Soft-Skiller, Brückenbauer, Generationencoach, Entscheider und Hinterfrager: Führung wird immer diverser, sagt Philipp Riedel, CEO Avantgarde Experts.
In den vergangenen 30 Jahren hat sich unsere Art zu Arbeiten rapide gewandelt und unterliegt weiterhin massiven Veränderungen. Dies führt dazu, dass auch Führungskräfte gezwungen sein werden, ihre Position im Unternehmen zu überdenken und insbesondere kommende Führungskräfte der Generation Z ihre Rolle vollkommen neu definieren müssen, um erfolgreich zu führen. Doch welche Facetten umfasst eine gelungene, zukunftsorientierte Führung und nach welchen Prinzipien werden sich insbesondere zukünftige Führungskräfte der Generation Z ausrichten müssen?
Wenn man einen Blick auf die Arbeitswelt wirft, wie sie bis zu den Anfängen der Digitalisierung in den 90er Jahre noch sehr präsent war, dann zeigt es eine überwiegend statische Welt, die Sicherheit und leichte Planbarkeit ermöglichte. Dies wiederum führte dazu, dass Führung überwiegend über hierarchische Firmenstrukturen, Autorität und den Fokus auf Hard Skills und fachlicher Kompetenz definiert und gelebt wurde.
Heute ist unsere Arbeitswelt einem beständigen, dynamischen Wandlungsprozess unterworfen. Trends wie New Work, Female Shift und Silver Society sind nur wenige der zahlreichen großen Entwicklungen, die unsere Arbeitsweise schon heute prägt. Dies erschwert die Sicherheit und insbesondere die langfristige Planbarkeit im unternehmerischen Denken und Handeln und erhöht folglich auch die Komplexität und den Schwierigkeitsgrad des Aufgabenbereichs einer Führungskraft.
Hier gilt es spätestens jetzt als Führungsperson Flexibilität zu zeigen und sich aus der einen fixen Führungsrolle zu verabschieden, denn Führung wird immer diverser und letztendlich dadurch anspruchsvoller. Dies erfordert auch insbesondere von der Generation Z sich von alten vermeintlichen Vorbildern zu lösen und Führung neu zu interpretieren und zu leben.
1. Der Soft-Skiller
Eine der wichtigsten Rollen, die zukunftsorientiertes Führen ausmacht, besteht darin, als wertschätzendes Allroundtalent für die eigenen Mitarbeiter zu fungieren. Hier erfüllt eine Führungskraft ihre Aufgabe, indem sie ihren Fokus auf die eigenen Soft Skills legt und in der Mitarbeiterführung durch Menschlichkeit, Empathie und Wertschätzung besticht. Der sogenannte Soft Skill Meister nimmt sich Zeit für regelmäßige Gespräche mit seinen Mitarbeitern, schafft durch sinnstiftendes Handeln das eigene Team zu motivieren und äußert regelmäßig wahrhaftiges Lob.
Diese Art zu führen erfordert jedoch auch Mut, da es in Zukunft nicht mehr möglich sein wird, die Führungsrolle aus einer gewissen Distanz mit emotionalen Abstand zum Team auszuüben. Kommunikation muss auf Augenhöhe erfolgen und eine Offenheit gegenüber sowohl den Gefühlen anderer Personen als auch den eigenen ist unerlässlich, um in dieser Rolle als authentisch wahrgenommen zu werden. Deshalb ist es von essentieller Bedeutung, die eigenen Stärken und Schwächen genau zu kennen und seine Soft Skill Fähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.
2. Der Brückenbauer
Nicht nur Soft Skills machen eine gelungene Führungsperson aus, sondern durch eine immer stärkere Verflachung der Hierarchien fungiert die Führungskraft von morgen als Brückenbauer, der abteilungs- und sogar unternehmensübergreifend Gemeinsamkeiten wachsen lässt. Er erschafft Netzwerke und Kooperationen, die losgelöst von hierarchischen Strukturen und Unternehmensgrenzen, dazu beitragen Neues zu erschaffen, den Transfer von Wissen- und Information erleichtern und langfristige tragfähige Beziehungen zu etablieren. Weg vom Konkurrenzdenken, hin zum Gemeinschaftsdenken.
