Wie sich die Top-Talente der Generation Z ihre Zukunft vorstellen und was Arbeitgeber beachten sollten, weiß Svenja Rausch von JobTeaser.
Die Gen Z begleitet das Smartphone schon ihr ganzes Leben. Als Digital Natives sind sie sicher im Umgang mit den digitalen Lebensbegleitern und nutzen sie zur Kommunikation und Freizeitgestaltung ebenso wie zum Lernen, Arbeiten oder Bewerben. Aber wie genau stellt sich die Gen Z ihr Studium und ihre berufliche Karriere vor? Welche Rolle spielen digitale Kanäle in der Post-Corona-Ära und was bedeutet das für Arbeitgeber?
Der plötzliche pandemiebedingte Umschwung auf eine reine digitale Kommunikation ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Im Studium fehlen die sozialen Kontakte ebenso wie die Diskussionskultur und Praxiserfahrungen – und auch der Berufseinstieg ist ohne das persönliche Kennenlernen des Teams kein Leichtes.
Hinzu kommen Zukunftssorgen, denn die angespannte Lage am Arbeitsmarkt betrifft auch die Gen Z. Nebenjobs, bezahlte Praktika, Werkstudenten- und Einstiegsstellen fallen weg und der finanzielle Druck wächst. Auch wenn sich die Studierenden den erschwerten Bedingungen bewusst sind, wollen viele hinsichtlich ihrer Work-Life-Balance und dem Arbeitsumfeld keine Kompromisse machen, wie unsere Umfrage von Jobteaser unter fast 1.600 Studierenden zeigt.
Die Post-Corona-Ära für Talente wird hybrid
Mit dem Sommersemester 2021 steht schon das dritte Semester vor der Tür, das je nach Fachrichtung weitestgehend oder komplett digital stattfindet. Nicht nur der Studienalltag, sondern auch die Arbeitswelt verlagert sich mehr und mehr ins Home Office. Laut einer bitkom Studie hat im Dezember 2020 bereits jede(r) vierte Deutsche ausschließlich im Home Office gearbeitet. Weitere 20 Prozent verbringen zumindest einige Tage zuhause.
Ein digitaler Studien- und Arbeitsalltag hat auch Auswirkungen auf das Recruiting. War es bisher üblich, den akademischen Nachwuchs vor allem bei Job- und Praktikumsbörsen oder Absolventenkongressen anzusprechen, spielen virtuelle Plattformen und Treffpunkte seit einigen Monaten eine entscheidende Rolle. Einen realistischen Eindruck der Zusammenarbeit zu bekommen, ist dabei für beide Seiten schwierig. Besonders für die Gen Z, die einen großen Wert auf das Arbeitsumfeld legt, ist das eine Herausforderung.
Auch nach Ende der Pandemie werden erheblich mehr Menschen im Home Office arbeiten als zuvor. Laut Bitkom Berechnung werden 35 Prozent der Deutschen ihren Arbeitsort weiterhin flexibel wählen. Die Pandemie hat nicht nur der Gen Z gezeigt, dass die Arbeit im Home Office möglich ist. Dennoch besteht bei vielen Arbeitgebern der Wunsch nach einer Rückkehr der Teamarbeit in die Offices. Die Gründe dafür reichen von der Angst vor Kontrollverlust bis zum herkömmlichen Misstrauen.
Eher „traditionelle“ Arbeitgeber sind der Meinung, dass sich Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer im Home Office eher ablenken lassen, weniger effizient arbeiten oder unbemerkt versuchen, Freistunden bei voller Bezahlung zu schinden. Das ist nicht nur aktuell gefährlich für ein gesundes und motivierendes Arbeitsklima, sondern auch in Zukunft und gerade in der (potenziellen) Zusammenarbeit mit der Gen Z, denn die künftigen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter weisen den Weg. Unternehmen sind deshalb gut beraten, langfristig Möglichkeiten wie das Home Office zu schaffen, die mit den Vorstellungen der Gen Z kompatibel sind, um die besten Talente von sich zu überzeugen.
Was bedeutet das für mich als Arbeitgeber?
Auch in der Post-Corona-Ära werden Remote-Studieren, -Recruiting und -Arbeiten eine große Rolle spielen. Möglichst ohne die soziale Komponente zu vernachlässigen. Arbeitgeber werden sich an ihren Angeboten für “hybrides Arbeiten” messen lassen müssen. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen:
- Thematisieren Sie schon in der Ausschreibung die Unternehmenskultur. Das Arbeitsumfeld ist für die Gen Z ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Gerade bei digitalen Vorstellungsgesprächen ist es daher von Bedeutung, das Arbeitsumfeld für die Arbeitnehmerinnen / Arbeitnehmer erlebbar zu machen.
- Investieren Sie in Data-driven Recruiting. Konnte man früher den Kontakt auf einer Bewerbermesse herstellen, verlagert sich der Fokus immer mehr ins Digitale. Ein guter Fit mit passenden Kandidaten spart viel Zeit und Geld.
- Formulieren Sie Ihre Stellenanzeigen klar und verständlich. Besteht der Kontakt nur online, ist es umso wichtiger, dass die Stellenanzeigen sich den Bewerbern erschließen. So ist Ihre Anzeige der erste, aber nicht der letzte Kontakt mit den Talenten.
- Finden Sie das perfekte Mischungsverhältnis aus Selbstständigkeit und Führung. Den Mitarbeiterinnen / Mitarbeitern Freiraum und Flexibilität lassen, ist richtig und wichtig. Dennoch ist es Ihre Aufgabe, diese anzuleiten und den Rahmen vorzugeben.
Fazit: Hybrides Arbeiten braucht eine soziale Komponente
Trotz aller Vorteile des digitalen Studierens und Arbeitens: Das soziale Miteinander fehlt vielen. Besonders schwierig ist die Situation für Absolventinnen / Absolventen. Wie aus der Jobteaser Umfrage hervorgeht, fühlen sie sich oft orientierungslos und wünschen sich besonders von den Hochschulen “Guidance”, um im Bewerbungsdschungel den Überblick zu bewahren. Mehr als 50 Prozent der Studierenden wünschen sich mehr persönliche Berufsberatung, um Möglichkeiten auszuloten und sich auf künftige Bewerbungen vorbereiten zu können. Die persönliche Beratung gibt Halt und darf trotz des Remote-Modus nicht zu kurz kommen.
Nicht nur die Hochschulen sind hier gefragt. Auch im Arbeitsumfeld und insbesondere beim hybriden Onboarding braucht es Arbeitgeber, die trotz aller Freiheiten Führung und Anleitung bieten. Denn: Hybrides Arbeiten entspricht der Lebensrealität und den Wünschen der Gen Z. Aber Guidance und ein soziales Miteinander sind nicht weniger bedeutend als zuvor. Empathie für die eigenen Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter wird mehr und mehr zur zentralen Zutat, um in einer digitalisierten Arbeitswelt den Erwartungen der hybriden Gen Z gerecht zu werden. Klar ist: Der Arbeitsalltag der Zukunft ist hybrid. Um sich bei den Talenten der Gen Z optimal zu positionieren, ist es wichtig, auf die neuen Gegebenheiten einzugehen und Fingerspitzengefühl zu beweisen.
Svenja Rausch verantwortet als Head of Marketing den gesamten deutschsprachigen Markenauftritt von JobTeaser, der führenden Recruiting-Plattform für Studierende und junge Absolvent*innen in Europa. Zuvor war sie für das digitale und internationale Marketing der Universität zu Köln zuständig. Foto: © Fabian Stürz