IT-Spezialisten und Pharma-Experten sind dringend gesucht. Timo Lehne von SThree nennt fünf Fachkräftequellen, die noch angezapft werden können.
Seien es Pharma-Firmen, die durch medizinische Entwicklungen schnell qualifiziertes Personal benötigen oder die Bundesregierung, die derzeit verstärkt IT-Spezialisten anwirbt: Wer aktuell auf der Suche nach Fachkräften ist, der sieht sich zuallererst mit der großen Herausforderung des Fachkräftemangels konfrontiert. Timo Lehne, Managing Director des Personalberatungsunternehmens SThree, kennt diese Herausforderung nur zu gut. Er hat für Unternehmen Tipps an der Hand, wo auch in Zeiten des Mangels noch sogenannte stille Reserven zu finden sind.
Auch wenn es für Teile der Weltwirtschaft und für zahlreiche Branchen und Unternehmen eines der schwärzesten Kapitel seit vielen Jahrzehnten war – in vielen Bereichen hat die Pandemie auch für einen wahren Boom gesorgt. So hat sie maßgeblich dazu beigetragen, die digitale Transformation in Deutschland voranzutreiben – und entsprechende Experten werden händeringend gesucht. Fehlen hier Fach- und Führungskräfte, geraten dringend notwendige Innovationen rund um die Digitalisierung in Gefahr. Und auch die Entwicklungen im Bereich Pharma haben für eine gestiegene Nachfrage nach Fachkräften gesorgt. Doch wo finden Unternehmen auf die Schnelle neue Mitarbeiter?
Fachkräftequelle Nummer 1: Absolventen
Was andere Länder längst selbstverständlich praktizieren, führt hierzulande immer noch ein Schattendasein: Hochschulmarketing und die Konzentration auf die Fachkräfte der Zukunft stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Die Mehrzahl der Firmen legt ihren Fokus nach wie vor auf Young Professionals mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung. Doch gerade an den Hochschulen können Firmen vorsorgen, indem sie die (künftigen) Absolventen schon in der Ausbildung für den Beruf begeistern und aus der Praxis berichten, was die einzelnen Berufsbilder des MINT-Bereichs umfassen, was die Ein- und Aufstiegschancen sind und welche Berufe, jenseits der landläufig bekannten, genau ergriffen werden können.
Die Bindung zu den potenziellen Mitarbeitern von morgen, denen man mit dem entsprechenden Engagement Orientierung und Perspektiven bietet, zahlt sich in der Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit aus. SThree hat in diesem Bereich beispielsweise bereits umfassende Erfahrungen gesammelt und sieht enorme Potenziale: Viele Studenten haben während der Ausbildung noch kein klares Bild von ihrem zukünftigen Beruf – und wissen auch nicht genau, welche Teilbereiche ihnen nach dem Abschluss offenstehen. Erfahrene Mitarbeiter sowie Unternehmen können hier eine gute Orientierung bieten, um die ersten Schritte in die Arbeitswelt wesentlich zu erleichtern und gleichzeitig für hochqualifizierten Nachwuchs zu sorgen. Eine echte Win-win-Situation.
Fachkräftequelle Nummer 2: Mehr Frauen in MINT-Berufen!
Frauen und MINT-Berufe – noch immer besteht hier ein Ungleichgewicht und es entscheiden sich nach wie vor mehr Männer für MINT-Berufe. Für Unternehmen schlummert hier also großes Potenzial, und es gilt, durch entsprechende Förderung Mädchen und Frauen für einen dieser spannenden Berufe zu begeistern. Sowohl firmeneigene Initiativen als auch das Engagement in entsprechenden Netzwerken sind dabei nicht nur ein guter Weg, weibliche Fachkräfte zu fördern und für sich zu gewinnen. Ernst gemeinte und strategisch aufgestellte Diversity-Initiativen zahlen heute auch entscheidend auf das Image als Arbeitgeber ein.
Auch hier hat der Wandel hin zu Remote oder Hybrid Work neue Möglichkeiten eröffnet. Flexiblere Arbeitszeitgestaltung erleichtert die Vereinbarkeit von Job und Familie für diejenigen Frauen, die auch in Zukunft beide Bereiche kombinieren möchten. Und auch die Rückkehr aus der Elternzeit ist leichter möglich, wenn man nicht zwingend jeden Tag ins Büro fahren muss. Unternehmen sollten sich die während Corona angestoßenen Veränderungen zunutze machen, um qualifizierten Frauen den Weg zu ebnen.
