4 Tipps, wie “Mental Empowerment” am Arbeitsplatz gelingt

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Mental Empowerment: Wie kann ein resilienter Umgang mit Krisen und alltäglichem Stress erreicht werden? Tim Thonhauser-Röhrich, FightBack, schildert, was Unternehmen tun können.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland sind immer größer werdenden psychischen Belastungen ausgesetzt, die nicht nur im direkten Arbeitsumfeld zu finden sind, sondern auch eine Folge globaler Krisen wie dem Klimawandel, der Corona-Pandemie oder des aktuellen Ukraine-Kriegs sind. Für Arbeitgeber bedeutet dieser Anstieg, dass ihre Angestellten häufiger wegen psychischer Erkrankungen ausfallen – laut Zahlen der DAK-Gesundheit aus dem aktuellen “Psychoreport” stieg die Anzahl der Krankheitstage aufgrund solcher Ausfälle um über 40 Prozent in den letzten Jahren.

Doch wie kann ein resilienter Umgang mit omnipräsenten Krisen und alltäglichem Stress erreicht werden? Mit Hilfe von Mental Empowerment. Welche Schritte dazu nötig sind und wie Unternehmen diese für ihre Angestellten umsetzen können, lesen Sie im Folgenden:

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1. Austausch über mentale Verfassung anregen

Der erste Schritt zu einem besseren Umgang mit herausfordernden Situationen ist es, diese zu verstehen und einordnen zu können. Wer kein Wissen über gesunde Ernährung hat, weiß nicht unbedingt, welche Lebensmittel dem Körper gut tun. Dasselbe gilt für die mentale Gesundheit. Unser Gehirn und Verhalten sind tiefgehend erforscht, allerdings ist dieses Wissen leider (noch) nicht sehr tief in unserer Gesellschaft verankert und wird teilweise sogar belächelt. Allein die Auseinandersetzung und das Verstehen der Entstehung von Emotionen und Gefühlen kann schon helfen, besser mit diesen umzugehen.

Unternehmen können Angebote für ihre Belegschaft schaffen, die eine Diskussion darüber, was mentales Wohlergehen für jede:n Einzelne:n bedeutet, einen Austausch zu Stressoren und persönliche Mechanismen dagegen anregen. Das Formulieren und Hinterfragen der eigenen Gedanken und Verhaltensmuster sowie der Abgleich mit anderen ist ein niedrigschwelliger Schritt, um das eigene Bewusstsein für psychischen Stress zu schärfen und aktives Handeln statt passivem Reagieren auf Situationen zu ermöglichen.

2. Raum für Austausch schaffen

Über ein erstes Gespräch zum Wohlbefinden hinaus, sollte dieses Thema unbedingt in die Unternehmenskultur eingebaut werden. Ein geeignetes Mittel hierfür sind regelmäßige Check-Ins, wo jede:r ehrlich sagen darf, wie es ihm oder ihr momentan geht und was die Person beschäftigt – auch über die Arbeit hinaus. Diese Termine finden unbedingt separat und ohne anderen Kontext statt, damit sich alle Beteiligten auf Austausch einstellen können und keine anderen Störfaktoren im Meeting selbst hinzukommen. Die Runde sollte hierbei nicht zu groß sein und aus Personen bestehen, die sowieso in einem Team miteinander arbeiten und sich bereits gut kennen.

Wesentlich für einen wertstiftenden Austausch ist es, dass eine vertraute Atmosphäre im Team geschaffen wird. Eine Moderation des Austauschs ist dafür unabdingbar, so dass alle Teilnehmenden gleichermaßen beteiligt werden und Wertschätzung erfahren. Offene Fragen und das Anbieten von Unterstützung können den Druck auffangen und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team.

3. Entschleunigen & Reflektieren ermöglichen

Bestärkt durch den World Economic Forum Report “Future Work Skills“ wurde belegt, dass “weiche” Kompetenzen nun ganz oben auf die Agenda kommen müssen. Nur so können zukunftsfähige Organisationen durch geförderte Kreativität, Stress-Resilienz und innovatives Denken gestaltet werden.

Komplexe Problemlösung, Lernfähigkeit, soziale Führungsqualitäten und Flexibilität müssen trainiert werden. Dafür empfiehlt es sich, über einen gewissen Zeitraum einen regelmäßigen, berufsbegleitenden Rahmen zu bieten. Hierdurch wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geboten, sich dieser essentiellen Fähigkeiten bewusst zu werden und sie schnell in tagesaktuelle Themen anzuwenden.

Für beste Erfolge empfiehlt sich ein wöchentlicher Rhythmus über drei bis sechs Monate, um diese Skills nachhaltig zu integrieren und die unterschiedlichen Zyklen eines Geschäftsjahres zu berücksichtigen. Zusätzliche Präsenzveranstaltungen und Seminare können den langfristigen, berufsbegleitenden Rahmen zudem unterstützen.

4. Körperliche Impulse anbieten

Die eigene physische Verfassung ist ein wichtiger Aspekt für die mentale Gesundheit. Den größten Nutzen haben hierbei Aktivitäten, die regelmäßig und niederschwellig durchgeführt werden können. wie beispielsweise ein wöchentliches Mindfulness-Ritual. Es kann schnell umgesetzt werden und bildet die Basis für körperliches Wohlbefinden. Schultern lockern, eine bewusst aufrechte Haltung einnehmen, einige Male tief ein- und ausatmen und schon sind wir entspannter.

Es ist immer wieder faszinierend, dass der eigene Atem das schnellste und effektivste Entspannungs-Tool ist, das wir alle zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung haben. Ein paar tiefe Atemzüge bei geschlossenen Augen mit der Box-Breathing-Methode (4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen, 4 Sekunden halten) können die Physis bereits verbessern und die Ausschüttung von Serotonin oder Endorphin anregen. Diese Hormone sorgen für stabile Stimmung und lindern Schmerzen.

Wichtig ist, dass sich unser Gehirn einen Moment lang mit etwas anderem beschäftigt und neue Reize empfängt. Wie bei einem Muskel sind Regenerationsphasen für das Hirn essentiell, um den ganzen Tag über Leistung erbringen zu können.

Fazit

Die Aufrechterhaltung der mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden muss für Unternehmen grundsätzlich ein auf Langfristigkeit ausgelegter Prozess sein und nicht als einmalige Health-Offensive verstanden werden. Dazu gehört auch, dass Unternehmen im Falle einer sich anbahnenden psychischen Erkrankung entsprechende Angebote geben, die den Betroffenen beim Umgang mit ihren Problemen und Stressfaktoren helfen. Immer mehr Unternehmen ziehen dazu externe Psychologinnen / Psychologen, Psychologische Beraterinnen und -Berater sowie Coaches hinzu, auf die die Angestellten jederzeit zukommen können, um Lösungen für ihre Probleme zu erarbeiten.

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Foto Tim Thonhauser-Röhrich

Tim Thonhauser-Röhrich ist CEO und Mitgründer der gemeinnützigen Organisation FightBack. Mit dieser bringt er Start-ups, Venturekapitalisten, Organisationen, Unternehmen und Regierungsbehörden weltweit zusammen, um die Idee des impact-getriebenen Entrepreneurships zu verbreiten. Durch Austausch und Vernetzung inspiriert er so die wichtigsten Entscheidungsträger:innen zu einer nachhaltigen und gesunden Zukunft.

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