Dies beinhaltet auch den eigenen Mitarbeitern Freiräume zur Mitgestaltung zu geben, sowie Möglichkeiten zur Partizipation und Mitentscheidung zu bieten. Dies gelingt jedoch nur, wenn man als Führungskraft bereit ist, Verantwortung abzugeben und gegenseitiges Vertrauen innerhalb des Teams herrscht. Zum einen Vertrauen seitens des Teamleiters in die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter, zum anderen Vertrauen seitens der Mitarbeiter in die Kompetenzen des Vorgesetzten. Dieses mitarbeiterseitige Vertrauen kann proaktiv gefördert werden, indem man als Vorgesetzter Transparenz im eigenen Arbeiten schafft und eine Fehlerkultur aktiv vorlebt.
3. Der mutige Entscheider
Wie bereits geschrieben gelang es früher Zukunftssicherheit durch detaillierte Analysen, genaue Planung von A bis Z und einer stringenten Ordnung zu erlangen. Heutzutage ist es deutlich schwieriger Zukunftssicherheit abzurufen, da unsere sogenannte VUCA-Welt aus Instabilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit besteht. Dies führt wiederum dazu, dass sich viele Führungskräfte überfordert fühlen und in eine Entscheidungsstarre verfallen, in der sie unfähig sind zu handeln.
Doch in Zukunft wird es immer mehr starke Führungspersönlichkeiten brauchen, die bereit sind mutig Entscheidungen zu treffen, aus eingefahrenen Bahnen auszubrechen und neues auszuprobieren. Führungskräfte, die die Unsicherheit und den permanenten Wandel und die damit einhergehenden Zweifel nicht nur akzeptieren, sondern willkommen heißt, um darauf das eigene Team und Unternehmen voran zu bringen. Anstatt versuchen zu wollen, der Instabilität mit mehr Kontrolle entgegenzutreten ist es an der Zeit die Kontrolle zu reduzieren. Als Führungskraft muss man bewusst Zugangsbeschränkungen zu Ressourcen lockern, Kontrollsysteme zurückfahren und Regularien abschaffen, da nur so Raum für Innovation entstehen kann.
4. Der Generationencoach
Durch das Zusammenarbeiten in generationenübergreifenden Teams wird es immer wichtiger, als Führungskraft sich mit den einzelnen Generationen intensiv zu beschäftigen, zu denen die eigenen Mitarbeiter zählen. Millenials haben andere Wünsche und Forderungen an eine Arbeitsstelle als die Generation Y oder die Baby Boomer. Ziel einer guten Führungskraft ist die bestmögliche Kooperation und Kommunikation innerhalb des Teams zu gewährleisten und als Coach Mitarbeiter basierend auf ihren individuellen Stärken und Schwächen zu fordern und zu fördern. Sie muss wissen, wie sie durch aktives Vorleben ihre Mitarbeiter motiviert und inspiriert. Der erfolgreiche Generationencoach greift zur bestmöglichen Entfaltung der Mitarbeiter auch auf verschiedene Arbeitszeitmodelle und flexible Arbeitsräume zu, die an Einzelpersonen adaptiert werden können.
5. Der selbstkritische Hinterfrager
Um tatsächlich die bestmögliche Führungskraft der Zukunft zu sein kommt dem selbstkritischen Hinterfrager die wohl essentiellste Rolle zu. Denn nur wer sich regelmäßig die Zeit nimmt, um das eigene Handeln selbstkritisch zu hinterfragen, aus eigenen Rückschlägen und Fehlern zu lernen und seine Stärken und Schwächen bewusst zu reflektieren, kann aus dieser Selbstreflexion die eigene persönliche Weiterentwicklung proaktiv voranbringen. Dies ist letztendlich das Kernmerkmal einer guten Führungspersönlichkeit: Heute und in Zukunft möchte niemand mehr den unfehlbaren Manager, sondern eine authentische Führungsperson die, kritikfähig ist und auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeitern agiert.
Philipp Riedel ist CEO der Personalberatung AVANTGARDE Experts. Seit 2018 treibt er die innovative Ausrichtung des Unternehmens voran. 2024 hat er erfolgreich den Zusammenschluss mit dem internationalen Personalberatungsunternehmen YER gemanagt, um gemeinsam die Marktpositionierung für die Besetzung von Arbeitsrollen in zukunftsfähigen Branchen wie Tech, Mobility und Energie auf dem deutschen Markt zu stärken. Im Sommer 2025 werden AVANTGARDE Experts und Staffxperts zur YER Deutschland GmbH. Foto: Maiwolf