Die folgenden Thesen sind Learnings aus der New Work Experience 2021 (NWX21). Sie geben einen Einblick, wie die Zukunft der Arbeit aussehen könnte.
#1 Kein Platz für toxische Unternehmenskulturen
Unternehmenskultur ist und bleibt der zentrale Differenzierungsfaktor – auch wenn wir uns durch die Corona-Pandemie in einem kollektiven Kulturschock befinden. Menschen ziehen Bilanz und stellen sich existenzielle Fragen: Was ist für mich wichtig und wertvoll im (Arbeits-)Leben? Setze ich meine Prioritäten richtig? Welcher Job erfüllt mich, welcher Arbeitgeber bietet mir das, was ich suche?
Diese individuelle Selbstbefragung hat vielfältige Auswirkungen auf Organisationen: Einerseits sorgt die Krise dafür, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern Perspektiven bieten und das beweisen müssen, was sie sonst nur versprechen. Andererseits müssen sie gleichzeitig ihre Mission, ihr Warum und ihre Daseinsberechtigung überdenken.
Um zukunftsfähig zu sein, die neuen Chancen zu nutzen und nicht in alte Muster zurückzufallen, ist ein bewusster Kulturwandel unerlässlich. Dieser Change bringt Chaos und Kreativität, aber vor allem auch eine Änderung von Verhaltensmustern im Unternehmen, er unterstützt neue Führungskompetenzen und Machtdynamiken – und als Konsequenz neue Unternehmenskulturen, die für Vertrauen, Partizipation und Menschlichkeit stehen.
#2 Magic Leadership: Wie man Teams mit Lagerfeuergesprächen führt
Führungskräfte stehen mit ihrem Wertesystem auf dem Prüfstand. Es reicht längst nicht mehr, nur durch das Tagesgeschäft zu navigieren und auf Effizienz und KPIs zu achten. Die Zukunft der Arbeit verlangt nach Führungskräften, die echte Beziehungen aufbauen, die den Zusammenhalt fördern und Vertrauen schaffen sowie Interaktion fördern. Es braucht Führungskräfte, die wie Magier eine Geschichte schreiben, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter glauben wollen, die mit ihren Gesprächen Brücken bauen und Sinn innerhalb eines Systems vermitteln. Mit diesen „Lagerfeuergesprächen“ können wir unsere Welt und Organisationen umgestalten.
#3 Bildet Banden! Selbstverwirklichung und Gemeinschaft im Einklang
Die Sehnsucht nach Beziehung und Austausch in der Pandemie hat die Idee von Arbeit als Selbstverwirklichung weiterentwickelt. Die Menschen haben erkannt, dass es hilfreich ist, sich innerhalb einer Gesellschaft selbst zu verwirklichen und zu sehen, dass das, was man tut, auch für das Gemeinsame einen Sinn bringt. Der Wunsch, Banden – im Sinne einer vertrauten Gruppe, versammelt hinter einem gemeinsamen Ziel – zu bilden steigt wieder, denn kaum etwas stärkt den Menschen mehr als das Gefühl, Teil von etwas zu sein, das größer ist als man selbst. Gleichzeitig wird es notwendig sein zu lernen, die Unterschiede innerhalb der Gemeinschaft auszuhalten.
Die Selbstverwirklichung als Individuum innerhalb einer größeren Gemeinschaft hat auch Auswirkung auf Unternehmen. Denn von Unternehmen wird erwartet, dass sie Position beziehen – sowohl zu dem, was für sie gesellschaftlich bedeutsam ist, als auch zum gesellschaftlichen Wandel per se.
#4 Diversität ist nicht die Ausnahme: Mit Vielfalt umgehen lernen
Wir alle sind verschieden und schon längst ist klar: Unterschiedliche Blickwinkel helfen dabei unterschiedliche Kunden zu verstehen und unterschiedliche Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Beides wirkt sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Starke Teams sind divers und nach den individuellen Stärken zusammengesetzt, sie sind offen für Vielfalt, bereit für Veränderung, konzentrieren sich auf gute Beziehungen und Interaktion. Starke Teams wissen, dass es innerhalb der Organisation unterschiedliche Interessen gibt und wie man damit umgeht – aus Inklusion entsteht Innovation.
Diversität ist die Regel – darum müssen wir lernen, mit Unterschiedlichkeiten bewusst umzugehen, um das volle Potenzial in Unternehmen auszuschöpfen. Wir müssen jeden Tag trainieren, in der Gruppe auszuhandeln, wie wir zusammenarbeiten und zusammenleben wollen und die Frage nach anderen Ansichten bewusst stellen.
#5 Flexibilität: vom Benefit zum neuen Standard
Die Corona-Pandemie hat die Unabhängigkeit der Arbeit von Ort und Zeit enorm beflügelt. In Zukunft bewegen sich die Menschen in den Unternehmen stärker unabhängig voneinander und werden gleichzeitig ein Zugehörigkeitsgefühl beibehalten, da Organisationen bewusst gemeinsame Erlebnisse schaffen, deren Erinnerungen anhalten. Darüber hinaus bringt die Flexibilisierung eine menschlichere Arbeitswelt hervor: die individuellen Bedürfnisse rücken in den Vordergrund, Homeoffice erlaubt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ein Arbeiten jenseits von festen, vorgeschriebenen Zeiten und Orten.
Doch Flexibilität als neuer Standard ist mehr als Homeoffice. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden stärker selbst entscheiden, welche Menschen für ihre Arbeit notwendig sind und von wo aus sie welche Arbeit erledigen möchten. Das wiederum schärft das Bewusstsein dafür, dass die Arbeitszeit nicht kontrolliert werden kann und dass Arbeitnehmer nicht für ihre Zeit, sondern für ihre Arbeit honoriert werden. Das wird den Unterschied machen.
#6 Es lebe das Büro!
Das vielfach beschworene Sterben des Büros bleibt trotzdem aus, das Büro bekommt in Zukunft eine neue Bedeutung: Es wird zur Begegnungsstätte und zum Kultur- und Identitätsstifter. Darum wird in Zukunft über Räume anders nachgedacht werden müssen.
Dabei ist es wichtig, Räume für unterschiedliche Bedürfnisse zu schaffen und auf den Rhythmus der Unternehmen zu achten. In den lauten Zonen kann Gemeinschaft gelebt werden, Es braucht aber genauso leise Zonen, die Raum für ein Gespräch unter vier Augen oder strategische Arbeit bieten – Räume mit ruhigerem Rhythmus.