Timo Stubel von Parallels: Bessere Zusammenarbeit und Work-Life-Balance sowie erhöhte Produktivität sind einige der Vorteile des hybriden Arbeitsmodells.
Vor einem Jahr haben viele Unternehmen ihre gesamte Belegschaft ins Homeoffice geschickt. Und auch nach mehr als 12 Monaten ist diese Umstellung noch immer Realität. Bei einem großen Teil der Mitarbeiter kommt das aber gut an. Sie berichten, nach ein paar Startschwierigkeiten in den eigenen vier Wänden genauso produktiv zu arbeiten, wie im Büro – wenn nicht sogar effektiver. Zudem sei ihre Work-Life-Balance ausgewogener. Es ist daher an der Zeit, über zukünftige Arbeitsmodelle nachzudenken. Dabei fällt seit einiger Zeit immer häufiger der Begriff „Hybrid“.
Was ist ein hybrides Arbeitsmodell?
Beim hybriden Modell erhalten die Mitarbeiter weitgehende Autonomie bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes. Sie können je nach Bedarf entscheiden, ob sie von zuhause, im Büro oder in einem Mix aus beidem arbeiten möchten. Wer auf spezielle Tools vor Ort, beispielsweise in Forschung und Entwicklung, angewiesen ist, kommt ins Büro. Dagegen können Beschäftigte, die lediglich eine stabile Internetverbindung für ihre Arbeit brauchen, weiter im Homeoffice bleiben. Ebenfalls möglich ist ein Mix aus beidem, etwa zwei Tage Büro und drei Tage Homeoffice.
Was sind die Vorteile eines hybriden Arbeitsmodells?
1. Bessere Zusammenarbeit
Das letzte Jahr hat gezeigt, dass virtuelle Meetings mit der richtigen Lösung ein Kinderspiel sein können. Allerdings ist das auch mit Vorsicht zu genießen. Zu viele virtuelle Konferenzen können zur „Zoom-Müdigkeit“ führen, was wiederum die Kommunikation verschlechtert und die Zusammenarbeit erschwert. Denn virtuelle Meetings können das persönliche Gespräch nicht ersetzen. Gerade in Unternehmen, die innovativ bleiben wollen, ist ein persönlicher Austausch wichtig, da er die Zusammenarbeit und das Knüpfen von Kontakten erleichtert. Informelle Gespräche, wie der Plausch in der Küche stärken die Bindung der Mitarbeiter untereinander sowie ihr Vertrauen, ihr Engagement und ihre Loyalität. Zudem können daraus nützliche Ideen hervorgehen.
2. Verbesserte Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance ist ein wichtiger Aspekt, wenn es um das Wohlbefinden der Mitarbeiter geht. Sie kann Burnout verhindern und Stress minimieren, aber auch psychische sowie körperliche Beschwerden reduzieren. Ein wichtiger Punkt, denn dadurch können hohe Kosten entstehen – etwa durch Krankheitstage, eine erhöhte Fluktuation oder den Verlust von langjährigen Talenten. Ein hybrides Arbeitsmodell stellt unter anderem die Work-Life-Balance in den Vordergrund. Die Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, ihr Privatleben besser mit ihren beruflichen Verpflichtungen zu vereinbaren. Sie können ihren Tag freier gestalten, den Alltag leichter bewältigen und ihre Konzentration bei der Arbeit verbessern.
3. Erhöhte Produktivität
Schon vor dem Ausbruch der Pandemie deuteten erste Studien darauf hin, dass Remote Work die Produktivität steigern kann. Viele Manager sind heute sogar davon überzeugt, dass ihre Teams zuhause produktiver arbeiten. Denn Produktivität beruht auf drei Säulen: Flexibilität, Konzentration und geringe Fehlzeiten. Und in den eignen vier Wänden sind die Mitarbeiter keinen Ablenkungen wie im Großraumbüro ausgesetzt. Voraussetzung ist allerdings, dass sie zuhause über einen ruhigen Arbeitsbereich verfügen. Unternehmen sollten daher ihre Büros so umgestalten, dass auch im Office ein ruhiges, konzentriertes Arbeiten möglich ist.
4. Erweiterung des Talentpools
Beim hybriden Arbeitsmodell entfallen zudem die geografischen Grenzen im Recruiting. Denn die Unternehmen sind nicht mehr auf die Talente angewiesen, die in der Nähe wohnen, sondern können aus einem globalen Pool wählen. Umfragen der letzten Zeit haben zudem gezeigt, dass viele Mitarbeiter gerne weiter im Homeoffice arbeiten würden. Lässt ein Unternehmen dies zu, erhöht das die Nachfrage an Bewerbern auf der ganzen Welt. Gerade Fachkräfte mit gefragten technischen Fähigkeiten, die ihre Aufgaben problemlos von zuhause aus erledigen können, werden Unternehmen bevorzugen, die ihnen ein flexibles Arbeiten ermöglichen. Der Mix aus Präsenz und Remote kann daher entscheidend zur Mitarbeitergewinnung beitragen und die Fluktuation im Unternehmen reduzieren.
5. Besseres Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Einer der wichtigsten Aspekte für eine gesunde, produktive Arbeitsumgebung ist die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Eine hybride Arbeitsweise kann dieses Vertrauen enorm stärken. Der Mitarbeiter zeigt seinem Manager, dass er zuhause genauso effizient arbeitet wie im Büro und gewinnt damit dessen Vertrauen. Insgesamt wird den Beschäftigten das Gefühl vermittelt, ihre Arbeit unter individuellen Bedingungen erledigen zu können. Wichtig ist dabei jedoch, dass sie sich nicht vom Management „beobachtet“ fühlen. Das kann das aufgebaute Vertrauen schnell zunichte machen. Zudem spart das Management Zeit, wenn es nicht damit beschäftigt ist, jeden Klick der Mitarbeiter zu kontrollieren.
6. Bessere Sichtbarkeit der Leistung
Durch die Nutzung verschiedener Kollaborationstools bekommt das Management bessere Einblicke in die Leistungen der Mitarbeiter. Es kann besser nachvollziehen, wo Deadlines nicht eingehalten wurden oder Fehlkommunikation stattfindet. Auf Basis solcher Erkenntnisse können die Manager jeden Mitarbeiter individuell bewerten und Feedback geben. Damit ist es leichter, außerordentlich gute Leistungen entsprechend zu honorieren und die Ursachen für Probleme bei der Erledigung von Aufgaben zu ermitteln.
Timo Stubel ist seit Mai 2018 bei Parallels. Er ist Technical Consultant für Parallels Remote Application Server (RAS) und Parallels Mac Management für Microsoft SCCM in DACH und Benelux. Er ist bereits viele Jahre im technischen Consulting tätig und dabei verantwortlich für die Beratung, Planung und Durchführung von Projekten.