetzbar und helfen, die individuellen Risikofaktoren zu identifizieren. In persönlichen 1:1-Coachings erhalten Mitarbeitende personalisierte Tipps und Maßnahmenempfehlungen, die geeignet sind, die eigene Gesundheit zu verbessern. Regelmäßige Check-ins zeigen Erfolge auf und erhöhen die Motivation zur nachhaltigen Etablierung gesunder Lebensweisen.

Grundsätzlich sollte ein ganzheitliches BGM die Themenschwerpunkte Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit abdecken. Aktuelle Zahlen belegen, dass gerade im Bereich der psychischen Gesundheit akuter Handlungsbedarf besteht. Der Verlust sozialer Kontakte und die Sorgen um die eigene Gesundheit belasten einen großen Teil der Belegschaft. Arbeitgeber können sich jetzt als verlässlicher Partner ihrer Beschäftigten positionieren und dieses Thema gezielt adressieren.

BGM: Analoge und digitale Angebote kombinieren

Corona hat den digitalen Wandel unserer Arbeitswelt beschleunigt. Davon ist selbstverständlich auch das betriebliche Gesundheitsmanagement betroffen. Digitales BGM ist sehr facettenreich. Ob Online-Coachings, Gesundheits-Apps oder Wearables – digitale Lösungen fördern die transparente und schnelle, unternehmensübergreifende Kommunikation. Sie ersetzen natürlich nicht die klassischen Maßnahmen wie zum Beispiel Präsenzkurse. Der persönliche Kontakt bleibt weiterhin wichtig für den Erfolg eines BGM und die anhaltende Motivation.

Kombiniert man allerdings analoge und digitale Angebote, können wertvolle Verstärkungseffekte erzielt werden. So kann beispielsweise der Arbeitsmediziner vor Ort nicht ersetzt werden, ein zusätzliches, telemedizinisches Angebot – als Ergänzung zur persönlichen Vor- Ort-Betreuung – wird dennoch die Ressourcen aller Beteiligten schonen. Digitale Angebote ermöglichen Mitarbeitenden einen standortübergreifenden und zeitlich flexiblen Zugriff. Die Maßnahmen können somit besser in den Alltag eines jeden Einzelnen integriert werden.

“One-Size-Fits-All”-Lösungen sind im BGM nicht zielführend

So unterschiedlich die Bedürfnisse und Ziele von Mitarbeitenden sind, so individuell ist auch die Bedeutung von Gesundheit. “One-Size-Fits-All”-Lösungen sind im BGM folglich nicht zielführend. Eine digitale Plattform bietet Unternehmen die Möglichkeit, einzelnen Nutzergruppen personalisierte Inhalte und Angebote zur Verfügung zu stellen. Je individueller das Angebot, desto höher die Teilnahmequoten.

Die Digitalisierung hilft auch bei der erfolgreichen Evaluierung von BGM-Maßnahmen Kennzahlen, wie zum Beispiel Zugriffe auf die angebotenen Inhalte, oder auch Zufriedenheitswerte lassen sich schneller ermitteln und analysieren. Das Angebot kann in der Folge maximal an die Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer angepasst werden.

Eine digitale BGM-Plattform bündelt betriebliche Angebote

Digitale Angebote können multimedial und interaktiv aufbereitet werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können so spielerisch die selbst gesteckten Ziele tracken oder sich mit den Kolleginnen / Kollegen in (virtuellen) Wettbewerben messen. Das motiviert, verbindet und stärkt das Gruppengefühl. Eine digitale BGM-Plattform oder App bündelt betriebliche Angebote auf übersichtliche Weise. Unternehmen können die Plattform nutzen, um über gesundheitliche Themen und aktuelle Initiativen zu informieren. So erreichen sie auch Mitarbeiter im Home-Office oder dem Außendienst.

Digitale Technologien halten Chancen bereit, doch gibt es natürlich auch Risiken, die es zu bewerten gilt. Gerade, wenn es um die persönlichen Daten von Beschäftigten geht, gilt es selbstverständlich den Datenschutz zu wahren und stets klar und transparent zu kommunizieren, ob und welche Daten im Rahmen des BGM verarbeitet werden.

Grundsätzlich, unabhängig ob vor Ort, oder im Home-Office, gilt:

  • Basis für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen ist eine gründliche Erhebung der gesundheitlichen Situation.
  • Ein modernes, betriebliches Gesundheitsmanagement ist zielgruppen- und bedarfsgerecht und trägt somit zu einer höheren Teilnehmeraktivierung bei.
  • Digitale Tools erleichtern die Evaluierung bestehender Maßnahmen. Kann die Wirksamkeit und Akzeptanz der Maßnahmen auf diese Weise belegt werden, hilft das auch beim internen Pitch um Budgets.
Foto Michael Theodossiou

Michael Theodossiou ist Mitgründer und Geschäftsführer von wellabe, einem Gesundheits-Start-up aus München, das mit modernen Diagnostik- und Präventionsleistungen aus Check-ups vor Ort, Home-Tests, digitalen Gesundheitsberatungen und Präventions-App die Mitarbeitergesundheit nachhaltig fördert. Er verfügt über eine umfassende Expertise in der Versicherungs- und Gesundheitsbranche, begeistert sich für digitale Gesundheit und unterstützt Unternehmen beim Aufbau eines ganzheitlichen Corporate Health Managements.

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