Fachkräftequelle Nummer 3: Die Quereinsteiger
Gerade in der Pharmabranche waren bis dato die „geraden“ Lebensläufe gefragt. Quereinsteiger haben es nach wie vor schwer. Doch hier, besonders im Hinblick auf digitale Fähigkeiten, lassen sich Unternehmen viele Chancen entgehen. Einen Quereinstieg zu ermöglichen, gelingt sicher nicht in allen Bereichen, wie beispielsweise der Forschung oder jenen Berufen, in denen eine lange und besonders anspruchsvolle Ausbildung nötig ist. In vielen anderen empfiehlt es sich aber durchaus, als Unternehmen den Blick über den Tellerrand zu wagen. Denn die Kompetenzen von Quereinsteigern aus anderen Branchen kommen auch den Unternehmen zugute und eröffnen neue Perspektiven.
Fachkräftequelle Nummer 4: Die Generation 55 plus
Der „War for talents“ wirft meist das Schlaglicht auf die jungen, gut ausgebildeten Fachkräfte. Doch gerade bei erfahreneren Mitarbeitern jenseits der 55 bis 60 schlummert jede Menge Know-how und Berufserfahrung, von dem Unternehmen profitieren können. Dem Einwand, dieses Wissen sei nicht mehr auf dem neuesten Stand – Stichwort digitale Weiterentwicklung – können Unternehmen mit entsprechenden Angeboten entgegentreten. Die Art und Weise, wie berufliche Weiterbildung und Lernen heute bereits an vielen Stellen gedacht wird, bietet dabei hervorragende Rahmenbedingungen. Individuelle Angebote und „Learning on the job“ statt eines festgelegten Angebots an Präsenzveranstaltungen pro Jahr haben den Bereich in den letzten Jahren maßgeblich flexibilisiert.
Fachkräftequelle Nummer 5: Der Blick ins Ausland
Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, war für viele Unternehmen schon immer einer der bevorzugten Wege. Bestimmte Regionen hatten hier bisher die Nase deutlich vorne – andere, wie zum Beispiel Osteuropa, haben viele noch nicht auf dem Schirm. Dabei warten gerade hier viele junge und hochmotivierte Menschen auf die Chance, in den Arbeitsmarkt zu starten und haben in ihren Heimatländern noch nicht die Möglichkeit dazu. Vorteile: Die Regionen sind nah und kulturelle Unterschiede gibt es kaum. Wichtig für Unternehmen, die international auf Kandidatensuche gehen: Neben Deutsch sollte auch Englisch in der internen Kommunikation gang und gäbe sein, damit die Einbindung neuer Mitarbeiter auch reibungslos klappt.
Internationales Recruiting: Abbau von bürokratischen Hürden durch Personalberatungsunternehmen
Die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland bietet viele Möglichkeiten – birgt aber auch einige Herausforderungen. Bürokratische Hürden wie die Anerkennung von Abschlüssen oder diverse Behördengänge schrecken viele Unternehmen ab. Als Bindeglied können Personalberatungsunternehmen dafür Lösungen bieten. Sie kümmern sich nicht nur darum, dass Unternehmen und Bewerber zueinander finden, sondern auch darum, dass zum Start alles vorbereitet ist. Die Unternehmen bekommen quasi ein „Gesamtpaket“ und müssen sich nicht mit administrativen Prozessen aufhalten.
Gleichzeitig hat auch hier die Pandemie Chancen eröffnet. Durch die rasante Digitalisierung und die Umstellung auf Remote Work, auch in Nach-Krisenzeiten, spielt es heute nicht mehr die entscheidende Rolle, wo jemand arbeitet oder in welcher Zeitzone sie oder er sich befindet. Das erleichtert selbstverständlich auch das Recruiting, da die Bewerber Vorstellungsgespräche heute problemlos auch digital absolvieren können.
Timo Lehne ist Chief Executive Officer (CEO) bei SThree. Seit Juni 2014 war Lehne Geschäftsführer der SThree GmbH und seit 2017 Managing Director der DACH-Region mit über 800 Mitarbeitern. Neben den Bereichen Festanstellung, Projektanstellung und Arbeitnehmerüberlassung in der DACH-Region gehörte auch die strategische und operative Führung des Unternehmens zu seiner Verantwortung. Im April 2022 übernahm Timo Lehne die weltweite Führung des Unternehmens als CEO. In seiner Verantwortung liegt nun das Umsetzen der Unternehmensstrategie und das Erreichen der unternehmerischen Ziele.