Parlando und Liquid Storytelling: Claudia Bibo vom Online-Karriereportal Monster schildert, wie Sie zugkräftige Recruiting-Texte verfassen, mit denen Sie Bewerbende nachhaltig von Ihrem Unternehmen überzeugen.
Unklar formulierte Anforderungen, eine übertriebene positive Darstellung des Unternehmens oder ein für die Zielgruppe unpassender Ton – ein schlechter Recruiting-Text kann die Chancen auf qualifizierte Kandidatinnen / Kandidaten für Unternehmen deutlich schmälern. Hier erfahren Sie, wie es anders geht.
Wenn sich Arbeitssuchenende nach einem neuen Job umsehen, nutzen sie dafür in der Regel Jobplattformen wie Monster, LinkedIn, Stepstone & Co. Die Stellenanzeigen auf diesen Seiten werden potentienziellen Bewerberinnen / Bewerbern meist in Form sogenannter Jobboards angezeigt. Jedoch verwenden die meisten Anwenderinnen / Anwender hier mittlerweile recht ähnliche Templates . Eine schöne Hülle allein reicht also nicht aus, um sich von der Konkurrenz abzuheben und Bewerber:innen nachhaltig von sich zu überzeugen.
Unternehmen, die mit ihren Jobanzeigen punkten wollen, müssen ihre Recruiting-Bemühungen verstärkt auf den Inhalt fokussieren und ihren Recruiting-Texten einen neuen individuellen Anstrich verpassen. Denn bleiben wichtige Positionen in Unternehmen aufgrund schlechter Stellenanzeigen unbesetzt, kann sich das negativ auf die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen auswirken.
Das sind die 5 wichtigsten Recruiting-Text-Trends
Ein authentischer Recruiting-Text, der ein positives Image vermittelt, ist unbedingt erforderlich, um potenzielle Bewerberinnen / Bewerber anzusprechen. So gelingt die optimale Stellenanzeige:
1. Parlando – Geschrieben wie gesprochen
Parlando ist eine Methode, Texte möglichst authentisch und unverfälscht zu gestalten, anstatt sich auf das formale „Personalerdeutsch“ zu beschränken. Dabei werden beispielsweise Neologismen, Anglizismen, andere Grammatikformen, Jugendsprache und Abkürzungen verwendet. Eine im Parlando-Stil verfasste Stellenanzeige zeichnet sich zudem durch eine aktive Schreibweise aus, bei der auf Nominalisierungen verzichtet wird.
Einfache Formulierungen sowie verkürzte beziehungsweise unvollständige Sätze sind ebenfalls typisch. Insgesamt liegt der Fokus darauf, den Text lebendig und nahbar zu gestalten, sodass sich potenzielle Bewerbende schnell angesprochen fühlen.
2. Goodbye Floskeln, jetzt wird’s persönlich
„Teamplayer“, ein „dynamisches Umfeld“, „flache Hierarchien“ und ein „attraktives Gehaltspaket“ – in einer Zeit, in der standardisierte Floskeln in Stellenanzeigen allgegenwärtig sind, ist es entscheidend, den eigenen Recruiting-Text individuell zu gestalten. Mit persönlichen Texten, die mit einer gezielten und maßgeschneiderten Botschaft auf die Bedürfnisse der Talente eingehen, lassen sich generische Anzeigen und überholte Floskeln verhindern. Anhand personalisierter Talentansprachen, die persönliche Botschaften enthalten, kann eine Stellenanzeige eine tiefere Verbindung zu den potenziellen Bewerberinnen und Bewerber herstellen und für höhere Zugriffsraten sorgen.
3. SEM (SEO/SEA)
Der Erfolg einer Stellenanzeige ist ohne das sogenannte Search Engine Marketing (SEM), das sowohl Suchmaschinenoptimierung (SEO) als auch Suchmaschinenwerbung (SEA) umfasst, kaum möglich. Da Google einer der meistgenutzten Startplätze für die Jobsuche ist, ist es sinnvoll, hier alle Bestandteile einer SEM-Strategie einzusetzen.
Beim SEO Marketing spielt insbesondere die Onpage-Optimierung, die die Sichtbarkeit der Stellenanzeige bei Google & Co. verbessert, eine entscheidene Rolle. Mithilfe einer vorangehenden Keywordrecherche können „title tag“, Überschriften-Hierarchie und „Meta-Descriptions“ in Stellenanzeigen so angepasst werden, dass die Reichweite der Anzeige erhöht wird. Ist die Seite, auf der die Anzeige geschaltet wurde, zudem gut strukturiert und lässt sich leicht navigieren, verbessert das nicht nur die Benutzererfahrung, sondern auch die Auffindbarkeit weiterer Angebote.
Im Gegensatz zum organischen SEO Marketing werden beim SEA Marketing bezahlte Anzeigen auf den Ergebnisseiten von Suchmaschinen geschaltet. Stellenanzeigen lassen sich damit gezielt platzieren, was die die Sichtbarkeit des suchenden Unternehmens deutlich steigern kann.
4. Gendern für mehr Inklusivität
Eine inklusive und vielfältige Sprache ist in Stellenanzeigen das A und O. Denn wenn Unternehmen auf geschlechtsspezifische Bezeichnungen verzichten und stattdessen Abkürzungen wie „m/w/d“ oder alternative Zeichen wie „x“, „i“ oder „+“ verwenden, können sie eine breitere Zielgruppe ansprechen. Anstatt sich also an starren Normen zu orientieren, sollten Unternehmen verschiedene sprachliche Optionen nutzen, um die Reichweite ihrer Anzeigen zu erhöhen.
Dazu zählen beispielsweise die Verwendung von Paarformeln, Doppelnennungen, alternativen Schreibweisen, Substantivierungen oder geschlechtsneutrale Ausdrücke. Eine gendergerechte Ansprache in der Stellenanzeige kann dabei helfen, die Kultur des Arbeitgebenden sichtbar zu machen und ein deutliches Zeichen für Diversität und eine inklusive Arbeitsumgebung zu setzen.
5. Jobbranding via Liquid Storytelling
Menschen lieben Geschichten! Das gilt auch, wenn sie einen neuen Arbeitgebenden suchen, der ihre Werte und Vorstellungen vertreten soll. Eine innovative Methode, um Bewerbende in Stellenanzeigen vom eigenen Unternehmen zu überzeugen ist daher das sogenannte „Liquid Storytelling“. Statt allgemeiner Beschreibungen werden hier ganz unterschiedliche Facetten des ausgeschriebenen Jobs beleuchtet, und der potenzielle Bewerbende wird aktiv in die Geschichte einbezogen.
Indem Unternehmen eine eigene Geschichte rund um die Stelle und sich selbst erzählen, heben sie sich von generischen und unpersönlichen Anzeigen ab. Diese Job Stories können redaktionell beispielsweise in Form von Artikeln, Videos oder Podcasts gestaltet werden. Aber auch User Generated Content kann genutzt werden, um mehr Sichtbarkeit zu generieren und eine nachhaltige Verbindung zu Bewerbenden aufzubauen.
Den ersten Schritt wagen
Stellenanzeigen sind oftmals der erste Schritt, um potenzielle Bewerbende anzusprechen und sie für eine offene Position und das werbende Unternehmen zu begeistern. Und da eine schöne Hülle allein nicht ausreicht, kommt es vor allem auf die richtige Ansprache, Authentizität und eine klare Botschaft in den Recruiting-Texten an. Moderne Stilmittel wie Parlando, eine gendergerechte Sprache, Individualisierung, SEM Marketing und Liquid Storytelling können dabei helfen, die Sichtbarkeit zu erhöhen und Bewerbende emotional zu involvieren.
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Dr. Claudia Bibo ist Senior Project Managerin Employer Branding bei Monster Strategic Talent Consulting. Sie gehörte 2006 zum Gründerteam dieses Expertenteams bei Monster Worldwide Deutschland und verfügt über langjährige Erfahrung in Employer Branding, Content Marketing und Personalmarketing. Monster ist eines der bekanntesten Online-Karriereportale in Deutschland mit einem umfassenden Service- und Informationsangebot rund um Beruf und Karriere.